Zu den Landwirtschaftlichen Betrieben in Hessen, die als „Lernort Bauernhof“ ihre Höfe für Kinder- und Erwachsenengruppen öffnen, gehört auch der zwischen den Pohlheimer Stadtteilen Watzenborn-Steinberg und Grüningen gelegene Limeshof der Familie Häuser. Vor allem Kinder und Jugendliche, aber auch Senioren und Menschen mit Behinderung erhalten dort die Möglichkeit, den Bauernhofalltag live kennen zu lernen und Landwirtschaft hautnah zu erleben.
80 Kühe
Auf dem Limeshof leben und wirken drei Generationen: Karl-Rainer und Christiane Häuser mit ihrer jüngsten Tochter Stefanie, sowie Sohn André mit Ehefrau Anne-Kathrin und ihren Töchtern Fiona und Svenja. Bei ihrer Arbeit unterstützt werden die Häusers von Mitarbeiter Marc Viehmann.
Seit Gründung der GbR im Jahr 2006 führen Karl-Rainer und Landwirtschaftsmeister André gemeinsam den Betrieb, der seit Anfang der 1970er Jahre an diesem Standort besteht. Schon damals begann Christiane Häuser aus eigener Initiative heraus im Zuge des Aufwachsens ihrer eigenen Kinder, anderen Kindern und Erwachsenen das Leben auf dem Bauernhof näher zu bringen und ließ seither regelmäßig Gruppen unter ihrer Leitung den Limeshof erkunden.
Der Schwerpunkt des am nördlichen Limes idyllisch gelegenen Familiebetriebes ist die Haltung von rund 80 Milchkühen. Hinzu kommen mit der Aufzucht der weiblichen Kälber und Jungtiere noch einmal genauso viele Tiere. Das Melken auf dem Limeshof übernimmt seit 2009 vollautomatisch ein Melkroboter. Dazu bewirtschaftet die Familie insgesamt eine Fläche von 140 Hektar, unter anderem als Futtergrundlage für die Herde. Neben der Bearbeitung des Grünlandes werden außerdem Mais, Raps und Getreide angebaut.
Vom DBV ausgezeichnet
Seit April dieses Jahres gilt der Schulbauernhof Limeshof, der vom Deutschen Bauernverband als anerkannter Ausbildungsbetrieb ausgezeichnet wurde, auch als Partnerbetrieb der Initiative „Bauernhof als Klassenzimmer“. Dabei handelt es sich um eine Initiative des Hessischen Agrarministeriums, des Kultusministeriums und des Bauernverbandes. Sie wurde im Jahr 2000 durch die drei Träger ins Leben gerufen, um eine praxisnahe Unterrichtsgestaltung zu unterstützen.
Jedes Kind sollte wissen, wo das Essen herkommt und welchen Anstrengungen es bedarf, hochwertige Lebensmittel zu produzieren. Immer mehr Kinder kennen die grundlegende Bedeutung der Landwirtschaft für die Ernährung nicht. Für viele kommen die Lebensmittel aus dem Supermarkt. Eine Verbindung zwischen den Lebensmitteln und dem Acker oder dem Stall wird gar nicht mehr hergestellt. „Diese Entwicklung wollen wir als Schulbauernhof in eine andere Richtung lenken, wieder das Bewusstsein für Natur und Landwirtschaft wecken. Ich halte das für essentiell“, beschrieb Anne-Kathrin Häuser dem Gießener Anzeiger gegenüber ihre Intention als pädagogisch arbeitende Landwirtin.
Zahlreiche Gruppen durfte sie auch dieses Jahr auf dem Schulbauernhof begrüßen und „die Resonanz ist durchweg positiv“, so die zweifache Mutter.
Kindgerechte Führung
Vergangene Wocheverbrachte die Pestalozzischule Gießen zum wiederholten Male einen fröhlichen und lehrreichen Vormittag zum Thema „Vom Korn zum Brot“ auf dem Limeshof. Die 18 Schüler/innen der Klasse 3b wurden dabei von Klassenlehrerin Katharina Hanel und Kollegin Laura Heß begleitet.
Der Gießener Anzeiger war mit dabei, als Anne-Kathrin Häuser bei der Besichtigung durch den großen Hof führte und fachkundig und kindgerecht das Leben und die oft harte Arbeit eines Landwirtes erklärte. Dabei durften die Kinder beim Füttern der Tiere mitanpacken, Streicheleinheiten erteilen und dem Melkroboter bei der Melkung der Kühe zusehen.
Häusers Kühe geben „gentechnikfreie Milch“, die direkt vom Kuheuter aus in einen 5000 Liter fassenden Milchtank geleitet wird, und der die wertvolle Rohmilch bis zur Abholung gekühlt lagert. Alle zwei Tage kommt dann das „Milchauto“, ein Tanklastzug der Molkerei Hochwald in Hungen, und holt die Milch zur Weiterverarbeitung in die Molkerei ab. Bei den gestellten Fragen erfuhren die Kinder, dass die Milchkühe richtig viel leisten für unsere tägliche Portion Milch, manche am Tag bis zu 40 Liter Milch geben und bis zu 20 Jahre alt werden können. Auf dem Limeshof ist die 16 Jahre alte „Rita“ derzeit die älteste Milchkuh.
Ein weiterer Anziehungspunktwaren die Kälber, die den Kindern gerne an den Fingrn saugten und fleißig gestreichelt wurden. Am Getreidelager durften die Kinder ihre Hände in die großen Körnerberge des Erntegetreides tauchen, dabei die unterschiedlichen Getreidearten kennenlernen und erfühlen und anschließend selber Weizen zu Mehl mahlen.
Nachdem die 3b staunend das große Güllesilo und die riesigen Silagefahrsilos besichtigt hatte, ging es weiter zur Strohhalle, wo sich dann alle noch einmal so richtig austoben durften, bevor die jungen Gäste gemeinsam mit Anne-Kathrin bei einer „Milchprobe“ mit Keksen den Bauernhoferlebnistag ausklingen ließen.
Mit einem rührenden „Danke für die gute Milch!“ verabschiedeten sich schließlich die Kinder von den Kühen und begaben sich auf den Weg zurück zur Bushaltestelle. „Es war ein schöner, lebendiger Vormittag mit der 3b. Da hat einfach die Chemie gestimmt. Wenn es so harmonisch und fröhlich zugeht, macht die Arbeit natürlich doppelt Freude“, berichtete Anne-Kathrin glücklich.
Stefanie, André, Anne-Kathrin und Svenja Häuser, Hündin"Pöti", Fiona, Christiane und Rainer Häuser, und ganz rechts Mitarbeiter Marc Viehmann.