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Fakten zur Rolle der Frauen in der Landwirtschaft

Bäuerin oder Landwirtin, die Frau des Bauern oder eigenständige Unternehmerin? Welche Rolle spielen Frauen als Betriebsleiterinnen oder Mitarbeiterinnen auf landwirtschaftlichen Betrieben heute?

Lesezeit: 6 Minuten

Frauen sind in vielerlei Funktionen in der Landwirtschaft tätig. Sie sind mitarbeitende Familienangehörige als Mutter oder Partnerin des landwirtschaftlichen Betriebsleiters, ungelernte Arbeitskraft im Mini-Job, Herdenmanagerin, leitende Angestellte im Agrarbüro großer Unternehmen oder eigenständige Agrar-Unternehmerin.

Doch oft wird ihre Rolle auf den Betrieben, in der Dorfgemeinschaft, auf Gemeindeebene bis hin zum gesamten ländlichen Raum immer noch unterschätzt und wenig wertgeschätzt, stellt die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) fest.

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In agrarstatistischen Erhebungen sei ihre Leistung in der Vergangenheit häufig nicht separat erfasst worden. Und die Arbeiten und Tätigkeiten rund um die Landwirtschaft habe man nicht geschlechtsspezifisch ausgewertet.

36 % aller Arbeitskräfte in der Landwirtschaft sind Frauen

Laut Landwirtschaftszählung 2020 arbeiteten in Deutschland auf 263.500 landwirtschaftlichen Betrieben rund 936.900 Menschen. Rund 36 % aller Arbeitskräfte in der Landwirtschaft war weiblich. Der Frauenanteil bei den Familienarbeitskräften und den ständig Beschäftigten lag bei 33 beziehungsweise 32 %. Etwas überrepräsentiert sind Frauen bei den Saisonarbeitskräften mit 43 %. Hingegen sind nur 11 % der Betriebsleitenden weiblich.

Zum europäischen Vergleich: Laut Eurostat-Daten von 2017 sind in den Niederlanden 5 % aller Betriebsleitenden Frauen und in Dänemark acht. In Österreich, Italien, Estland und Rumänien wird rund ein Drittel der Betriebe von Frauen geleitet. Den höchsten Anteil an Betriebsleiterinnen erreichten Litauen mit 47 % und Lettland mit 45 %.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes war in Deutschland 2017 der Anteil selbstständiger Frauen in der Landwirtschaft am niedrigsten. Lediglich 15 % betrug der Frauenanteil in den Berufen der Land- und Tierwirtschaft. Dabei waren 2017 im Durchschnitt rund 35 % der Selbstständigen im Alter von 25 bis 54 Jahren Frauen.

Ausbildung in Grünen Berufen: Frauenanteil 23 %

Bei den Auszubildenden stellt sich das Geschlechterverhältnis laut Statistik über die praktische Berufsbildung in der Landwirtschaft der Bundesrepublik Deutschland ähnlich dar.

Im Jahr 2019 waren im Durchschnitt rund 23 % der Auszubilden in den Grünen Berufen weiblich. Auch in den letzten 15 Jahren lag der Frauenanteil relativ konstant bei rund 22-23 %.

Besonders hoch war der Frauenanteil 2019 bei den Hauswirtschafterinnen und Hauswirtschaftern (Frauenanteil 100 %), bei den Pferdewirtinnen und –wirten (87 %) sowie bei den milchwirtschaftlichen Laborantinnen und Laboranten (75 %). In absoluten Zahlen entschieden sich 2019 die meisten Frauen, die sich für eine Ausbildung in einem Grünen Beruf entschieden, für eine Ausbildung zur Gärtnerin, Landwirtin oder Pferdewirtin.

Vergleichsweise hoher Frauenanteil im Studium

Bei den Studierenden ist der Frauenanteil vergleichsweise hoch. So waren 2019/2020 rund 48 % der rund 16.600 Studierenden der Agrarwissenschaften bzw. Landwirtschaft Frauen, im Studienfach Gartenbau lag der Frauenanteil bei rund 41 %, im Studienbereich Forstwissenschaften und Holzwirtschaft lag er bei 36 %.

Befragung zeigt Tätigkeiten, Arbeitszeiten und Entscheidungskompetenzen auf

2019 hatte das Unternehmen AgriExperts zum Thema Frauen in der Landwirtschaft eine Umfrage durchgeführt. Die 514 teilnehmenden Frauen sind gut ausgebildet. 68 % von Ihnen haben eine Berufsausbildung absolviert, davon 29 % eine landwirtschaftliche Lehre und 22 % eine kaufmännische. 32 % der Umfrage-Teilnehmerinnen haben studiert, davon 22 % an landwirtschaftlichen Hochschulen, berichtet die BLE weiter.

Ein Drittel der befragten Frauen gab an, dass sie mehr als 40 Stunden pro Woche im Betrieb arbeiten. 17 % arbeiten 30 bis 40 Stunden im landwirtschaftlichen Betrieb. Weniger als 20 Stunden Tätigkeiten in der Landwirtschaft pro Woche gaben 32 % der Frauen an.

