Die EU-Kommission will bekanntermaßen bis 2030 eine Halbierung des chemischen Pflanzenschutzeinsatzes erreichen. In Dänemark ist man offenbar noch ehrgeiziger. Die im „Roten Block“ versammelten linken Parteien, von denen die Sozialdemokraten immerhin die Regierungspartei stellen, haben mit Blick auf die morgen stattfindende Parlamentswahl ein neues Maßnahmenpapier vorgelegt. Das sieht bis spätestens 2030 ein vollständiges Verbot des chemischen Pflanzenschutzes auf 200 000 ha der insgesamt 2,7 Mio ha landwirtschaftlichen Nutzfläche Dänemarks vor. In Deutschland entspräche das etwa 1,2 Mio ha. Begründet werden die Verbotspläne vor allem mit dem Grundwasserschutz.
Landwirtschaft soll „umweltfreundlicher“ werden
„Unser Grund- und Trinkwasser ist bedroht“, erklärte Premierministerin Mette Fredericksen bei der Vorstellung des Konzepts. Umgesetzt werden soll das durch die Ausweisung von Schutzgebieten – ähnlich wie bei den Roten Gebieten – in denen dann keine Form des chemischen Pflanzenschutzes mehr erlaubt sein soll. Fredericksen fügte hinzu, dass dies in erster Linie Regionen mit Landwirtschaft betreffen werde.
Die Premierministerin meint, dass in diesen Regionen auch in Zukunft noch Landwirtschaft möglich sein werde – diese müsse dann aber „umweltfreundlich" sein. Gemeint ist damit letztlich die Umstellung auf den ökologischen Landbau. Betriebsaufgaben infolge der rigiden Pflanzenschutzverbote will Fredericksen ebenfalls nicht ausschließen – hier sollen aber nach dem Plan des „Roten Blocks“ Entschädigungen gezahlt werden, ebenso für die wirtschaftlichen Einbußen in weiterbestehenden Agrarbetrieben.
Bauernvertreter Sondergaard „schockiert“
Der Vorsitzende des Dachverbands der dänischen Land- und Ernährungswirtschaft (L&F), Sören Sondergaard, zeigte sich regelrecht „schockiert“ von dem Plan der linken Parteien. Er wirft den Sozialdemokraten vor, sich im laufenden Wahlkampf auf unprofessionelle Ideen einzulassen, um anschlussfähig für eine mögliche Koalition mit der extremen Linken zu werden. Zudem breche die Regierung damit die bisherigen Vereinbarungen über die Reduzierung des Pflanzenschutzeinsatzes.
Sondergaard kündigte an, dass der Dachverband den Rechtsweg beschreiten werden, sollte der Plan Wirklichkeit werden. Auch die vorgeschlagene Entschädigungslösung lehnt er strikt ab. Diese sieht für die betroffenen Grundstückseigentümer eine pauschale Zahlung vor, die sich nach dem durchschnittlichen jährlichen Einkommensverlust wegen des Sprühverbots richtet.
Landwirte werden letztlich enteignet
Für den L&F-Vorsitzenden ist das nichts anderes als eine Enteignung der Landwirte. Die werde landesweit tausende Arbeitsplätze kosten und unnötige hohe finanzielle Belastungen für die Steuerzahler mit sich bringen. Das sei umso absurder, wenn man sich die jüngsten amtlichen Berichte zum Zustand des dänischen Grundwassers anschaue, so Sondergaard.
Erste Berechnungen verschiedener Organisationen haben ergeben, dass das Vorhaben umgerechnet zwischen 2,5 und 5,4 Mrd € kosten dürfte. Die Parteien des „Roten Blocks“ gehen hingegen nur von Kosten in Höhe von knapp 34 Mio € pro Jahr aus. Liberale und konservative Parteien erteilten den Verbotsplänen der linken Parteien ungeachtet der finanziellen Aufwandsmengen eine klare Absage. Sollte das Vorhaben ins Rollen kommen, werde man die entsprechenden Gesetze nach gewonnener Wahl wieder zurücknehmen, so die Vertreter des gegnerischen Blocks.
