Kantinen von Schulen und Kindergärten sollten nach Ansicht von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) regelmäßig Gerichte mit Schweinefleisch anbieten. „Dass unsere Kinder kein Schweinefleisch mehr bekommen, ist völlig inakzeptabel“, sagte er der „Bild“-Zeitung.
Es sei ein „Versagen der Schulträger“, wenn Kinder keine ausgewogene Ernährung bekämen. Auch wenn die Zahl der Muslime im Land steige, dürfe man nicht aus Bequemlichkeits- oder Kostengründen für die Mehrheit in der Gesellschaft die Auswahl einschränken, sagte Schmidt.
Weiter sagte Schmidt: „Fleisch gehört auf den Speiseplan einer gesunden und ausgewogenen Ernährung, auch in der Kita- und Schulverpflegung. Jedes Kind sollte die Auswahl haben, ob es Rind-, Schweinefleisch, Fisch oder eben vegetarisch essen möchte.“
Dieselbe Forderung hatte Schmidt bereits Ende März erhoben. Auch Kanzlerin Angela Merkel hatte im Juli in einer Videobotschaft Migranten zu Toleranz gegenüber deutschen Essgewohnheiten wie dem Verzehr von Schweinefleisch aufgerufen. Schmidt kündigte an, das nationale Qualitätszentrum für Ernährung in Kita und Schule werde künftig Mustervorschläge für eine ausgewogene Ernährung machen.
Ostendorff: "Haarsträubende, unseriöse Forderungen!"
Völlig daneben findet Friedrich Ostendorff Schmidts Äußerungen. Er wirft ihm vor, einfachste reflexhafte Ressentiments zu bedienen, um sein politisches Ego zu polieren. Dabei müsste Schmidt als zuständiger Minister wissen, dass sich die Ernährungsgewohnheiten der Menschen und damit auch die der Kinder in den zitierten Einrichtungen eben ändern. Weniger Fleisch und Wurst werde nachgefragt, womit sich die Speisepläne den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung immer mehr annähern.
"Das sollte ihn freuen, wenn es ihm um die Gesundheit der Kinder und um die Nachhaltigkeit ginge. Doch dies scheint nicht der Fall zu sein. Eher scheint es, Schmidt hätte einen Wunschzettel der Fleischlobby unterm heimischen Weihnachtsbaum gefunden und arbeitet diesen nun in seiner bekannten beamtenhaften Beflissenheit ab", so Ostendorff.
Der Agrarsprecher der Grünen erinnert an frühere Aussagen des CSU-Politikers, dass er "nicht in die Kochtöpfe der Verbraucher hineinregieren" wolle. Mit dieser Begründung habe er die Lebensmittelampel abgelehnt. "Was der Agrarminister uns hier vorlegt, sind haarsträubende, unseriöse Forderungen, die nichts zu einer Weiterentwicklung der Landwirtschaft beitragen. Er müsste für mehr Klasse statt Masse werben und eine landwirtschaftliche Produktion unterstützen, die nachhaltiger statt automatisierter wird", so Ostendorff.