DBV-Präsident Gerd Sonnleitner hofft auf ein Ende des Preisverfalls bei Lebensmitteln. Die zwölf Preissenkungen der Discounter 2009 hätten nicht nur den Bauern, sondern der ganzen Wertschöpfungskette geschadet, sagte Sonnleitner heute in der Eröffnungspressekonferenz zur Internationalen Grünen Woche in Berlin. Dass Verbraucher nur noch 11 % ihres Einkommens für Lebensmittel ausgeben müssten sei zwar für sie erfreulich. Wer Lebensmittel aber nur über den Preis kaufe, der untergrabe langfristige, ehrliche Qualitätsarbeit, sagte der DBV-Präsident. Er plädierte dafür, auch regionale Frische, Vielfalt, Originalität und Genuss als Kaufargument zu nutzen.
Zu den bevorstehenden Diskussionen über die EU-Direktzahlungen ab 2014 forderte Sonnleitner, dass die gesellschaftlichen Leistungen der Bauern auch künftig entsprechend honoriert werden müssten. Über die Lebensmittelpreise allein funktioniere dies offensichtlich nicht. In diesem Zusammenhang verwies der DBV-Präsident auf das "höchst ungleiche Kräfteverhältnis in der Lebensmittelkette". Dies habe jüngst das Bundeskartellamt bestätigt. Die Bonner Behörde hatte die deutsche Milchwirtschaft untersucht und dabei ein "Machtgefälle" zulasten der Erzeuger festgestellt. Das vergangene Jahr sei wegen der Wirtschaftskrise für die deutschen Bauern "extrem schwierig" gewesen, sagte Sonnleitner. Die Agrarpreise seien abgestürzt und hätten viele Betriebe in ihrer Existenz gefährdet. Nach Demonstrationen und Gesprächen habe die Politik inzwischen auch für die Landwirte Liquiditätshilfsprogramme und Konjunkturpakete geschnürt.
Irritiert wegen Aigners Aussagen
Zum Thema Klimaschutz und Ernährung sagte Sonnleitner, er sei schon irritiert, dass Bundesagrarministerin Ilse Aigner (CSU) kürzlich den Klimaschutz in Beziehung zum Fleischverzehr gesetzt habe. "Ich habe die Ministerin brieflich aufgefordert, ihre Aussagen klarzustellen." Verzichtsempfehlungen seien der falsche Weg, das Weltklima zu retten. Der Anteil der Landwirtschaft an der Emission klimaschädlicher Gase betrage lediglich rund 6 %. Zudem hätten die Bauern selbst ein vitales Interesse am Klimaschutz. (vgl.: Aigner will Preiskampf ein Ende bereite 13.1.10)
Ernährungsindustrie mit schweren Umsatzeinbußen
Im Jahr 2009 hat die Ernährungsbranche ihren bisher stärksten Umsatzverlust verkraften müssen. Verantwortlich dafür seien vor allem die bereits von Gerd Sonleitner genannten Rabattschlachten im Lebensmitteleinzelhandel. Aber auch der Rückgang der Exporte um 4,2 % auf 149,8 Mrd. Euro hätten dazu deutlich beigetragen. Das erklärte der Vorsitzende der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE), Jürgen Abraham. Abraham forderte ein Ende von "Verschleuderung von Lebensmitteln und des ruinösen Preiswettbewerbs". "Das Konjunkturpaket hat die Ernährungsindustrie finanziert", kritisierte er. 2010 soll es aber wieder ein Plus von 1 % geben, wobei die Ertragslage weiter schwach bleibt.
Abraham verwies darauf, dass fünf große Unternehmen 70 % des Umsatzes im Einzelhandel realisierten. Dieser hohen Konzentration stünden 5 800 Betriebe der Ernährungsindustrie gegenüber, von denen 85 % mittelständische Firmen seien. Gemeinsam mit den Bauern müssten mit dem Handel "harte Gespräche" geführt werden.