Die deutschen Tierärzte wollen sich verstärkt dafür einsetzen, dass die Tierzucht und die -haltung am Wohlergehen der Tiere ausgerichtet werden muss. Das ist eine der Forderungen des 26. Deutschen Tierärztetages vergangene Woche in Bremen. Ferner wollen sich die Veterinäre für eine verpflichtende tierärztliche Bestandsbetreuung stark machen, um Tierkrankheiten zu vermeiden und so die Notwendigkeit von Antibiotikaabgaben zu reduzieren. Der Gesetzgeber soll aufgefordert werden, diese Bestandsbetreuung zu regeln.
Angesichts der bewährten risikoorientierten Kontrolle in der amtlichen Lebensmittelüberwachung fordert der Tierärztetag, die risikoorientierte Überwachung auch im Bereich der Tierhaltung konsequent weiterzuentwickeln. Außerdem verlangen die Ärzte den Aufbau einer zentralen Datenbank mit allen relevanten Tiergesundheitsdaten. Die Erfassung allein von Antibiotikaverbrauchsdaten reiche nicht aus, um die Tiergesundheit zu verbessern, heißt es in dem Beschluss. Darüber hinaus solle ein Kodex zum Berufsethos erarbeitet werden, der alle tierärztlichen Berufsfelder umfasse.
Im Arbeitskreis „Impfen zum Leben“ wurde festgestellt, dass Impfungen wesentliche Instrumente zum Erhalt der Tiergesundheit seien und dem Tierschutz dienten. Mit Blick auf den letzten Schweinepestausbruch in Deutschland 2006 forderten die Veterinäre, ein modellhaftes Szenario von Notimpfungen und deren komplexen Konsequenzen zu untersuchen und darzustellen. So sollen Hemmnisse erkannt und Lösungswege aufgezeigt werden. Die Wirtschaft müsse ihrer Verantwortung hinsichtlich der Fleischvermarktung geimpfter Tiere gerecht werden. Auch müsse zur besseren Früherkennung von Tierseuchen die vorbeugende tierärztliche Bestandsbetreuung stärker rechtlich verankert werden. Die Landwirtschaft sei zur Eigenkontrolle verpflichtet.
Vor dem Hintergrund der steigenden Weltbevölkerung sprachen sich die Tierärzte dagegen aus, uneingeschränkt verzehrfähiges Fleisch geimpfter Tiere zu vernichten. (AgE)