Die Suche der Eucomex AG als Trägergesellschaft für die bisher an der insolventen Hannoveraner Risk Management Exchange (RMX) gehandelten Agrar-Futures nach einer Nachfolgeregelung ist beendet: Die Frankfurter internationale Terminbörse Eurex erweitert ihr Produktangebot um Agrarprodukte und startet voraussichtlich ab Juli oder August mit vier Futures, und zwar für Schweine, Ferkel sowie Verarbeitungskartoffeln und London Potatoes. Eucomex-Geschäftsführer Carl August von Gablenz erklärte, eine Prüfung der verschiedenen Fortführungsmöglichkeiten habe ergeben, dass der Handel dieser Produkte durch die Eurex die beste Lösung darstelle. Die RMX beendet damit vorerst den Handel.
Der Geschäftsführer des Bundesverbandes der Agrargewerblichen Wirtschaft (BVA), Robert Künzel, sieht mit dem weltweiten Zugriff von mehr als 300 Banken und Finanzinstituten auf Agrarterminkontrakte über das Netzwerk der Eurex jetzt einen Durchbruch für den Terminhandel erreicht. BVA-Präsident Bruno Fehse unterstrich, dass die Agrarbranche hinter der Lösung stehe und die Kooperation mit der Eurex Frankfurt unterstütze. Insbesondere die Getreidebranche benötige das Instrument, sagte der BVA-Präsident.
Peter Reitz, Agrarvorstand bei der Eurex und Mitglied des Eurex Executive Board, hatte zuvor angekündigt, eine Ausweitung der Agrarproduktpalette sei für 2010 geplant. Reitz wies darauf hin, dass Eurex in den Bereichen Vertrieb und Produktentwicklung von der in Hannover ansässigen Eucomex-Muttergesellschaft Europäischen Warenterminbörse Beteiligungs AG (EWB) beratend unterstützt werde. Eurex habe ihren Markteintritt intensiv und gemeinsam mit wesentlichen Akteuren in diesem Segment vorbereitet. Gespräche mit Marktteilnehmern insbesondere aus Deutschland und den Niederlanden hätten ein starkes und langfristiges Interesse an Absicherungsmöglichkeiten in Agrarderivaten an einer großen internationalen Terminbörse erkennen lassen, so Reitz. Eucomex hatte im Februar wegen der Insolvenz der RMX zunächst die Beteiligung eines weiteren Gesellschafters angestrebt. Nun erwägt das Unternehmen laut Geschäftsführer von Gablenz den Handel von Finanzderivaten oder Produkten der "Grünen Energie". Dazu gehörten insbesondere Biokraftstoffe wie beispielsweise Bioethanol und Holzschnitzel.
Mehr dazu: Bei der RMX gehen die Lichter aus (27.5.09)