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topplus Ergebnis Pute@Praxis-Projekt

Puten mit intakten Schnäbeln verletzen sich und Kosten steigen um 10 - 15 %

Puten mit intakten Schnäbeln zu halten ist in der Praxis (noch) nicht umsetzbar. Das war das Fazit des Projekts #Pute@Praxis. Praktiker und Wissenschaftler berichteten auf Haus Düsse von ihren Erfahrungen.

Lesezeit: 3 Minuten

„Man verliert die Lust an der Tierhaltung, wenn man teilweise die Verletzungen sieht“, bilanzierte ein Landwirt, der während der Projektlaufzeit Puten mit intakten Schnäbeln hielt.

„Man geht nicht mehr gerne in den Stall, weil man schon weiß, was einen dort erwartet“, erklärte ein anderer Putenhalter. Wieder ein anderer Praktiker sagte weniger schlimme Erfahrungen gemacht zu haben und ein weiterer hielt bereits vor dem Projekt Puten mit intakten Schnäbeln. Schlussendlich war das Fazit des Projekts #pute@praxis, das die Projektbeteiligten im Versuchs- und Bildungszentrum Haus Düsse vorstellten, eher ernüchternd als Hoffnung stiftend.

Wissenschaft in die Praxis bringen

An dem Modell- und Demonstrationsvorhaben Tierschutz (MuD) nahmen sechs Praxisbetriebe teil, um herauszufinden, ob die Haltung von Puten mit ungekürzten Schnäbeln gelingt. Hintergrund der Fragestellung ist ein von der Bundesregierung geplantes Gesetz zur Putenhaltung, in dem das Schnäbelkürzen verboten ist.

Laut Tierschutzgesetz ist das Schnabelkürzen als nicht kurativer Eingriff schon jetzt verboten und Bedarf einer Ausnahmegenehmigung durch die Behörde. Diese wird bislang immer erteilt, weil es ohne Kürzen nicht funktioniert. In Niedersachsen beispielsweise ist beim Schnabelkürzen die Gabe eines Schmerzmittels erforderlich.

„MuD-Projekte sind keine Forschungsprojekte, sondern sollen die Lücke zwischen Wissenschaft und Praxis schließen“, erklärte Saskia Simonovic von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung. Die sechs unterschiedlichen Betriebe probierten während der Projektlaufzeit von insgesamt 3,5 Jahren also aus, Forschungsergebnisse in der Praxis umzusetzen.

Wie hoch ist der Betreuungsaufwand?

Die Projektlaufzeit beinhaltete drei Mastdurchgänge. Trotz des Angebots verschiedenster Beschäftigungsmaterialien und Funktionsbereiche ließ sich das Problem des multifaktoriellen Beschädigungspickens nicht beheben.

„Wir haben starke herdenindividuelle Variationen gesehen“, erklärte Pia Niewind von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Eine Erkenntnis war, einen Notfallkoffer mit verschiedensten Beschäftigungsmaterialien bereit zu halten, sodass Halterinnen und Halter schnell reagieren können.

Ein weiteres Ergebnis des Projekts war, dass die Tierbetreuung mit bis zu sechs Kontrollgängen am Tag viel intensiver war als in Beständen mit gekürzten Schnäbeln. „Es ist wichtig, dass Verbraucher, Forschung, Wissenschaft, Wirtschaft und auch Praxis an einem Strang ziehen und gemeinsam Lösungen erarbeiten“, so Pia Niewind.

Und betriebswirtschaftlich?

Betriebe, die Puten mit intaktem Schnabel halten, müssen mit einer Kostensteigerung von 10-15 % rechnen, erklärte Mandes Verhaagh vom Thünen-Institut den betriebswirtschaftlichen Aspekt. „Noch ist die Putenhaltung mit intakten Schnäbeln in der breiten Masse nicht umsetzbar“, schlussfolgerte Heinrich Bußmann vom Geflügelwirtschaftsverband Nordrhein-Westfalen am Ende der Veranstaltung.

Das Projekt habe aber auch gezeigt, dass es nicht so ist, dass es gar keine Aussicht auf eine mögliche Umsetzung gibt. Er appellierte am Ende in Richtung des Lebensmitteleinzelhandels: „Die Händler sind gefordert, mehr für Putenfleisch aus Deutschland zu bezahlen“, sagte er. Denn von der öffentlichen Hand sei nichts zu erwarten.

Über die detaillierten Projektergebnisse lesen Sie hier bald mehr...

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