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DLG-Wintertagung

Landwirte der Zukunft brauchen überdurchschnittliches Wissen und Können

Der Druck für die Bauern, neue Geschäftsmodelle zu finden, steigt in Zukunft massiv an. Gefragt sind jetzt Wissen und Können, denn mit dem normalen "Weiter so" geht es nicht mehr auf den Höfen.

Lesezeit: 5 Minuten

DLG-Präsident Hubertus Paetow ruft seine Mitglieder auf, in der neuen Realität Wege finden, die Stärken des eigenen Standortes und ihrer Persönlichkeit bestmöglich im Sinne der Instrumente einzusetzen, die die Gesellschaft ihnen vorgibt. „Eine nur durchschnittliche unternehmerische Qualifikation auf einem durchschnittlichen Standort wird in der neuen Realität nicht automatisch zu einem ausreichenden Ergebnis führen“, sagte er am Mittwoch auf der DLG-Wintertagung in Münster.

Paetow mahnt, dass der Druck auf die Betriebe steigen wird, nach Alternativen zur Standardproduktion und neuen Geschäftsmodellen suchen zu müssen, oder sich durch überdurchschnittliches Wissen und Können einen Vorsprung in der Rentabilität zu sichern.

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Neben Corona gebe es auch in der Gesellschaft, der Politik und auch auf den Weltmärkten neue Realitäten, ein „neues Normal“. Diese reichten von den Verwerfungen bei den Lieferketten für Dünger und Maschinen über die hochvolatilen Märkte für pflanzliche und tierische Produkte, bis hin zu den Grundsatzdebatten über die Ausrichtung der Landwirtschaft, die derzeit in Deutschland und Europa geführt werden. Die Klimaerwärmung und der Rückgang der Biodiversität bildeten die Indikatoren für dieses erweiterte Koordinatensystem, an dem die Landwirtschaft sich in der neuen Realität orientieren solle.

All diese neuen Faktoren brächten die gewohnten Mechanismen durcheinander und sorgten für Verunsicherung. Im Gegensatz zu den bisherigen Maßzahlen des Fortschritts, nämlich Ertrag und Faktorproduktivität, ließen sich diese neuen Indikatoren oder öffentlichen Güter nicht so einfach messen und bewerten, so Paetow. „Vor allem sind diese Indikatoren noch nicht im engeren Sinne marktfähig – eine politische Meinungsäußerung ist eben lange noch keine Kaufentscheidung.“ Damit fehlten für die Ausrichtung der Produktion dieser öffentlichen Güter die wesentlichen Indikatoren: Preis und Umsatz.

Für die Betriebe, aber auch auf den Märkten und in der Politik, würden so die gewohnten und gelernten Muster des Fortschritts nicht mehr so funktionieren wie in der Vergangenheit.

Sonderfall „Tierwohl“

Die oft gemeinsam mit den ökologischen Nachhaltigkeitsfaktoren, Klima, Umwelt und Biodiversität, häufig genannte Anforderung „Tierwohl“ unterscheide sich erheblich von den erstgenannten. Tierwohl sei eine ethische Kategorie, keine chemisch-physikalische, so Paetow. Es gebe beim Tierwohl auch keine direkten langfristigen Auswirkungen auf die Ressourcen, während der Verlust von Artenvielfalt oder globale Erwärmung zweifelsfrei zukünftige Generationen in ihren Möglichkeiten beschränke. Tiergerechtere Haltungsverfahren seien auch nicht per se ökologisch nachhaltiger, wie man dies zum Beispiel bei den Emissionen von Außenklimaställen sehen könne.

Anforderungen nicht einfach lösbar

Laut Paetow könnten die vielen neuen Anforderungen an die Produktion nicht mit einem einzigen Ansatz gelöst werden. Es ließe sich noch nicht absehen, welche Mechanismen in der neuen Realität zum Einsatz kommen sollen, um die vielfältigen Ziele der Transformation zu erreichen.

