Kritik
BfN-Präsidentin für schärfere Nutzungsvorgaben
Prof. Beate Jessel fordert die Politik auf, den Bauern eine naturverträglichere Landnutzung vorzuschreiben. Insbesondere bei der Grünlandnutzung würden Lebensräume gefährdet
Die intensive Landnutzung insbesondere bei Offenlandbiotoptypen wie Wiesen und Weiden bleibt Hauptverursacher für die Gefährdung von Lebensraumtypen. Das geht aus der Ursachenanalyse des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) hervor.
Dem BfN zufolge unterliegen viele der noch naturnahen Lebensraumtypen außerdem einem zunehmenden Druck durch Freizeitnutzung wie Geocaching oder illegalem Motocrossing. Das betreffe in besonderem Maße die Lebensräume der Alpen und Küsten Deutschlands.
Der Klimawandel wird dem BfN zufolge bei allen Hauptgruppen der Lebensraumtypen als zunehmend bedeutsame Gefährdungsursache benannt, was vor allem für die Biotypen der Alpen zutreffe. BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel verbindet mit der veröffentlichten Analyse eine „dringende Handlungsaufforderung in Richtung Politik und Verwaltung, stärker auf eine naturverträglichere Landnutzung hinzusteuern und zugleich die Folgen des Klimawandels zu begrenzen“.
Die Auswertung mache deutlich, dass auch auf gesetzlich geschützte Biotoptypen und Schutzgebiete negative Einflüsse von außen wirkten. Das treffe insbesondere auf die nach wie vor viel zu hohen Stickstoffeinträge zu. Hier würden besonders hohe Gefährdungsgrade bei stickstoffempfindlichen Landlebensräumen wie etwa Mooren und natürlicherweise nährstoffarmen Seen und Kleingewässern deutlich. Jessel wertete den Schutz und die Pflege einzelner Lebensräume als „bei weitem nicht hinreichend“.
Sie forderte, bei den Ursachen anzusetzen, etwa der konsequenten Verminderung von Nährstoffeinträgen insbesondere durch Stickstoff und einer Umsteuerung „in allen Bereichen der Landbewirtschaftung hin zu nachhaltigen Nutzungen“. Zudem müsse die Verschmutzung von Oberflächengewässern reduziert und der Wasserhaushalt von Feuchtgebieten und Mooren verbessert werden.
Schließlich plädiert die BfN-Präsidentin für eine Besucherlenkung in aus Naturschutzsicht sensiblen Bereichen. Verbesserungen gebe es trotz aller negativer Entwicklungen etwa bei einer Reihe von Biotoptypen der Fließgewässer, unter anderem aufgrund der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL), die seit 2000 umgesetzt werde.
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