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Die EU-Kommission will bekanntermaßen bis 2030 eine Halbierung des chemischen Pflanzenschutzeinsatzes erreichen. In Dänemark ist man offenbar noch ehrgeiziger. Die im „Roten Block“ versammelten linken Parteien, von denen die Sozialdemokraten immerhin die Regierungspartei stellen, haben mit Blick auf die morgen stattfindende Parlamentswahl ein neues Maßnahmenpapier vorgelegt. Das sieht bis spätestens 2030 ein vollständiges Verbot des chemischen Pflanzenschutzes auf 200 000 ha der insgesamt 2,7 Mio ha landwirtschaftlichen Nutzfläche Dänemarks vor. In Deutschland entspräche das etwa 1,2 Mio ha. Begründet werden die Verbotspläne vor allem mit dem Grundwasserschutz.
Landwirtschaft soll „umweltfreundlicher“ werden
„Unser Grund- und Trinkwasser ist bedroht“, erklärte Premierministerin Mette Fredericksen bei der Vorstellung des Konzepts. Umgesetzt werden soll das durch die Ausweisung von Schutzgebieten – ähnlich wie bei den Roten Gebieten – in denen dann keine Form des chemischen Pflanzenschutzes mehr erlaubt sein soll. Fredericksen fügte hinzu, dass dies in erster Linie Regionen mit Landwirtschaft betreffen werde.
Die Premierministerin meint, dass in diesen Regionen auch in Zukunft noch Landwirtschaft möglich sein werde – diese müsse dann aber „umweltfreundlich" sein. Gemeint ist damit letztlich die Umstellung auf den ökologischen Landbau. Betriebsaufgaben infolge der rigiden Pflanzenschutzverbote will Fredericksen ebenfalls nicht ausschließen – hier sollen aber nach dem Plan des „Roten Blocks“ Entschädigungen gezahlt werden, ebenso für die wirtschaftlichen Einbußen in weiterbestehenden Agrarbetrieben.
Bauernvertreter Sondergaard „schockiert“
Der Vorsitzende des Dachverbands der dänischen Land- und Ernährungswirtschaft (L&F), Sören Sondergaard, zeigte sich regelrecht „schockiert“ von dem Plan der linken Parteien. Er wirft den Sozialdemokraten vor, sich im laufenden Wahlkampf auf unprofessionelle Ideen einzulassen, um anschlussfähig für eine mögliche Koalition mit der extremen Linken zu werden. Zudem breche die Regierung damit die bisherigen Vereinbarungen über die Reduzierung des Pflanzenschutzeinsatzes.
Sondergaard kündigte an, dass der Dachverband den Rechtsweg beschreiten werden, sollte der Plan Wirklichkeit werden. Auch die vorgeschlagene Entschädigungslösung lehnt er strikt ab. Diese sieht für die betroffenen Grundstückseigentümer eine pauschale Zahlung vor, die sich nach dem durchschnittlichen jährlichen Einkommensverlust wegen des Sprühverbots richtet.
Landwirte werden letztlich enteignet
Für den L&F-Vorsitzenden ist das nichts anderes als eine Enteignung der Landwirte. Die werde landesweit tausende Arbeitsplätze kosten und unnötige hohe finanzielle Belastungen für die Steuerzahler mit sich bringen. Das sei umso absurder, wenn man sich die jüngsten amtlichen Berichte zum Zustand des dänischen Grundwassers anschaue, so Sondergaard.
Erste Berechnungen verschiedener Organisationen haben ergeben, dass das Vorhaben umgerechnet zwischen 2,5 und 5,4 Mrd € kosten dürfte. Die Parteien des „Roten Blocks“ gehen hingegen nur von Kosten in Höhe von knapp 34 Mio € pro Jahr aus. Liberale und konservative Parteien erteilten den Verbotsplänen der linken Parteien ungeachtet der finanziellen Aufwandsmengen eine klare Absage. Sollte das Vorhaben ins Rollen kommen, werde man die entsprechenden Gesetze nach gewonnener Wahl wieder zurücknehmen, so die Vertreter des gegnerischen Blocks.