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Wildverbiss: So unterscheiden Sie Fraßbilder sicher

Frische Knospen und Triebe von Gehölzen schmecken verschiedenen Tierarten. Der Verursacher lässt sich jedoch häufig ermitteln, wenn man sich die Verbissstelle genau anschaut.

Lesezeit: 4 Minuten

Unser Autor: Dr. Thomas Kudernatsch, Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF)

Eine artenreiche und gesunde Waldverjüngung ist der Grundstein für stabile, zukunftsfähige und hochwertige Waldbestände. Doch manche Tierarten haben die frischen Knospen und Zweige der jungen Bäume im wahrsten Sinne des Wortes zum Fressen gern.

Nimmt der Verbiss überhand, kann es zu Schäden an der Waldverjüngung kommen. Dazu zählen beispielsweise Ausfälle von Verjüngungspflanzen, Wachstumseinbußen oder Qualitätsverluste. Auch kann es durch den ­selektiven Verbiss besonders „schmackhafter“ Baumarten wie Eiche oder Tanne zu einer Entmischung der Jungbestände kommen.

Damit Waldbesitzer oder Förster in geeigneter Weise darauf reagieren können, müssen sie herausfinden, welches Tier der Verursacher ist. Doch wie lässt sich das erkennen?

Appetit auf frische Knospen

Grundsätzlich gibt es zahlreiche Tierarten, die an den Trieben und Knospen junger Bäume fressen, da sie von Natur aus einen wich­tigen Nahrungsbestandteil für ­viele Waldbewohner darstellen. Einen nennenswerten Einfluss auf die Entwicklung der Waldverjüngung haben jedoch nur wenige Tierarten.

Der mit Abstand bedeutendste Verbissverursacher in unseren Wäldern ist das Schalenwild, insbesondere Reh- und Rotwild. Lokal kann auch Verbiss durch Hasen ­eine Rolle spielen. Triebverbiss durch Kleinsäuger wie Mäuse oder Eichhörnchen kommt ebenfalls vor, ist aber insgesamt von untergeordneter Bedeutung. Im Weiteren wird daher vor allem der Verbiss durch Schalenwild und Hasen näher unter die Lupe genommen.

Den „Täter“ ermitteln

In den meisten Fällen lassen sich die jeweiligen Verbissverursacher anhand bestimmter Merkmale sicher bestimmen. Die Unterschiede zwischen den Verbissbildern beruhen dabei im Wesentlichen auf den unterschiedlichen Gebissausprägungen sowie der unterschiedlichen Größe und Lebensweise der Tierarten.

Wiederkäuende Schalenwildarten wie Reh- oder Rotwild haben zum Beispiel im Oberkiefer keine Schneidezähne, sondern eine Kauplatte. Die Triebe werden daher eher „abgerupft“ und gequetscht. Hasen besitzen im Ober- und Unterkiefer dagegen scharfe Schneidezähne. Die Verbissoberfläche ist daher in der Regel glatt, der Trieb nicht gequetscht. Auch die je nach Tierart verschiedenen Verbisswinkel sind auf die unterschiedlichen Gebissformen zurückzuführen.

Die Körpergröße der Wildtiere hat ebenfalls einen Einfluss auf die Verbissbilder. Während beispielsweise Hasenverbiss immer nah der Bodenoberfläche anzutreffen ist, lässt sich Verbiss durch Rotwild auch in 2 m Höhe finden.

Typisch Schalenwild

Die meisten Schäden an jungen Waldbäumen entstehen durch das Schalenwild, wobei bevorzugt ­Eichen, Edellaubbäume (zum Beispiel Ahorn, Esche) oder Tannen verbissen werden. Knospen und Triebe werden überwiegend während der Wintermonate aufgenommen, wobei an Edellaubbäumen auch sogenannter Sommerverbiss eine wichtige Rolle spielen kann. Die Höhe der Verbissstellen variiert entsprechend der Größe der Tiere und liegt beim Rehwild ­(ohne Schneedecke) zumeist zwischen 20 und 90 cm. Beim größeren Rotwild reicht die Verbisshöhe entsprechend höher.

Die Abbissstelle selbst zeigt als wichtigste Merkmale eine gelegentliche (Rehwild) bis häufige (Rotwild) Quetschung des Triebes, eine überwiegend raue bis gefranste Oberfläche (durch „Abrupfen“) sowie einen in der Regel flachen Verbisswinkel (0 bis 30°).

Typisch Feldhase

Hasen haben eine Vorliebe für Laubbäume, wobei Buchen ganz oben auf der Speisekarte stehen. Ähnlich wie bei den Schalenwildarten werden die jungen Bäume bevorzugt während des Winters verbissen, wobei besonders Waldrandbereiche gerne aufgesucht werden. Die Verbisshöhe von Hasen liegt meist zwischen 20 und 50 cm (ohne Schnee).

Durch das „Abschneiden“ des Triebes mit den scharfen Schneidezähnen ist die Verbissoberfläche in der Regel glatt und kaum ausgefranst. Auch eine Quetschung des Triebes ist nicht zu beobachten. Der Verbisswinkel ist deutlich steiler als beim Schalenwild und liegt in der Regel zwischen 30 und 60°. Aufgrund der scharfen „Schneidwerkzeuge“ des Hasen wirken die verbissenen Triebe teilweise so, als wären sie mit einer Gartenschere abgeschnitten worden.

Es gibt auch Grenzfälle

Trotz der beschriebenen Merkmale kann es auch immer wieder Einzelfälle geben, in denen sich der Verbissverursacher nicht zweifelsfrei ermitteln lässt. Gerade bei frischen, weitgehend unverholzten Trieben oder geringen Triebdurchmessern sind die sonst „typischen“ Verbissbilder mitunter nur undeutlich ausgeprägt. In den allermeisten Fällen lässt sich Schalenwild- und Hasenverbiss aber problemlos unterscheiden. Das ist insofern bedeutsam, da in diesem Fall nur der Schaden von Schalenwild ersatzpflichtig wäre.

Versuchen Sie doch einfach mal, bei Ihrem nächsten Waldspaziergang den ein oder anderen „Täter“ zu überführen. Sie werden feststellen: Es ist gar nicht so schwer.

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