Einig sei man, dass der schonendere Umgang mit den natürlichen Ressourcen ein öffentliches Gut darstelle, sich also nicht in einem freien Spiel von Angebot und Nachfrage von selbst einstelle. Dafür brauche es marktpolitische Instrumente. Aber wie genau diese Instrumente aussehen müssten, in welchem Maße Verbote oder Anreize zum Einsatz kommen, dies sei auch nach längerer Diskussion noch nicht abzusehen.

Für landwirtschaftliche Betriebe komme es dabei in allererster Linie gar nicht darauf an, wie die Instrumente genau beschaffen sind. Ob die Umstellung der Produktion durch direkte Beihilfen für einen Tierwohlstallplatz oder über einen höheren Erlös für das produzierte Fleisch auf den Betrieb kommen, ändere an der grundsätzlichen strategischen Überlegung wenig.

Faktor Planbarkeit

Wichtig sei es allerdings, dass diese Instrumente zumindest über eine gewisse Zeit sicher funktionierten, so dass man sie mit in die Planung einer Investition einbeziehen könne. Bei all den berechtigten Forderungen nach mehr Planungssicherheit dürften die Landwirte aber nicht den Fehler machen, Planungssicherheit mit Einkommensgarantie gleichzusetzen.

„Das Risiko der unternehmerischen Fehlentscheidung oder einer nicht wettbewerbsfähigen Betriebsorganisation kann der Staat uns nicht abnehmen und das sollten wir auch nicht wollen“, so Paetow.

Eine gesunde Branche brauche den Wettbewerb, und zum Wettbewerb gehöre die Möglichkeit des Scheiterns untauglicher Konzepte und Durchführungen – sonst komme es unweigerlich zu Fehlallokationen. Nicht umsonst stehe in den Leitlinien der Zukunftskommission, dass die Veränderungen der Transformation betriebswirtschaftlich attraktiv sein können, aber nicht müssen.

Für die landwirtschaftlichen Betriebe heiße es daher, in der neuen Realität Wege zu finden, die Stärken des eigenen Standortes und der eigenen Unternehmerpersönlichkeit bestmöglich im Sinne der Instrumente einzusetzen, die die Gesellschaft vorgibt.

Überdurchschnittliche unternehmerische Qualifikation gefragt

„Nicht jeder wird einen Tierwohlstall mit zugehörigem Vermarktungskonzept, einen Biobetrieb mit Spezialkulturen oder eine erfolgreiche Direktvermarktung aufbauen und betreiben. Und nicht jeder Standort eignet sich in Zukunft für eine auf den globalen Märkten konkurrenzfähige Getreide- und Ölsaatenproduktion“, sagte der DLG-Präsident, und nicht jeder habe die Fähigkeiten, durch penibelste Kostenkontrolle die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. „Eine nur durchschnittliche unternehmerische Qualifikation auf einem durchschnittlichen Standort wird in der neuen Realität nicht automatisch zu einem ausreichenden Ergebnis führen.“

Paetow stellte abschließend fest, dass für die Unternehmer der Druck weiter steigen werde, entweder kreativ nach Alternativen zur Standardproduktion, nach neuen Geschäftsmodellen zu suchen, vielleicht mit starken Partnern in einer Integration, oder sich durch überdurchschnittliches Wissen und Können einen Vorsprung in der Rentabilität sichern müssten.

Dennoch sieht der DLG-Präsident optimistisch in die Zukunft: „Die neue Realität bietet viele Wege zum Erfolg. Sie sind vielleicht schwieriger zu finden und zu beschreiten als früher, es sind eher viele Pfade als eine große Autobahn, aber es gibt sie. Lassen Sie uns gemeinsam im Fachnetzwerk der DLG auch unter den neuen Bedingungen nach diesen Wegen des Fortschritts suchen, im engen Austausch miteinander und mit allen, die an dieser neuen Realität mitgestalten.“

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