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„Die Ostalpen müssen Wolf-frei bleiben“

Immer mehr Rinder und Schafe auf den österreichischen Almen fallen dem Wolf zum Opfer. Damit muss Schluss sein, fordert Franz Lanschützer, Abteilung Forst der Landwirtschaftskammer Salzburg. Seine Strategie für einen Wolf-freien Ostalpenraum erklärt er in der aktuellen top agrar Österreich.

Lesezeit: 5 Minuten

Immer mehr Rinder und Schafe auf den österreichischen Almen fallen dem Wolf zum Opfer. Damit muss Schluss sein, fordert Franz Lanschützer, Abteilung Forst der Landwirtschaftskammer Salzburg. Seine Strategie für einen Wolf-freien Ostalpenraum erklärt er in der aktuellen top agrar Österreich. Torsten Altmann fasst zusammen:

 

In Salzburg haben aufgrund der zunehmenden Schäden durch Wolfsrisse einige Bauern die Weidehaltung auf den Almen bereits aufgegeben. Damit sich dieser negative Trend nicht fortsetzt, hat die Landwirtschaftskammer Salzburg in einer Resolution die Forderung aufgestellt, für einen Wolffreien Ostalpenraum einzutreten.

 

Was hat uns dazu veranlasst?

 

Durch den Totalschutz der Wölfe in Zentraleuropa beschleunigt sich deren Ausbreitung von Jahr zu Jahr. Hintergrund dafür ist die Vermehrungsrate des Wolfes. Fähen setzen ab der Geschlechtsreife mit zwei Jahren ca. vier bis sechs Junge. Dadurch verdoppelt sich eine Population alle drei Jahre.

 

Wölfe verpaaren sich auch nicht unter nahen Verwandten. Daher ist der Hybridisierungsgrad in Zentraleuropa mit Haus- und Hofhunden bereits sehr weit fortgeschritten. Wissenschafter gehen davon aus, dass sich genetisch reine Wölfe nur dort halten werden, wo sie sich entweder unter natürlichen Verhältnissen ohne Kontakt zu Menschen entwickeln oder durch Bejagung von Siedlungen fern gehalten werden. Wenn sich nun die Verbreitung des Wolfes so fortsetzt, wird dies für Kulturlandschaften nicht ohne gravierende Folgen bleiben.

 

Salzburg zum Beispiel ist ein Bundesland mit einer großen Strukturvielfalt. Kleinsträumig wechseln sich weitgehend naturnahe mit kultivierten Verhältnissen ab. Eng verzahnt sind Wiesen, Weiden Almen und Wälder.

 

Tausende getrennte Herden

 

Allein in diesem Bundesland gibt es rund 8 000 tierhaltende, bäuerliche Betriebe, die ca. 160 000 Rinder, 28 000 Schafe, 6 000 Ziegen und 7 000 Pferde halten. Etwa die Hälfte der Rinder sowie der größte Teil der Schafe, Ziegen und Pferde befinden sich mehr als die Hälfte des Jahres auf Hutweiden und Almen in Weidehaltung.

 

Dementsprechend findet für die bäuerlichen Betriebe die Weidehaltung auf verschiedensten Örtlichkeiten und in Kleinherden von oft nur 5 bis 30 Stück statt. Dadurch gibt es alljährlich mehrere tausend getrennte Herden an Nutztieren, die sich im Freiland aufhalten. Sie verleihen der Landschaft auch ihren besonderen Charakter und einen Mehrwert. Dieser Mehrwert der Landschaft ergibt sich sowohl hinsichtlich Freizeitwirtschaft und Tourismus als auch durch die hohe kulturlandschaftsbedingte Biodiversität.

 

Was passiert, wenn sich nun, wie von vielen gewünscht, Wölfe in Österreich etablieren? Wölfe sind hocheffiziente Raubtiere. Wenn sie fähig sind, Elche und Büffel zur Strecke zu bringen, so wird es ein Kleines sein, auch Rinder und Pferde als Beute zu wählen.

 

Schon einzelne Wölfe reichen

 

Zudem bevorzugen Wölfe leichte Beute. Damit jagen sie eher Nutztiere, auch wenn Wildtiere als Beute vorhanden wären. Bereits einzelne Wölfe können sowohl eine größere Anzahl an Tieren töten, schwer verletzen oder so in Panik versetzen, dass sie abstürzen. Bei einem Totalschutz von Wölfen zeigt sich auch, dass sie bald die Scheu vor Menschen verlieren und – so wie im Osten Deutschlands bereits dokumentiert – sich tagaktiv den Siedlungen und den Menschen nähern.

 

In mehreren Ländern Europas wurde Herdenschutz als gängige Maßnahme von „Wolfsfreunden“ empfohlen. An den Wildtierzuchtgattern hat sich aber gezeigt, dass Maschendrahtzäune für Wölfe kein Hindernis sind.

 

Herdenschutz scheidet aus

 

Elektrozäune, wie sie in Deutschland zum Schutz von Mutterkuhherden eingesetzt werden, sind ebenso wirkungslos. Herdenschutzhunde können in Einzelfällen bei Schafherden wirksam sein, führen jedoch rasch zu Konflikten mit Freizeitnutzern. Daher ist man in Salzburg zum logischen Schluss gekommen, dass der Herdenschutz völlig ausscheidet.

 

Eine Etablierung von Wolfsrudeln in Salzburg würde zwangsläufig zur Aufgabe der Weidewirtschaft nicht nur in den Almregionen, sondern auch auf den Heimweideflächen führen. Die Konsequenz daraus wäre die völlige Aufgabe der kleinstrukturierten Landwirtschaft. Wichtiges Kulturland, die Eigenversorgung mit nachhaltig produzierten Lebensmitteln, die Attraktivität der Landschaft für den Tourismus und die Biodiversität würden verloren gehen.

 

Aus diesen Gründen wurde für Salzburg die kompromisslose Forderung aufgestellt, für einen Wolf-freien Ostalpenraum einzutreten. Die dazu erforderlichen Schritte sind:

  • Die FFH-Richtlinie ist so abzuändern, dass der Wolf als Art in Zentraleuropa als nicht vom Aussterben bedroht angesehen wird und er in ein wirksames Management genommen werden muss.
  • Eine wildökologische Raumplanung für den Wolf mit Kern-, Rand- und Freizonen, wie es sie auch für andere Wildarten bereits gibt, ist unter Einbeziehung einer großräumigen und umfassenden Betrachtung vorzunehmen.
  • Wolf-Hund-Hybride sind grundsätzlich als nicht autochthone Wölfe anzusehen und damit wie verwilderte bzw. wildernde Hunde zu erlegen.
In einer kürzlich stattgefundenen Besprechung mit politischen Vertretern aus Bayern, Südtirol, Kärnten, Vorarlberg, Tirol und Salzburg waren sich alle einig, dass diese Forderung nicht nur für Salzburg existenziell ist, sondern für alle ähnlich gestalteten Kulturlandschaftsräume des Ostalpenraumes. Daher wurde für diese Regionen entschieden, sofort damit zu beginnen, konzentriert und umfassend eine Strategie zur Erreichung des Wolf-freien Ostalpenraumes zu entwickeln und zu verfolgen.

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