Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

topplus Klimaschutz

Experten unterstützen Honorierung von Ökosystemleistungen im Wald

Nur so sind laut den Fachleuten Waldumbau und nachhaltige Bewirtschaftung des Waldes gewährleistet. Bei der Ausgestaltung des Vergütungssystems gehen die Meinungen jedoch auseinander.

Lesezeit: 4 Minuten

Forstexperten sind sich einig: Waldbesitzer sollten für ihre Ökosystemleistungen angemessen honoriert werden. Bei Umfang und Finanzierungsmodell scheiden sich jedoch die Geister, wie gestern bei einer Anhörung im Ernährungsausschuss des Bundestages deutlich wurde. Im Mittelpunkt der Debatte stand der Antrag der CDU/CSU-Fraktion zur Schaffung eines Vergütungssystems für die Waldbewirtschaftung.

Holzerlöse reichen für nachhaltige Bewirtschaftung nicht aus

Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Prof. Bernhard Möhring von der Georg-August-Universität Göttingen wies in seinem Statement darauf hin, dass Holzerlöse allein unter den Bedingungen des Klimawandels nicht mehr ausreichen, um eine nachhaltige Waldbewirtschaftung aufrechterhalten zu können. Hauptgründe seien die großen Schäden durch Extremwetterereignisse der letzten Jahre und der sehr hohe Anpassungsbedarf an den Klimawandel. Hinzu kämen die Strukturprobleme im kleinstrukturierten Nichtstaatswald und die Tatsache, dass die Holzerlöse langfristig in Realwerten deutlich gesunken seien.

Möhring begrüßt deshalb eine Honorierung der Ökosystemleistungen. Er schlägt vor, zur Finanzierung den Klima- und Transformationsfonds (KTF) einzusetzen, „denn er wird gespeist aus Mitteln der Klimaabgabe, von den CO2-Verursachern, und ist langfristig angelegt“. Die Mittel aus dem KTF sollten auf die Sicherung der Ökosystemleistungen von Wäldern und nachhaltiger Forstwirtschaft ausgerichtet werden, die durch den Klimawandel gefährdet seien.

Der Forstexperte empfiehlt darüber hinaus das international diskutierte Konzept des „Climate-Smart Forestry“ als Vorbild für eine klimaschützende Bewirtschaftung. Es beruhe auf der CO2-Speicherung in Wäldern und Holzprodukten in Verbindung mit der Bereitstellung anderer Ökosystemleistungen, der Stärkung der Resilienz und Gesundheit der Wälder und das Ersetzen nicht-erneuerbarer, CO2-intensiver Produkte, durch nachhaltige Holznutzung. Dies sollte Leitbild einer im umfassenden Sinne nachhaltigen Waldpolitik - auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene – werden, rät Möhring.

Der Präsident der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände (AGDW) - Die Waldeigentümer, Prof. Andreas Bitter, stellte sich grundsätzlich hinter den Antrag der CDU/CSU-Fraktion, ein Honorierungssysteme für die Ökosystemleistungen des Waldes zu entwickeln. Der Antrag nenne bereits wesentliche Elemente eines solchen Systems und setze bei der Bewirtschaftung und der nachhaltigen Nutzung des Waldes an, lobte Bitter.

Honorierung am aktuellen CO2-Preis ausrichten

Richtig ist nach seiner Auffassung auch die angedachte Honorierung auf Basis des aktuellen CO2-Preises sowie eine möglichst unbürokratische Umsetzung, die auch Chancen für den Kleinprivatwald mit einer Durchschnittsfläche von unter drei Hektar böte. Daher sollten die bestehenden und etablierten Zertifizierungssysteme für eine Honorierung genutzt werden, „weil das Programm für alle Waldbesitzgrößen offen sein sollte“, sagte Bitter.

Bewirtschaftung auch ohne Holznutzung ermöglichen

Prof. Pierre Leonhard Ibisch von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) macht die Honorierung von Ökosystemleistungen von grundlegenden Prinzipien abhängig: Diese müssten unter anderem wissenschaftliche Fundiertheit und Nachprüfbarkeit, ökologisches Primat, Umsetzbarkeit und Entwicklungsfähigkeit sowie gesellschaftliche Transparenz und Akzeptanz genügen.

Ibisch zufolge werden aus ökologischer Sicht auch Modelle benötigt, die die Finanzierung und Bewirtschaftung von Waldeigentum auch ohne Holznutzung möglich machten beziehungsweise eine derartige lenkende Wirkung entfalteten, dass andere als nur versorgende Ökosystemleistungen priorisiert werden könnten. Er drängt darauf, dass ein System der Honorierung von Ökosystemleistungen auf eine dringend benötigte Lenkungswirkung abziele. Es müsse unbedingt vermieden werden, dass ausschließlich auf isolierte Funktionen wie Kohlenstoffspeicherung im Holz fokussiert werde und dass eine Bewirtschaftung die Funktionstüchtigkeit des Waldes mittel- oder langfristig beschädige, mahnte der Waldbiologe.

Prämienmix für unterschiedliche Waldtypen

Vielmehr gehe es um die Honorierung von möglichst vielen regulierenden Ökosystemleistungen, die auch zur Stabilisierung der Ökosysteme beitrügen. Ibisch empfahl „dringend“, zukünftig einen Prämienmix vorzusehen, so dass je nach Management, Waldtyp und Standort mit unterschiedlichen Ökosystemleistungen Geld verdient werden könne. Eine unterdurchschnittlich ausfallende Leistung sollte nicht honoriert werden, wobei eine Verbesserung der Situation im Laufe der Zeit dazu führen könnte, dass Flächen in die Förderung geraten.

Waldbesitzer und -bewirtschafter können unterdessen ab dem 12. November 2022 auf www.klimaanpassung-wald.de im Rahmen des neuen BMEL-Programms „Klimaangepasstes Waldmanagement“ Fördergelder für ihre nachhaltigen Maßnahmen im Wald beantragen. Gefördert werden Betriebe, die ihre Wälder nach Kriterien bewirtschaften, die sowohl über den gesetzlichen Standard als auch über bestehende Zertifizierungen wie PEFC und FSC nachweislich hinausgehen. Im Jahr 2022 gestellte Anträge werden auf de-minimis-Basis bewilligt. Damit ist dementsprechend eine Fördersumme von maximal 200.000 € in drei Jahren möglich. Für Anträge ab dem Jahr 2023 strebt das BMEL eine beihilferechtliche Freistellung an, damit die de-minimis-Auflage wegfallen kann. Über das neue, bundesweite Förderprogramm können bis Jahresende 200 Millionen Euro abgerufen werden. Das Programm ist Teil der „Honorierung der Ökosystemleistung des Waldes und von klimaangepasstem Waldmanagement“. Dafür stehen aus dem Klima- und Transformationsfonds 900 Mio. € bis zum Jahr 2026 bereit.

Mehr zu dem Thema

top + Das Abo, das sich rechnet: 3 Monate top agrar Digital für 9,90€

Unbegrenzter Zugang zu allen Artikeln, Preis- & Marktdaten uvm.

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.