top agrar-Landleben-Redakteurin Melanie Suttarp sprach mit Peter Maffay für die Ausgabe 5/2020:
Herr Maffay, bisher kannte man Sie als Bluesrocker und Miterfinder des kleinen Drachen „Tabaluga“. Seit 2015 sind Sie nebenberuflich Bauer und führen einen Bioland-Hof in Oberbayern. Hat sich Ihr Blick auf die Landwirtschaft verändert, seit Sie selbst mit Wetterschäden und Behörden umgehen müssen?
Maffay: Ja, das kann man sagen. Vor allem habe ich kapiert, dass man als Landwirt Geduld haben muss, viel Geduld! Das Gemüse wächst nicht schneller, nur weil wir Menschen das gerne hätten. Und natürlich ist es frustrierend, wenn die Obstblüten Frost bekommen oder es bei der Heuernte regnet. Andererseits macht es demütig. Die Natur bestimmt die Lage der Dinge, nicht wir.
Und: Die Abhängigkeit von höherer Gewalt und Behördenentscheidungen gibt es auch in anderen Branchen. Das Coronavirus zeigt uns das in aller Deutlichkeit.
Was gehört zu Ihren Aufgaben auf Gut Dietlhofen?
Maffay: Wenn ich vor Ort bin, gehe ich meist als erstes in den Hühnerstall und sammle die frischen Eier ein. Als „fester freier Mitarbeiter“ fahre ich am liebsten auf unserem Oldtimer, einem Fendt Dieselross von 1952 mit 12 PS. Um das Tagesgeschäft kümmert sich jedoch unser Mitarbeiter Thomas, ein ebenso engagierter wie kompetenter Landwirt, der schon vorher auf dem Gut tätig war.
Tiere töten, Fleisch essen. Wie geht es Ihnen dabei?
Maffay: Landwirtschaftliche Betriebe sind keine Zoos, sondern halten Tiere in erster Linie, um Nahrungsmittel zu erzeugen. Die Hofstelle ist nichts anderes als ein Geschäft. Sie muss gute Qualität anbieten, kostenbewusst produzieren, die Preise richtig kalkulieren, ihre Waren bei der passenden Zielgruppe anpreisen und ein Gefühl für die Wünsche der Kunden entwickeln. Nur dann überlebt sie. Im Tierschutzgesetz heißt es: „Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.“ Das gilt im Leben und im Sterben. Und daran halten wir uns. Menschen, die Fleischwaren nur küchenfertig portioniert und in Folie verpackt kennen, können sich womöglich schwer vorstellen, dass Tierliebe und Nutztierhaltung kein Widerspruch sind.
Und trotzdem: Die Landwirtschaft steht unter Dauerbeschuss. Was denken Sie darüber?
Maffay: Die Leistungen der Landwirte werden nicht angemessen honoriert. Allein für ihren Beitrag zur Pflege und zum Erhalt unserer über Jahrtausende gewachsenen Kulturlandschaft müsste ihnen eine Vergütung gezahlt werden. Dass ihr Image insgesamt gelitten hat, weil es einige schwarze Schafe gibt, ist wirklich unfair. Aber ich vertraue auf die jungen Leute. Sie sind vorurteilsfrei, mutig und kreativ.
Dass die Bauern in den vergangenen Monaten auf die Straße gegangen sind und demonstriert haben, finden Sie ...
Maffay: ... absolut richtig! Geben Sie mir doch mal rechtzeitig Bescheid, dann komme ich gerne mit.
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Gut Dietlhofen: Ein besonderer Ort
Ende Januar 2020 hat Peter Maffay sein erstes Buch herausgebracht. In „Hier und Jetzt“ beschreibt der Sänger das Leben auf seinem Biohof: Hier können kranke, benachteiligte oder traumatisierte Kinder von ihrem belastenden Alltag eine Zeit lang Urlaub machen. Hier genießt Maffay es, im Einklang mit der Natur zu leben.