Die Haupttätigkeiten (Mehrfachnennungen waren möglich) liegen in der Stallarbeit und Tierversorgung. Dies gaben knapp zwei Drittel der Befragten an, gefolgt von 62 % Nennungen für Buchführung und Büromanagement. Weniger als ein Viertel der Angaben verzeichnete die Feldarbeit, gefolgt von der Öffentlichkeitsarbeit (14 %) und der Direktvermarktung (12 %).

Gut die Hälfte der Frauen trifft betriebliche Entscheidungen gemeinsam mit ihrem Partner, bei knapp 30 % sind die Frauen zwar in die Entscheidung mit eingebunden, das letzte Wort hat aber der Partner, so die Umfrage. Jede 10. Frau gab an, gar keinen Einfluss auf die betrieblichen Entscheidungen in der Landwirtschaft zu haben.

Forschungsprojekt zur Lebenssituation von Frauen auf landwirtschaftlichen Betrieben

Bis zum Frühjahr 2022 läuft im Auftrag des BMEL das Forschungsprojekt „Die Lebenssituation von Frauen auf landwirtschaftlichen Betrieben in ländlichen Regionen Deutschlands – eine sozioökonomische Analyse“. Wissenschaftler/-innen vom Thünen-Institut für Betriebswirtschaft und vom Lehrstuhl für Soziologie Ländlicher Räume der Georg-August-Universität Göttingen untersuchen die Lebens- und Arbeitssituation von Frauen, die auf landwirtschaftlichen Betrieben wohnen und/oder arbeiten. Kooperationspartner ist der Deutsche LandFrauenverband.

Mit dem Projekt sollen die gegenwärtigen Lebensverhältnisse und die Zukunftsperspektiven der Frauen in der Landwirtschaft und deren Bedeutung für den sozialen Zusammenhalt in ländlichen Regionen näher beleuchtet werden. Im Rahmen des Projekts werden biografische Interviews sowie -Workshops durchgeführt, in denen die Frauen nach Themen gefragt werden, die sie bewegen. Dazu kommen eine Online-Befragung und circa 50 weitere qualitative Interviews.

Hofnachfolge für Frauen schwieriger als für Männer

Erste Ergebnisse des Thünen-Forschungsprojekts: Die Hofnachfolge gestalte sich für Frauen ungleich schwieriger als für Männer, so die Wissenschaftlerinnen Janna Luisa Pieper und Susanne Padel. Die Eigentumsverhältnisse seien patriarchal geprägt. Da häufig noch an der Tradition der männlichen Hofnachfolge festgehalten werde, hätten Frauen kaum Chancen, geerbten Zugang zu Hofstellen und Land zu erhalten.

Oft kommen Frauen nur durch Existenzgründung, außerfamiliäre Hofübernahme oder Einheirat zu einem landwirtschaftlichen Betrieb. Frauen, die einen Hof übernommen haben, berichteten in den Interviews und Workshops im Rahmen des Projekts, dass ihnen nur die Verhinderung des Bruders durch Krankheit oder Desinteresse an der Landwirtschaft die Hofübernahme ermöglicht hätte. Dies sei bedauerlich, so die Autorinnen, denn oft seien gerade die Frauen Impulsgeberinnen für neue Bewirtschaftungsweisen, Betriebszweige oder Vermarktungskonzepte auf den Höfen.

Auch in der sozialen Sicherung von Frauen gebe es noch Nachholbedarf: Auffällig sei, dass die eingeheirateten Frauen beziehungsweise Partnerinnen sich zwar als Miteigentümerinnen der neuen Betriebszweige oder des kompletten Betriebe verstehen, sie es aber oft auf dem Papier nicht sind. Dieser Umstand hat schwere Konsequenzen im Fall einer Trennung/Scheidung oder im Erbfall, da die Frauen dann keine Ansprüche auf die von ihnen gegründeten und geführten Unternehmen haben.

Außerlandwirtschaftliches Einkommen heute verbreiteter als früher

Frauen, die zwar auf einem landwirtschaftlichen Betrieb leben, jedoch außerlandwirtschaftlich beschäftigt sind, empfinden ihre Lebenskonstellation zum Teil als viel ausgewogener, berichten Pieper und Padel. Die Berufstätigkeit verschaffe ihnen „Auszeiten vom stressigen Hofalltag“. Gleichwohl könne die außerlandwirtschaftliche Berufstätigkeit aber auch zu Überlastungssituationen bei den Frauen führen. Beispielsweise wenn sie beim Wiedereinstieg in den Beruf nach einer Familienphase keine Entlastung in ihren bisherigen Aufgabengebieten im Betrieb oder der Familie erhalten würden.

Auch Zukunftssorgen wurden in den Interviews und Gruppendiskussionen thematisiert: Durch die sich stetig verändernden (agrar-)politischen Rahmenbedingungen und die vermehrten gesellschaftlichen Ansprüche an die Landwirtschaft sehen viele Frauen die Existenz der Höfe und damit auch ihr Arbeits- und Lebensumfeld bedroht. Da sie oft für die Buchhaltung des Betriebes verantwortlich sind, haben sie einen genauen Einblick in die Zahlen und damit die Wirtschaftlichkeit der Betriebe.

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