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Geflügel: Tiergesundheit im Mobilstall​

Über die Gesundheit von im Mobilstall gehaltenem Geflügel wird immer wieder kontrovers diskutiert. Wir haben einen Fachtierarzt für Geflügel gebeten, zu einigen Punkten Stellung zu nehmen.​

Lesezeit: 4 Minuten

Dieser Artikel erschien zuerst im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben.

Wochenblatt: Herr Dr. Düngelhoef, leidet ­Geflügel in Mobilställen mehr unter gesundheitlichen Problemen als in Festställen?

Dr. Düngelhoef: Grundsätzlich können alle in Festställen auftretenden Erkrankungen auch im Mobilstall beobachtet werden. In unserem Praxisgebiet kann ich jedoch keine Häufung von Erkrankungen im Mobilstall im Vergleich zum Feststall be­obachten. Lassen sich Betriebe professionell beraten, so sehe ich gene­rell einen guten Gesundheitszustand der Herden.

Der Gefiederzustand ist meist bis zum Ende der Legeperiode sehr gut. Der Vorteil eines Mobilstalls ist ja das regelmäßige Versetzen, sodass tatsächlich stets Zugang zu Aufwuchs, also besonders viel Beschäftigungsmaterial besteht. Federpicken aufgrund von Rohfasermangel stellt daher bei einem regelmäßig versetzen Mobilstall eine absolute Ausnahme dar.

Wie sieht es mit Nährstoff­imbalanzen aus?

Dr. Düngelhoef: Probleme mit Kannibalismus durch eine unzureichende Nährstoffversorgung nach Futterselektion treten in Mobilställen bei korrekt eingestellter Kettenfütterung genauso selten auf wie bei Festställen. Schwieriger zu managen sind die bei kleineren Mobilställen häufiger anzutreffenden ad-libitum-Fütterungen. Wenn man hier nicht darauf achtet, dass die Tröge täglich einmal leergefressen werden, kann es tatsächlich gehäuft zu Problemen kommen. Das Selbstmischen von Legehennen­futter birgt einige Risiken. Meist werden dafür Hammermühlen verwendet. Die Futterstruktur ist dann oft inhomogen. Das kann das Auftreten von Kannibalismus begünstigen. Die mobile Haltungsform an sich ist hierfür aber nicht kausal.

Das heißt, in Mobilställen gibt es tendenziell sogar einen beson­ders guten Gesundheitsstatus, wenn der Tierhalter über ein gutes Fachwissen aber auch eine gute technische Ausstattung verfügt?

Dr. Düngelhoef: Das ist richtig. Die meisten Mobilstallhalter sind Quereinsteiger in die Geflügelhaltung, manche kommen nicht einmal aus der Landwirtschaft. Aufgrund der geringen Bestandsgröße und somit wenig Umsatz, ist die Beratung durch Futtermittelunternehmen, Junghennenaufzüchter und auch Fachtierärzte teilweise sehr gering. Es helfen der Anschluss an den beratenden Bundesverband Mobile Geflügelhaltung und der Besuch von Schulungen.

Bei fehlendem Wissen können schnell gra­vierende Fehler in der Tierhaltung auftreten. Dadurch werden Erkrankungen begünstigt. Das ist aber kein Unterschied zur Feststallhaltung. Dort ist nur der Wissens­transfer manch­mal einfacher.

Gibt es im Mobilstall ein höheres Risiko, an Geflügelpest zu erkranken?

Dr. Düngelhoef: In Bezug auf das Auftreten des Aviären Influenza Virus (AIV) wurde zu Beginn des Booms der Mobilstallhaltung vermutet, dass die nunmehr flächendeckend auftretenden Mobilstallhaltungen bald zu großen Problemen mit dieser Tierseuche führen würden.

Der Freilandhaltung wird generell ein höheres Risiko für den Eintrag von AIV beigemessen. Die Umsetzung von Grundprinzipien der Bio­sicherheit wie das Einrichten einer Hygieneschleuse ist teilweise in Mobilställen etwas schwieriger, aber nicht unmöglich.

Fakt ist, dass es trotz der über 10 .000 Mobilställe deutschlandweit bislang kaum zu Primärausbrüchen von AIV in diesen Haltungen kam. Die Ursache hierfür ist nicht abschließend geklärt, es könnte aber an der geringeren Lüftungsleistung dieser kleinen Ställe liegen. Einige ver­fügen nur über eine natürliche Lüftung. Erregerhaltige Aerosole, die mittlerweile als häufigste Eintragsquelle von AIV angesehen werden, gelangen somit seltener in einen Mobilstall.

Die Schwarzkopfkrankheit wird insbesondere bei Freiland- und Biolegehennenhaltungen in Festställen vermehrt beobachtet. Trifft dies auch auf Mobilställe zu?

Dr. Düngelhoef: Bislang habe ich die Schwarzkopfkrankheit in Mobilställen nur in wenigen Fällen festgestellt. Unter Umständen ist die tatsächliche Verbreitung des Erregers jedoch viel größer, was serologische Untersuchungen andeuten.

Warum die Schwarzkopfkrankheit in Mobilställen bislang noch nicht so häufig beobachtet wird, könnte daran liegen, dass die meisten Betriebe noch recht neu sind. Weil die Ställe häufiger versetzt werden, kommen die Tiere zudem seltener in Kontakt mit Blinddarmwurmeiern. Diese sind die Vektoren für die Übertragung der Schwarzkopfkrankheit. Der genaue Prozess, der zur Entstehung der Schwarzkopfkrankheit führt, ist allerdings von der Wissenschaft noch nicht hinreichend erforscht.

Ist die parasitäre Belastung von Tieren in Mobilställen ausgeprägter als in Festställen?

Dr. Düngelhoef: Bezüglich des Wurmbefalls hat man sich eine niedrigere Befallsrate im Vergleich zu Festställen versprochen. Ob das wirklich so ist, lässt sich schwer sagen, denn Wurmbefall kommt auch im Mobil­stall häufig vor. Fest steht, dass es für Freilandhaltungen, egal ob im Fest- oder Mobilstall, ein ­höheres Risiko für den Eintrag von Wurmeiern im Vergleich zu Boden- und Käfighaltungen gibt. Bei Wurminfektionen handelt es sich um fäkal-orale Infektionen, das heißt es kommt über das Aufpicken wurmeihaltigen Kotes zur Infektion. Feuchte Umgebung fördert das Überleben und die Ausreifung von Wurmeiern.

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