„Die Krise der Landwirtschaft erzeugt derzeit eine beispiellose Vermögens- und Kapitalvernichtung“, stellte DBV-Präsident Joachim Rukwied auf einem Treffen der Bauernverbände aus Österreich, Deutschland, der Schweiz und Lichtenstein fest.
In Deutschland haben die Bauern im vergangenen und laufenden Wirtschaftsjahr mehr als 50 Prozent ihres Einkommens verloren. Eine ähnliche Situation zeichnet sich auch in den Nachbarländern Österreich und Liechtenstein und etwas abgeschwächt in der Schweiz ab. Auf Einladung der Landwirtschaftskammer Österreich fand das Spitzengespräch am 24. Mai 2016 in Sankt Lorenz im Salzkammergut statt.
Nach übereinstimmender Auffassung liegen die Ursachen der gravierenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Bauern in den vier Ländern in Ungleichgewichten in der Wertschöpfungskette, Unzulänglichkeiten in der Vermarktungsstruktur und nicht zuletzt in einer konjunkturellen Nachfrageschwäche auf den internationalen Märkten. Insbesondere auf der Angebotsseite gebe es gegenüber einem hochkonzentrierten Lebensmitteleinzelhandel enorme Defizite.
Die Bauernverbände waren sich einig, dass der Staat die Marktkrise vor dem Hintergrund der globalen Marktentwicklungen nicht mit regulatorischen Maßnahmen lösen könne. Die Politik sei zwar gefordert, die Landwirte durch Liquiditätskredite und Bürgschaften zu unterstützen, um strukturelle Brüche zu verhindern. Doch vorrangig sei es, Angebot und Nachfrage durch eine neue Zusammenarbeit zwischen Landwirten und Verarbeitern – insbesondere in den Genossenschaften – wieder in Einklang zu bringen.
Die Schweiz hat nach Auslaufen der Milchquotenregelung im Jahr 2009 eine vergleichbare Situation bewältigen müssen. Eine Verbesserung von Qualität und Wertschöpfung erreichten die Schweizer durch eine beachtliche Markt- und Produktdifferenzierung. Doch wird noch am Problem der Verwertung von sogenannter Industriemilch gearbeitet.
Neue Vertragsbeziehungen zwischen Erzeugern und Verarbeitern sind aber nach Auffassung der vier Bauernverbände die einzige nachhaltige Möglichkeit, die Ertragssituation in der Landwirtschaft zu verbessern. Neben den aktuellen Marktproblemen diskutierten die Vertreter der Bauernverbände das Potenzial regionaler Märkte sowie Maßnahmen und Entwicklungen von Tierwohl.