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Tierschutzverstöße beim Schiffstransport europäischer Rinder

Über Tierschutzverstöße beim Verladen sowie dem Schiffstransport von Rindern im kroatischen Hafen Raša berichten aktuell das NDR-Magazin Panorama 3 sowie die Süddeutsche Zeitung.

Lesezeit: 5 Minuten

Über Tierschutzverstöße beim Verladen sowie dem Schiffstransport von Rindern im kroatischen Hafen Raša berichten aktuell das NDR-Magazin Panorama 3 sowie die Süddeutsche Zeitung.


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Konkret prangert die Tierschutzorganisation "Animal Welfare Foundation“ – von ihr stammt das Videomaterial - den Einsatz von Elektro-Viehtreibern, Überbelegung, Temperaturen von über 30 Grad unter Deck und fehlende medizinische Versorgung an. Die Reise der 1.700 Kühe nach Ägypten dauert sechs Tage. Die Tierschützer bemängeln zudem, dass solche Transporte nicht von Veterinären begleitet würden. Auch die Dokumentation sei mangelhaft. Am Zielort gebe es etliche verendete Tiere, andere stünden tief im eigenen Kot.


Unter den gezeigten Tieren sollen sich auch Kühe aus Ostfriesland befunden haben. Laut NDR habe der frühere Besitzer diese an einen Viehhandel verkauft. Dieser sei jedoch zu keiner Stellungnahme bereit. Laut NDR und SZ spreche die Branche offenbar nicht gern über das Thema. Die besamten deutschen Rinder sollen angeblich bis Ungarn gefahren worden sein, von wo es dann nach Kroatien weiterging. In Ungarn habe die EU-Kontrolle geendet. Das zuständige Veterinäramt Aurich habe jedoch erklärt, die vorgeschriebenen amtstierärztlichen Kontrollen seien bei der Abfertigung des Transports durchgeführt worden.


Die Autoren fragen in ihrem Beitrag weiter, warum die EU nicht alle Möglichkeiten der Kontrolle ausschöpfe, etwa den Abruf elektronischer Daten über die Transportrouten. Eine Kontrolle der Fahrtenbücher reicht ihrer Ansicht nach nicht aus.


Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne) räumte gegenüber Panorama 3 ein, dass man „große Probleme“ mit Tiertransporten habe, die außerhalb der EU stattfinden. Meyer fordert deshalb eine strengere Überwachung, schiebt die Verantwortung dafür allerdings auf Bund und EU. Niedersachsen selbst habe keine Rechtsgrundlage, um Transporte in Drittländer zu stoppen. Kritiker widersprechen ihm in diesem Punkt; eine Rechtsgrundlage sei da.


DBV: EU-Tiertransportverordnung muss eingehalten werden!


Der DBV erklärt auf Anfrage von top agrar online, man habe schon Ende der 1990iger Jahre/ Anfang der 2000er Jahre (in der EU politische Diskussion über Tiertransportzeiten) dafür plädiert, auf lange Transporte für Schlachttiere gänzlich zu verzichten.


So sollten Schlachttiere im nächsten, naheliegendem Schlachthof geschlachtet werden. Längere Transporte vor allem für den Export erfolgen damit nur für Zuchttier. Im Jahr 2016 sind 105.000 Zuchtrinder exportiert worden. Einige Länder wollen aber lebende Tiere zum Schächten, was auch die deutsche Regierung nicht unterstützt (keine Transporte von Schlachttieren in Drittländer). Zum Export von Tieren in ein Drittland werden Veterinärzeugnisse benötigt, die das Landwirtschaftsministerium mit dem jeweiligen Drittland aushandelt.



Und weiter heißt es beim DBV: "Aus unserer Sicht müssen die Rahmenbedingungen der EU-Tiertransportverordnung 1/2005 eingehalten werden. Missstände, die verschiedene Tierschutzorganisationen publik machen, betreffen schlechte Versorgung mit Futter und Wasser, fehlende Einstreu, nicht transportfähige Tiere. Die Transportfähigkeit der Tiere sowie die Bedingungen des Transportes (Transportroute, Rastzeiten, Entladezeiten) kontrolliert der Amtsveterinär, der den Transport der Tiere genehmigt. In Deutschland ist dies immer der Amtsveterinär am Verladeort."

 

Bei der Verladung auf ein Schiff habe der vor Ort ansässige Amtsveterinär dafür Sorge zu tragen, dass die Tiere bei der Verladung auf das Schiff alle Anforderungen, die gesetzliche gegeben sind, erfüllen, so DBV-Pressesprecher Dr. Michael Lohse weiter. Die Verantwortung der Durchsetzung der Tiertransportstandards könne nur durch Kontrollen im Zielhafen sichergestellt werden. Wenn Verstöße beobachtet werden, sollten sie auch von Tierschutzorganisationen sofort gemeldet werden.


Tierschutzbund fordert Ausfuhrverbot


Der Deutsche Tierschutzbund fordert einen Ausfuhrstopp von lebenden Tieren aus der EU. „Inakzeptabel ist schon der Weg innerhalb der EU - wie von Norddeutschland über Tschechien und Ungarn und in weitere EU-Länderstationen, bis dann der Seeweg nach Ägypten erst beginnt“, sagte am Dienstag Verbandspräsident Thomas Schröder.


Seiner Ansicht nach zeige der aktuelle Bericht, dass auch die Transporte in der EU in vielen Fällen schon tierschutzwidrig seien und selbst bei Einhalten der vorgeschriebenen Pausen nahezu „endlose Tierquälerei auf dem Asphalt“ bedeuteten. Aus der Verantwortung könne sich laut Schröder niemand herausreden: „Nicht die Behörden in den deutschen Bundesländern, die die Zielorte ja kennen, nicht die Bundesregierung, die das gesetzlich zulässt und nicht die EU-Kommission, die über die EU-Grenze hinaus für die Tiere verantwortlich bleibt.“


Und Grünen-Agrarsprecher Friedrich Ostendorff erklärt: „Die boomenden  Langstreckentransporte von lebenden Tieren sind grausam. Union und SPD befeuern mit ihrer Agrarpolitik diese Entwicklung. Das muss ein Ende haben.“

 

Er macht sich dafür stark, dass die maximale Transportdauer von Tieren international auf maximal acht Stunden sowie innerhalb Deutschlands auf maximal vier Stunden begrenzt werden muss. Laut Ostendorff ist es inakzeptabel, dass Tiere solch ein Leid erleben müssen. „Schon die LKW-Fahrt zu den Hafenstädten ist mit Tierschutz nicht vereinbar. Die schon entkräfteten und durstigen Tiere werden dann oft rücksichtlos und brutal auf die Schiffe verladen. Und die Zustände auf den Schiffen sind untragbar. Die Tiere leiden unter der Hitze, unter der Enge und sie werden nicht ausreichend mit Futter und Wasser versorgt.“


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