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Nicht alles immer verfügbar

Hemmerling: Leere Regale bedeuten keinen Versorgungsengpass

Die Zeiten, in denen sämtliche Supermarktregale voll sind, sind vorbei. Der Verbraucher muss sich daran gewöhnen, dass einzelne Waren vergriffen sein können und erst mit der nächsten Lieferung kommen.

Lesezeit: 4 Minuten

Verbraucher müssten sich zwar keine Sorgen machen, dass Grundnahrungsmittel knapp werden, doch in Zukunft wird nicht mehr alles jederzeit verfügbar sein im Supermarkt. Das sagt Udo Hemmerling, stellvertretender Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes im Interview mit dem Spiegel.

Deutschland habe beispielsweise so viel Getreide, dass jährlich 8 Mio. t Weizen nach Nordafrika und in arabische Länder exportiert würden. Bei Sonnenblumenöl hingegen gäbe es tatsächlich ein Verfügbarkeitsproblem, weil sehr viel davon aus der Ukraine kommt. Er empfiehlt als Alternative Rapsöl aus heimischem Anbau.

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Dass gerade dennoch Regale leer seien, liege am Verhalten der Verbraucher, die es der Logistik schwer machen. Aktuell gebe es in der EU zudem einen Mangel an Lkw-Fahrern, weil viele aus der Ukraine stammen. Teils werde auch Verpackungsmaterial knapp. „Wir haben keinen wirklichen Versorgungsmangel. Aber wir müssen uns daran gewöhnen, dass nicht alles immer verfügbar ist“, so Hemmerling.

„Weniger Schweinefleisch im Handel ist noch kein Versorgungsengpass!“

Mögliche Engpässe hält der Volkswirt des Bauernverbandes allerdings auch bei Schweinefleisch für möglich. Aufgrund der lange Zeit niedrigen Preise seien viele Landwirte aus der Haltung ausgestiegen. „Nun sind zwar die Preise wieder gestiegen, aber Futter ist auch sehr teuer geworden. Im Moment bekommt der Landwirt 1,95 € für ein Kilo Schweinefleisch. Experten sagen, es müssten 2,50 € sein, um die Kosten zu decken. Darum lohnt es sich eigentlich nicht, Schweine zu mästen. Die Landwirte halten entsprechend weniger Tiere. Es kann also in der Grillsaison passieren, dass nicht immer ein Schnitzel im Regal liegt, wenn die Nachfrage steigt. Das ist noch kein Versorgungsengpass“, so Hemmerling.

Als Problem sieht der stellv. Generalsekretär eher die Gewöhnung der Verbraucher daran, dass alles jederzeit verfügbar ist. Das könnte bei Fleisch in den kommenden Monaten anders werden. „Klar, kann der Verbraucher dann einfach Wurst statt Kotelett kaufen. Aber wenn sich rumspricht, dass Koteletts knapp sind und alle machen schnell das Tiefkühlfach voll, dann entsteht wieder dieser Hamstereffekt und es ist noch weniger Ware da.“

Keine Fleischreduzierung notwendig

Eine Reduzierung des Fleischkonsums wegen des Ukrainekrieges und der eingeschränkten Rohstoffversorgung von dort hält Hemmerling für nicht nötig. Das Grundfutter stamme zum allergrößten Teil aus heimischem Anbau, ganz besonders bei Rindern. Aber bei Eiweißfutter oder Mais für Geflügel spielten Lieferengpässe durch den Krieg und logistische Probleme infolge der Coronapandemie eine Rolle. „Am Ende gibt es immer Futter, aber eben zu einem sehr hohen Preis. Es geht jetzt nicht darum, noch mehr Fleisch zu produzieren. Aber wir sollten unsere heimische Tierhaltung stabil halten, um in der Krise einen Importsog bei Fleisch zu vermeiden“, sagt er.

In dieser angespannten Situation ist es allerdings unausweichlich, dass die Landwirte gezwungen sind, die höhere Kosten weiterzugeben. Sonst werde die Produktion schrumpfen. Nach Ansicht Hemmerlings haben die Handelskonzerne auch kein Interesse an leeren Regalen. Der Handel müsse daher zu der Einsicht kommen, dass er die landwirtschaftlichen Betriebe stärken müsse, sonst komme es wirklich zu Unterbrechungen in der Versorgungskette.

Kostenexplosion an etlichen Stellen

Ein Unsicherheitsfaktor bleibt die Düngerversorgung. Die diesjährige Ernte werde wohl durchschnittlich verlaufen. Für spannender hält der Bauernvertreter, was 2023 passiert. „Wenn in der EU die Gasversorgung gekappt oder rationiert wird, hätten wir ein erhebliches Versorgungsproblem mit Düngemitteln. Im worst case müssten wir 2023 mit einem Drittel weniger Getreideernte rechnen. Dann würde Brotgetreide und Gemüse noch mal deutlich teurer, weil die Qualität hier direkt von der Düngung abhängt.“

Fest stehe, dass alle die hohen Preise zu spüren bekommen. Ein wohlhabendes Land wie Deutschland werde aber immer Ware auf dem Weltmarkt bekommen. „Das größte Problem ist, dass derzeit die Preise an allen Fronten und so schnell steigen. Dieser Preisschock macht die Kalkulation für Landwirte sehr schwierig.“

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