Die drei LandFrauenverbände in Baden-Württemberg hatten zum Fachtag „Starke Frauen – Starkes Land“ geladen und über 120 Frauen waren der Einladung gefolgt. Auf dem Programm standen hochkarätige Rednerinnen, die den hohen Erwartungen der Teilnehmerinnen in vollem Maße gerecht wurden. Die Veranstaltung fand unter dem Titel „MUT-MACHT-MONETEN - Frau weiß was sie will?!“ statt und sollte zu den Themen Finanzen, Absicherung und Altersvorsorge informieren. Die Forderungen des Tages: Die Leistungen der Frau auf den Höfen besser sichtbar machen, Wertschätzung und Ausgleich für diese Arbeiten schaffen, über Geld sprechen – auch, wenn es unromantisch ist.
Hinter jedem Betrieb steht eine Familie
Der baden-württembergische Landwirtschaftsminister Peter Hauk betonte in seinem Grußwort wie wichtig es sei, dass genau diese Themen immer wieder in den Fokus gerückt und bearbeitet werden. Deshalb unterstützt das Ministerium die Kampagne „Starke Frauen – Starkes Land“ mit finanziellen Mitteln. „Wir müssen die regionale Landwirtschaft erhalten. Jeder Bauernhof, der aufgibt, ist ein Verlust kultureller und gesellschaftlicher Werte“, sagte Hauk. „Hinter jedem Betrieb steht eine Familie und die gilt es zu unterstützen.“
Finanzielle Freiheit ist die Grundlage für intellektuelle Freiheit
Man kann es schon fast als Plädoyer bezeichnen, das Nikola Steinbock, Sprecherin des Vorstands bei der Landwirtschaftlichen Rentenbank, vortrug. Sie zitierte Virginia Woolf, eine 1882 geborene Schriftstellerin, die einst sagte: “A woman needs money and a room of her own”. Und verdeutlichte damit: Nur die finanzielle Freiheit ist die Grundlage dafür, dass Frauen das machen können, was sie wollen. „Nur wer finanziell abgesichert ist, hat die Freiheit ein unschönes Umfeld zu verlassen. Meine Oma sagte immer zu mir: Schau, dass du immer so viel Wasser unter dem Kiel hast, dass du alleine bestehen kannst.“ Denn nur mit finanzieller Unabhängigkeit sei auch eine Partnerschaft auf Augenhöhe möglich – ansonsten sehe sie immer ein Machtungleichgewicht.
Nikola Steinbock fordert deshalb, dass Frauen bei Berufsunfähigkeit abgesichert sein sollen und sich nicht verschulden – und auch über die Konsequenzen von Verschuldung aufgeklärt sind. „Finanzthemen sind Familienthemen, die offen und ehrlich am Essenstisch diskutiert werden dürfen und sollen!", sagt sie. „Und was es braucht, sind weibliche Vorbilder.“
Unternehmerin, Powerfrau und Mutmacherin
Ein solches Vorbild stand dann als nächstes im Programm. Im neunten Monat hochschwanger betrat Julia Nissen, bekannt unter anderem als "Deichdeern" die Bühne. Sie berichtete von den Unternehmen die sie, nebenbei erwähnt während der drei vorhergehenden Schwangerschaften, gegründet hat. Bei Kind eins war es der Blog "Deichdeern", die zweite Schwangerschaft brachte die "App aufs Land", eine Plattform zur Vermittlung von Landerlebnissen und mit dem dritten Kind gründete sie "Klönstedt", ein virtuelles Dorf.
Neben all den Erfolgen musste Julia Nissen auch immer wieder Hindernisse überwinden, bekam oft Gegenwind und musste beispielsweise bei der "App aufs Land" auch zahlreiche Rückschläge verkraften. Wie sie das alles schafft? Klar steckt sie voller Power, das wird bei ihren Vorträgen deutlich, aber Julia Nissen wird auch nicht müde zu betonen, dass sie das alles ohne Unterstützung und ein gutes Netzwerk nicht schaffen würde. Und sie appelliert an die Frauen, mutig zu sein. "Was ich Euch mitgeben möchte: Nehmt Eure Ängste an. Sucht Euch Vorbilder, denn Mut ist ansteckend. Vertraut Eurem Handeln. Und macht Fehler. Denn wer mutig neue Wege geht, darf auch Fehler machen."
