Im Zuge der öffentlichen Diskussion um den Antibiotika-Einsatz in Mastbetrieben hat Mecklenburg-Vorpommern als erstes Bundesland konkrete Vorgaben zur Minimierung des Antibiotika-Einsatzes bei Masthühnern ausgearbeitet. Ziel einer entsprechenden Studie war es, nicht nur den Arzneimittelverbauch zu dokumentieren, sondern auch die Ursachen für den Einsatz von Antibiotika zu erkennen und zu minimieren, sagte Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus heute bei der Vorstellung der Ergebnisse in Schwerin.
Die Ergebnisse:
- 35% der Behandlungen fanden in den ersten sieben Tagen eines Durchgangs statt.
- Nur 5 % der konventionellen Betriebe kamen ohne eine Antibiotika-Behandlung aus.
- Die Dauer der Behandlungen liegt im konventionellen Bereich zu etwa 75 % bei 2-3 Tagen, im Bio-Bereich bei gut 50 % der Behandlungen bei 4-6 Tagen. Hier ist die Anzahl der Behandlungen allerdings geringer.
- Es gibt keinen Zusammenhang zwischen Betriebsgröße und Anzahl der Behandlungen.
"Die bei uns tätigen Mästergemeinschaften sind schriftlich aufgefordert worden, ihr jeweils spezifisches Minimierungskonzept bis zum 1. Oktober dem Ministerium vorzulegen", erklärte Minister Backhaus dazu. Dabei soll in einem ersten Schritt der Komplex "Kükengesundheit" im Vordergrund stehen. "Hier geht es darum, von der Eiererzeugung im Elterntierbetrieb über die Brütereien bis zum Mastbetrieb möglichst hohe Qualitätsstandards belegbar und nachweislich einzuhalten", so Backhaus.
Ein Küken müsse aus einer gesunden Elterntierherde über eine höchsten Hygieneansprüchen genügende Brüterei und unter Einhaltung aller Standards an Transport und Verladung in den optimal vorbereiteten Stall kommen. Tiere, die schon in diesen Bereich durch unzureichende Bedingungen geschwächt würden, könnten Infektionen nicht mit der eigenen Widerstandskraft bewältigen, erklärte der SPD-Politiker weiter. Die intensiven Gespräche mit allen Beteiligten hätten gezeigt, dass schon viele Einzelmaßnahmen ergriffen worden seien, erkannte Backhaus die Bemühungen der Wirtschaft an. Dennoch könne über eine Intensivierung der Kommunikation zwischen den Brütereien und Mästern, sowie dokumentierte und erfolgsgeprüfte Eigenkontrollen über die gesamte Kette der Gesundheitsstatus weiter stabilisiert werden.
Zur Minimierung des Antibiotika-Einsatzes gehörten nicht nur ein ständiger Dialog sondern auch effektive Kontrollen. "Für Mecklenburg-Vorpommer werden wir dieses mit allem Nachdruck angehen", sagte der Minister. Das Monitoring werde zudem auf weitere Bereiche der landwirtschaftlichen Tierhaltung, z.B. die Schweinehaltung ausgeweitet. Eine Auswertung von Daten aus Putenhaltungen läuft derzeit.
Hintergrund
Am 30. November 2011 hatte der Minister eine Strategiegruppe einberufen, in der Mäster, Tierärzte, Vertreter der Mastgemeinschaften, die Landestierärztekammer, des Bauernverbandes, Behördenvertreter und Vertreter aus dem Tierschutzbeirat das Problem beraten und Lösungsvorschläge erarbeiten sollten. Dazu gehört auch das Antibiotika-Monitoring. Das Konzept sah eine ganzheitliche Daten-Erhebung zur Bewertung des Antibiotika-Einsatzes vor. Neben der Dokumentation der Arzneimittel-Anwendung wurden auch Daten z.B. zur Küken-Gesundheit erfasst und zueinander in Relation gesetzt. Die Erhebung erfolgte in knapp 50 % der Masthühnerhaltungen mit über 500 Mastplätzen (47 Betriebe).
- 80,9 % waren konventionelle, 19,1 % nach Biokriterien produzierende Betriebe
- die Betriebsgrößen lagen zwischen 20 000 und
- 800 000 Mastplätzen in konventionellen und 2000 bis 14.400 Mastplätzen im Biobereich (ad)
Auch NRW-Agrarminister Johannes Remmel hat kürzlich die Ergebnisse seiner neuesten Antibiotikastudie vorgestellt: Remmel bekräftigt Kritik an Antibiotikaeinsatz mit neuer Studie (3.7.2012)