Die Reduzierung der Ammoniak-Emissionen (NH3) in der Geflügelhaltung ist eine zentrale Vorgabe aus der TA-Luft. Diese fordert eine Senkung bis zu 70 %, um u.a. die Versauerung der Böden und die Umwandlung in Lachgas N2O zu reduzieren. Bekannter Hebel ist die Reduzierung des Rohproteins im Futter (Faustregel – 1 % XP bringt – 10 % NH3).
Doch auch die Tierschutzverordnung gibt einen Grenzwert von maximal 20 ppm NH3 vor, und die sind schnell erreicht, sagte Dr. Benedikt Thesing von den Grillo Werken. Auf der Bioland-Geflügeltagung in Bonn schilderte er, was Einfluss auf die NH3-Bildung hat: Neben dem Haltungssystem sind es die Einstreu samt Management, die Einstreufeuchte und der pH-Wert, die Stalltemperatur und relative Luftfeuchte, Wetter, Lüftung, Heizung, Futter sowie Alter der Tiere und die Besatzdichte.
Um die Ammoniak-Emissionen gering zu halten, sollten Stall und Einstreu auf jeden Fall warm und trocken gehalten werden bei niedriger Luftfeuchte. Die NH3-Bildung reagiere zudem sensibel auf eine pH-Wert Verschiebung. Alle Werte über pH 7 führen zu NH3 Bildung, alle unter pH 5 zu NH4. Zur Erinnerung: NH3 verflüchtigt sich in der Stallluft, Ammonium NH4 hingegen lagert sich als Salz in der Einstreu fest. Das macht im Stall keine Probleme, vielmehr erhöht sich dadurch der Düngewert der Einstreu später.
Neuartige Einstreu entwickelt
Zusammen mit der Hochschule Osnabrück hat Grillo die neuartige Einstreu ImproBed in Pelletform entwickelt. Diese bestehen aus 80 % Stroh und 20 % Schwefelsalz. Klassisch ausgebracht im Stall – mit Verteilschaufel oder Düngerstreuer – sollen die Pellets den pH-Wert um 2 senken können. Zudem reduziere sich die mikrobielle Aktivität, sagt Thesing. Durch den Schwefelanteil wandele sich NH3 zu Ammoniumsulfat um.
Die Hochschule hatte die Praxisversuche an zwei Standorten wissenschaftlich begleitet. Es gab drei Messdurchgänge und Gasmessungen an sechs Mal 42 Tagen.
Funktioniert das?
Dr. Thesing berichtete den Bioland-Mitgliedern, dass ImproBed die NH3-Emissionen im Versuchsstall um 58,2 % reduziert habe. Und gegenüber dem TA-Luft Grenzwert habe sich eine Minderung um 82 % gezeigt. Ein Luftwäscher sei daher mit dieser Einstreu theoretisch - zumindest auf NH3 bezogen - nicht mehr erforderlich (Beim Thema Staub gilt weiter eine Reduktionspflicht von 70 %).
Die Nährstoffbilanzierung zeige zudem eine höhere Fixierung von N in der Mistauflage sowie eine deutliche Reduktion der gasförmigen N-Verluste: Im Versuchsstall betrug der Gasverlust 14 kg gegenüber 48 kg N im Kontrollstall. Somit konnten 34 kg N im System behalten werden.
ImproBed ist laut Grillo DLG-anerkannt (Blatt 7449) und ein zugelassener Futtermittelzusatzstoff. Die Pellets seien ungefährlich, könnten in Biogasanlagen vergärt werden und hätten keinen Einfluss auf den Betonboden. Untersuchungen hätten auch gezeigt, dass sie sich positiv auf die Fußballengesundheit auswirken und die Keimbelastung senken. Die Einstreu würde auch in geringem Maße von den Tiere gefressen, habe jedoch keine Auswirkungen.
Auf Nachfrage der Bioland-Praktiker erklärte Dr. Thesing noch, dass diese neue Einstreu zwar nicht auf der Bio-Positivliste stehe, aber auch nicht verboten sei. Es sei ein Graubereich, aus Sicht der anwesenden Biolandberater aber kein Problem.
ImproBed kostet 370 €/t ab Werk und wird in BigBags geliefert. Künftig soll es die Pellets auch lose geben.
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