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Biokraftstoff-Produzenten verstehen die Welt nicht mehr

Nach Bekanntwerden der Weltbank-Studie, dass Biokraftstoffe schuld an den hohen Rohstoff- und Lebensmittelpreisen seien, gab es erhebliche Irritationen und Beschwerden seitens der Agrarverbände und der Biokraftstoffindustrie (wir berichteten).

Lesezeit: 4 Minuten

Nach Bekanntwerden der Weltbank-Studie, dass Biokraftstoffe schuld an den hohen Rohstoff- und Lebensmittelpreisen seien, gab es erhebliche Irritationen und Beschwerden seitens der Agrarverbände und der Biokraftstoffindustrie (wir berichteten). In einem interessanten Kommentar hat sich die Süddeutsche Zeitung nun dem Thema angenommen und die Hintergründe beleuchtet. So würden die Produzenten von Biokraftstoffen die Welt nicht mehr verstehen. Noch vor einem Jahr galten sie als die Hoffnungsträger in einem neuen Energiezeitalter jenseits von Rohöl, Kohle oder Atomstrom. Inzwischen würden sie sich ins Reich der finsteren Mächte katapultiert sehen. Sie sollten die Hauptschuld an der weltweiten Verteuerung von Nahrungsmitteln tragen. Selbst Autobesitzer, die vor kurzem noch glaubten, Gutes zu tun, wenn sie Biodiesel tanken, zweifelten nun. Es könne ihnen sogar passieren, dass sie als Preistreiber angepöbelt werden, so die Zeitung. Und weiter heißt es wörtlich: "Die Diskussion um hohe Lebensmittelpreise hat groteske Züge angenommen. Die Antwort auf die Frage, wer Schuld hat an der Misere, ist zu einem Politikum geworden. Den Boden der Tatsachen hat die Debatte längst verlassen. Die Akteure \- Hilfsorganisationen, Lobbyisten und Politiker \- werfen wild mit Zahlen und Fakten um sich, die zwar einer genaueren Prüfung meist nicht standhalten, dafür aber gut in deren Konzept passen. Beispiel dafür ist eine angebliche Geheimstudie der Weltbank, die in der vergangenen Woche lanciert wurde. Diese hatte die Produktion von Biokraftstoffen für drei Viertel des Kostenanstiegs bei Nahrungsmitteln verantwortlich gemacht \- ein unglaublich hoher Anteil. Obwohl sich die Weltbank kurz darauf von dem Papier distanziert hat, schlägt es weiter hohe Wellen. Zwar geht auch die Weltbank davon aus, dass die Produktion von Biokraftstoffen aus Mais, Raps und Weizen einen bedeutenden Anteil an den Preisaufschlägen hat, allerdings keinesfalls in Höhe von 75 %. Trotzdem verbreitet sich die Mär vom Biosprit hartnäckig. Vor allem der Lebensmittelindustrie kommen solche Anschuldigungen sehr gelegen. So griff auch der Deutsche Brauer-Bund die vermeintliche Weltbankstudie am Mittwoch dankbar auf. Verbandspräsident Wolfgang Burgard begründete seine Forderung damit, dass die Äcker dem Anbau von Nahrung vorbehalten bleiben müssen, sonst drohten weitere saftige Preiserhöhungen. Hemmungslos werden solche Horrorszenarien entworfen, in denen Bier und Brot für das normale Volk bald unerschwinglich sein könnten. Tatsache ist jedoch, dass laut der Welternährungsorganisation FAO nur 5 % der Getreideernte für Biosprit genutzt werden. Es stimmt, dass die Preise für Nahrungsmittel in den vergangenen zwei Jahren deutlich angezogen haben. Zu spüren bekamen das aber vor allem die Bewohner armer Länder, die einen großen Teil ihres Budgets für Nahrung ausgeben müssen. Leicht vergessen wird dabei, dass die Preise für Nahrung seit den 60er Jahren gefallen sind und dazu beigetragen haben, die Inflation zu dämpfen. Die Gründe für die Verteuerung von Lebensmitteln sind vielschichtig. Jahrzehntelang produzierten die Bauern in Europa und den Vereinigten Staaten Überschüsse, die sie zu Schleuderpreisen auf den Weltmarkt warfen. Sie ruinierten damit auch die Kleinbauern in Entwicklungsländern. Investitionen lohnten sich angesichts historisch niedriger Agrarpreise kaum. Dies rächt sich nun. Mit der wachsenden Weltbevölkerung und deren steigendem Lebensstandard ist die Nachfrage nach Grundnahrungsmitteln schlagartig gestiegen \- auch, weil sich die Lebensgewohnheiten in China und Indien rasant ändern. Statt Reis und Gemüse wird mehr Getreide und Fleisch gegessen. So ist es zu erklären, dass mittlerweile 60 % der Getreideernte im Futtertrog und nur 22 % direkt auf dem Teller landen. Diese Zahlen zeigen, dass die Debatte über Biosprit populistisch und eindimensional ist. Wer glaubt, dass der wachsende Hunger der Welt mit dem Einstampfen von Biospritplänen schnell zu stillen wäre, irrt. Dazu bedarf es größerer Anstrengungen. So müssen die Bauern die Bauern dazu animiert werden, mehr zu produzieren. Höhere Preise sind dafür ein guter Anreiz. Auch der Abbau von Barrieren im internationalen Handel mit Agrargütern könnte dazu beitragen, die weltweite Versorgung mit Nahrung zu verbessern. Mit Schuldzuweisungen und Panikmache lässt sich dies nicht erreichen."


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