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Biogas aus Gülle und Mist

Neuartige Biogas-Kleinanlage für Pferdemist

Im Projekt FeBio baut der Anlagenhersteller Ökobit GmbH eine 80 kW-Feststoff-Biogasanlage zur Verwertung von Reststoffen wie Pferdemist, Stroh und Ausputzgetreide in Kirkel-Altstadt (Saarland).

Lesezeit: 5 Minuten

Gemeinsam mit Forschungspartnern baut die Ökobit GmbH im Rahmen des anwendungsorientierten Projekts FeBio eine 80 kW-Feststoff-Biogasanlage zur optimalen Verwertung von Reststoffen wie Pferdemist, Stroh und Ausputzgetreide. Ziel ist es, mit der Kleinanlage per Trockenfermentation eine wirtschaftliche Lösung für diese schwer vergärbaren Substrate zu erarbeiten und sie damit stofflich und energetisch nutzbar zu machen. Der große Vorteil des neuen Anlagentyps ist laut Hersteller eine einfache Bau- und Betriebsweise, die von zukünftigen Betreibern im von Ökobit angebotenen Bauherrn-Modell errichtet werden kann.

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Reststoffe, wie zum Beispiel Pferdemist, Ausputzgetreide oder Landschaftspflegegrün, tragen bislang nur einen geringen Anteil zur gesamten Biogasproduktion bei. Oft lohnt sich der Aufwand nicht, da die Transportkosten zur nächstgelegenen Biogasanlage für die lokal anfallenden Mengen hoch sind und der hohe Strohanteil im Pferdemist zu Problemen in herkömmlichen Biogasanlagen führen kann. Zudem nehmen viele Biogasanlagen aufgrund von Fremdstoffen im Input, wie Halfter oder Hufeisen, und dem damit verbundenen Risiko der Beschädigung von Rührwerken oder Pumpen auch keinen Pferdemist an.

Fahrsilo-Bauweise

Hier könnte die Trockenfermentation in Fahrsilo-Bauweise einen klaren Vorteil bieten, da im Substrat-Raum keine beweglichen Komponenten vorhanden sind und der Betrieb daher mechanisch sehr robust ist. Damit können landwirtschaftliche Betriebe von der Nutzung ihrer eigenen Reststoffe in einer Biogasanlage profitieren, wie zum Beispiel Reitstall-Betreiber Horst Körner dies mit der projektierten Pilotanlage anstrebt.

Die Umsetzung der eigentlichen Gaserzeugungseinheit erfolgt in Fahrsilo-Bauweise: Der Fahrsilo-Fermenter ist vergleichbar mit „einer langen, in den Boden eingelassenen Garage ohne Dach die nach der Befüllung bzw. Entleerung mit einer Planen-Abdeckung versehen wird“, erläutert Eike Ziegler, der bei Ökobit GmbH Projektverantwortlicher im Bereich Business Development ist.

Die FeBio-Anlage ist aufgrund ihrer modularen, kompakten Bauweise flexibel und kann an die Bedürfnisse vor Ort angepasst werden. Die Anbindung ist nach Herstellerangaben unkompliziert und der Aufwand für die Installation sei deshalb gering. Das gelte auch für den Betrieb, denn der Behälter lasse sich einfach mit einem Radlader befüllen und entleeren. „Mit dem Einsatz der Trockenfermentation erschließen wir einen neuen Kundenkreis, indem Pferdemist als Substrat stofflich verfügbar gemacht wird“, sagt Christoph Spurk, geschäftsführender Gesellschafter der Ökobit GmbH und Leiter Geschäftsentwicklung und Vertrieb.

Vorteile der kleinen Einheit

Die Vorteile kleiner Biogasanlagen liegen schon lange auf der Hand: Das regional produzierte Biogas wird in einem Blockheizkraftwerk (BHKW) zu elektrischem Strom und Wärme umgewandelt. Die anfallende Wärme lässt sich wiederum für den Biogasprozess und zur Beheizung von Betriebsgebäuden und Wohnräumen einsetzen. Diese Anlagen tragen damit zur dezentralen, CO₂-neutralen Energieversorgung bei und ermöglichen eine Rückführung der am Nährstoff-Kreislauf beteiligten Substanzen. Die Nutzung der Gärprodukte stellt eine ökologische Alternative zu mineralischem, groß-industriell hergestelltem Dünger dar und weist eine bedeutend bessere Klimabilanz auf, wobei auch die Nitratfrachten im Grundwasser reduziert werden können.

Die lokale Feststoffverwertung in einer Kleinanlage war bisher für Landwirte nur in wenigen Fällen eine rentable Option. Die Vergütung nach der aktuellen Fassung des EEG fiel für diese Anlagen einfach zu gering aus, um sie profitabel zu halten. Dies soll sich mit dem neuen Anlagentyp und dem Fokus auf der Vergärung von Reststoffen ändern. Ein Ziel des Projektes ist es genau an dieser Stelle anzusetzen und Betreibern eine effiziente und wirtschaftliche Lösung anzubieten. „Unser Bauherrenmodell bietet für Pferdebetriebe eine kostengünstige Lösung zur Nutzung Ihres Wirtschaftsdüngers, so dass sie endlich von der Sondervergütungsklasse im EEG profitieren und einen Beitrag für Klimaschutz und Energiewende leisten können“, bekräftigt Spurk.

Außerdem wollen die Verbundpartner durch eine kompakte, einfache Bauweise möglichst hohe Stückzahlen erreichen, damit die Biogasnutzung ihren positiven Effekt im Hinblick auf eine nachhaltige Energieerzeugung voll entfalten kann. Das Besondere an der von Ökobit weiterentwickelten Biogasanlage ist, dass sie modular aufgebaut ist und die einzelnen Anlagenteile im Projektablauf skaliert werden können.

Weitere Reststoffe im Blick

Zunächst sollen landwirtschaftliche Reststoffe von Pferdehöfen eingesetzt werden; später soll für die Trockenfermentation gegebenenfalls eine Anpassung des Prozesses auf weitere Abfall- und Reststoff-Ströme erfolgen. Es wird damit gerechnet dass die inputvariablen Anlagen des neuen Typs nicht nur wenig und gleichzeitig gut planbaren Arbeitsaufwand erfordern, sondern auch mit geringen Kosten betrieben werden können.

Das Projekt wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert und vom Projekt-Träger Jülich betreut. Verbundpartner im FeBio-Projekt sind die Ökobit GmbH als Anlagenentwickler, die Universität Hohenheim für die Analyse und Beurteilung der Substrate und Gärreste, die IZES gGmbH (Institut für Zukunfts-Energie- und Stoffstromsysteme) für die Koordination des Forschungsvorhabens sowie der Reitstall-Inhaber und Landwirt Horst Körner als Investor und Betreiber. Die Arbeiten zur Innovationsberatung und zum Ergebnistransfer werden unter Begleitung des Internationalen Biogas und Bioenergie Kompetenzzentrums (IBBK) durchgeführt, wobei u. a. auch Workshops für fachlich Interessierte angeboten und auf Fachtagungen Informationen bereitgestellt werden.

Weitere Informationen zu dem Projekt finden Sie unter: https://www.izes.de/de/projekte/febio

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