Das Europaparlament hat am Dienstag unterstrichen, wie wichtig die Land- und Forstwirtschaft ist, um den Klimawandel zu bekämpfen. Nur durch die natürliche Fähigkeit, Kohlenstoff zu binden, ließen sich die ehrgeizigen Senkenziele der EU bewerkstelligen, so die Abgeordneten.
Mit seiner Entschließung reagierte das Parlament auf die „Initiative für Nachhaltige Kohlenstoffkreisläufe“. Die hatte die EU-Kommission im Dezember 2021 vorgestellt.
Laut der Abgeordneten sollte das sogenannte Carbon Farming eine neue Verdienstmöglichkeit für Landwirte sein. Allerdings müssten Maßnahmen freiwillig bleiben und dürften die Ernährungssicherheit nicht beeinträchtigen.
Kohlenstoffsenke bleibt zweite Wahl
Die Parlamentarier betonten in ihrer Entschließung auch, dass es immer erste Wahl bleiben sollte, Emissionen direkt zu reduzieren. Einmal ausgestoßene Klimagase zu binden, sei lediglich die zweite Wahl.
Für den Berichterstatter im Europaparlament, den Österreicher Alexander Bernhuber (EVP), ebnet die Entschließung des EU-Parlamentes den Weg für einen verlässlichen Rechtsrahmen beim Carbon Farming.
"Ziel ist es nun, einheitliche Rahmenbedingungen in der EU für Carbon Farming zu schaffen, damit die tatsächliche CO2-Speicherung honoriert wird", so Bernhuber. Die neuen Zertifikate nach einheitlichen europäischen Regeln sollten dann eine Alternative für herkömmliche freiwillige CO2-Zertifikate sein, die oft dubiose und schwer nachvollziehbare Projekte in Nicht-EU-Staaten finanzieren, meint Bernhuber.
Freiwilligkeit bewahren
Laut Bernhuber gab es bei den Verhandlungen einige Kontroversen: "Für uns als Europäische Volkspartei im Europaparlament ist es wesentlich, dass sämtliche Maßnahmen zur CO2-Speicherung auf freiwilliger Basis beruhen, sich der Preis für CO2-Zertifikate an Marktpreisen orientiert und bereits etablierte Systeme, in die neuen Rahmenbedingungen aufgenommen werden sollen."
Grüne stimmen gegen Bericht
Dem Bericht stimmten 323 Abgeordnete zu, 59 enthielten sich und 257 waren dagegen. Einer von denen ist der Agrarsprecher der EU-Grünen Martin Häusling. Für ihn sollten klimafreundliche Wirtschaftsweisen zum Standard werden. „Die Konservativen aber betrachten das klimafreundlichere Wirtschaften als Hemmschuh, weil es angeblich Erträge mindern würde. Sie fordern deshalb finanzielle Entschädigungen, wenn sie ihre Praxis ändern sollen“, beklagte Häusling.
Nächster Schritt: Rechtsrahmen für Landwirte
Ende 2022 hat die Kommission einen EU-Rechtsrahmen für die Zertifizierung des Kohlenstoffabbaus vorgeschlagen. Diesen berät der Umweltausschuss des EU-Parlament aktuell.
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