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Niedersachsen

Moorbauern fordern Augenmaß beim Klimaschutz

Die Moorbauern in Niedersachsen würden eine Wiedervernässung mittragen, wenn die Bedingungen fair sind: Es müsse ausreichend Geld für volle Entschädigungen, ein Konzept und Machbarkeitsstudien geben.

Lesezeit: 4 Minuten

„Klima- und Umweltschutz, Energieversorgung und Versorgungssicherheit bei Lebensmitteln sind Hauptaufgaben der zukünftigen Generationen, und bei all diesen Aufgaben spielt die Landwirtschaft eine große Rolle und kann Lösungen dazu beitragen“, ist Dr. Karsten Padeken, Vorsitzender der Arbeitsgruppe „Moorbauer“ im Landvolk Niedersachsen überzeugt.

Das Wiedervernässen von Moorböden vor allem der Bevölkerung in den Moorregionen aufzubürden, so wie es von der Politik aktuell forciert werde, sei aber unsolidarisch und führe nur zu Widerstand statt Akzeptanz, sagt er.

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Das Landvolk verweist hierbei auf die kulturhistorische Leistung der Moorkultivierung und auf die durch die Entwässerung ermöglichte Wirtschaftsleistung sowie Heimat der in Moorregionen lebenden Menschen. „Hinter diesen Leistungen standen teilweise sogar politisch beschlossene Zwangsmaßnahmen, in jedem Fall stets ein gesellschaftlicher Auftrag. Wir Moorbauern sagen Ja zu Moor- und Klimaschutz, aber mit Weitsicht und zu fairen Bedingungen“, erklärt Padeken die Mitgestaltungsabsicht der Moorbauern, das Freisetzen von Treibhausgasen durch menschlich genutzte Torfböden zu reduzieren.

Komplexe wasserbauliche Umgestaltung ganzer Landschaftsräume

In der AG Moorbauern des Landesbauernverbandes diskutieren die betroffenen Bauern ihre Möglichkeiten zum Klimaschutz. Die Umkehrung der heutigen entwässerungsbasierten Wasserverhältnisse hin zum Wassermanagement, um die entwässerten Torfböden durch Anhebung des Grundwasserstandes wieder so weit wie möglich vor der Zersetzung und damit Freisetzung von Kohlendioxid zu schützen, erfordere eine sehr komplexe wasserbauliche Umgestaltung ganzer Landschaftsräume.

„Bei einigen Standorten wird der optimale Wasserstand wegen irreversibler Veränderungen der für eine Torferhaltung notwendigen Voraussetzungen entweder nicht oder nur durch technische Vorrichtungen zur künstlichen Zufuhr von Wasser „von außen“ erreicht werden können“, schildert Padeken die Komplexität dieser Mammutaufgabe.

Umsetzungsstrategie notwendig

Eine Umsetzungsstrategie sieht das Landvolk daher für notwendig an. „Mit der Wiedervernässung der Torfböden allein in Deutschland oder Europa wird sich der Klimawandel nicht begrenzen lassen, wenn beispielsweise in anderen Regionen diesem Beispiel nicht gefolgt wird oder sogar kohlenstoffreiche Böden zusätzlich entwässert werden, indem die Torfgewinnung in das außereuropäische Ausland verlagert wird“, gibt der Sprecher der Moorbauern-AG zu bedenken.

Weiterhin lehnt das Landvolk ein Rückführen der heutigen entwässerten Kulturlandschaften der Moorregionen in überwiegend ungenutzte Naturschutzgebiete und Sukzessionsflächen als nicht zielführende Strategie ab. Ein derartiger Ansatz werde in Schwellen- und Entwicklungsländern nicht als beispielhafte Lösung im weltweit notwendigen Klimaschutz akzeptiert, ist man sich in der Moorbauern-AG sicher.

Entschädigungszahlungen müssen alle Nachteile voll ausgleichen

Das A und O bei der Akzeptanz einer Wiedervernässung von Privateigentum sieht das Landvolk in der Entschädigung bei freiwilliger Aufgabe von Flächen. Dazu müsse die Politik ausreichend öffentliche Mittel für das Anpassen und Umstrukturieren in den betroffenen Regionen bereitstellen und dies vor allem gesetzlich verankern.

Das Geld müsse ausreichen, alle Nachteile voll auszugleichen, die den heutigen Eigentümern und Bewirtschaftern durch die Umwandlung von rechtmäßig entwässerten Flächen in „nasse“ Flächen mit höherem Grundwasserstand entstehen, denn schließlich sei dies die alleinige Aufgabe der Gesamtgesellschaft in Bund und Ländern.

„Ein Herausdrängen der Eigentümer und Bewirtschafter von ihren Flächen durch planungsrechtliche Entwicklungsschranken für Moorregionen oder ordnungsrechtliche Verschärfungen der Nutzungsmöglichkeiten von Torfböden bewerten wir als faktische Enteignung von „hinten durch die kalte Küche“ und lehnen dies entschieden ab“, zeigt Padeken wichtige Aspekte auf, die es auf Augenhöhe mit den Verantwortlichen aus Politik zu besprechen gilt.

Bereit, wenn Machbarkeitsuntersuchungen vorliegen

„Wir sind bereit, die Politik bei den Maßnahmen zur Reduzierung der Emissionen von Torfböden zu begleiten und für die betroffenen Regionen und Menschen einen langfristig verlässlichen Weg zu beschreiten. Dazu müssen Bund und Länder nun unverzüglich spezialisierte Einrichtungen schaffen, in denen die notwendigen personellen Kapazitäten und das notwendige Expertenwissen geschaffen und gebündelt werden.

Auch Potenzial- oder Machbarkeitsuntersuchungen zur Ermittlung der wasserwirtschaftlich möglichen Grundwasseranhebungen gehören dazu und sind unverzichtbar für die Planungssicherheit der Betriebe, um ihre Betroffenheit verlässlich abschätzen und um sich auf die geforderte Transformation einzustellen zu können“, zeigt Karsten Padeken abschließend die Bereitschaft der Moorbauern und die notwendigen Schritte für dieses Mammutvorhaben zum Wohle der Gesellschaft auf.

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