„Für ein solides Biomethan-Projekt ist es stets vorteilhaft, konservativ zu planen und dann zusätzlich entstehende Erlöse, zum Beispiel aus der Doppelanrechnung, mit zu erwirtschaften“, sagte Carsten Steentjes, Vertriebsleiter der PlanET Biogastechnik bei der diesjährigen Winterakademie des Biogasanlagenherstellers, die dieses Jahr erstmals am neuen Firmensitz in Gescher stattfand. Mit der Strategie stehe man auf festen Boden.
Aufbereitung und CO₂-Vermarktung
PlanET hat in seiner 25-jährigen Unternehmensgeschichte 600 Biogas- und 80 Biomethananlagen konstruiert. Bereits vor über zehn Jahren hat das Unternehmen die erste Biomethan-Anlage entwickelt. Anna-Lena Voigt, Spezialistin in Sachen Gas Processing bei PlanET, stellte die effektivsten technischen Varianten vor: das Druckwechselabsorptionsverfahren (PSA) und das Membranverfahren. Beides sind bewährte und kosteneffiziente Verfahren, um das Biomethan aus dem Biogas zu extrahieren.
Auch für das Nebenprodukt Kohlendioxid gibt es in Deutschland einen attraktiven Abnehmerkreis. Darauf macht Thorsten Rohling von agriportance GmbH aufmerksam. Neben dem Verkauf des Kohlendioxids an die Industrie ist der Erlös aus der Treibhausgasminderungsquote attraktiv. Je nach Anlagengröße kann dieser bei zu 800.000 € Mehrerlös liegen, wie der Bioinformatiker in einer Modellrechnung veranschaulichte.
Die Nachhaltigkeitszertifizierung
Will man als Anlagenbetreiber davon profitieren, ist eine Nachhaltigkeitszertifizierung unumgänglich. Die rechtliche Ableitung dafür aus der EU-Richtlinie für Erneuerbare Energie (RED II) erläuterte Peter Jürgens von REDcert GmbH. Die Teilnehmer diskutierten in dem Zusammenhang über die sogenannte Doppelanrechnung. Sie basiert auf das Inverkehrbringen von Biokraftstoffen. Die Mineralölhersteller senken damit den Anteil an fossilen Brennstoffen und reduzieren die Emission von Kohlendioxid. Die Nachweispflicht obliegt dem Inverkehrbringenden, beispielsweise der Tankstelle. Sie verlangen vom Lieferanten der Biokraftstoffe einen Nachweis der Nachhaltigkeit. Es entsteht eine Kaskade. Denn der Betreiber von Biogas- oder Biomethananlagen ist in der Wertschöpfungskette eingebunden. Kurzum: Ohne Zertifikat kein Geld.
Mehr Biomethan gefragt
Mit dem Punkt fand Carl Bennet Nienaber von der Kanzlei von Bredow Valentin Herz eine gute Überleitung zur Zukunft der RED II. Die Europäische Union (EU) arbeitet an einer Novelle, die in die Renewable Energy Directive III (RED III) münden wird. So soll nach den Vorstellungen der EU-Kommission bis 2030 der Biomethananteil um das Zehnfache auf 35 Mrd. m³ steigen.
Diese Sichtweise untermauert das Argument, das Constantin Veitl von Landwärme GmbH, zu Beginn des Biomethan-Tages für den Energieträger anführte. Das Nutzungspotenzial sei aber von der Industrie noch nicht erkannt worden. Nach Veitls Auffassung wird es das, sobald die Abgabe der Kohlendioxidemission in den Büchern der Unternehmen deutlich sichtbar wird. Denn das ist gesetzt: Die Kosten je Tonne Kohlendioxidausstoßes werden kontinuierlich steigen. Treibhausgasminderung wird dann die neue Währung sein. Der Energiewirtschaftler sieht die Zukunft der Energieversorgung im Dreiklang aus grünem Wasserstoff, erneuerbarer Energie und Biomethan.
Neue Finanzierungswege
Zum Schluss des Tages öffnete Andreas Berens, Experte für Investitionskapital, Perspektiven für Finanzierungswege. Die Beschaffung von Fremdkapital laufe heute nicht ohne einen soliden Finanzierungsplan. Dabei solle auch ein Leasing-Modell in Erwägung gezogen werden. Es beinhalte respektable steuerliche Attraktivität, so der diplomierte Betriebswirt und Inhaber von Berens – Energie-Finanzierung.
Der große Zuspruch der Veranstaltung motiviert PlanET weitere Veranstaltungen dieser Art im Laufe des Jahres anzubieten. Dazu gehört auch eine Besichtigungstour von Biogas- und Biomethananlagen nach Frankreich. Die Veranstaltungen werden auf der Webseite des Unternehmens veröffentlich oder sind im Newsletter, der unter https://planet-biogas.de/aktuell/newsletter/ abonniert werden kann, nachzulesen.