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Warum wir uns mit Agrarkritikern beschäftigen müssen...

„Warum soll ich mich denn neben der Arbeit auf dem Hof und der zunehmenden Bürokratie jetzt auch noch um die Öffentlichkeitsarbeit kümmern?“, fragen sich viele Landwirte. Eine Antwort gibt Sönke Hauschild vom Bauernverband Schleswig-Holstein mit einem einfachen Beispiel aus der Praxis.

Lesezeit: 4 Minuten

„Warum soll ich mich denn neben der Arbeit auf dem Hof und der zunehmenden Bürokratie jetzt auch noch um die Öffentlichkeitsarbeit kümmern?“, fragen sich viele Landwirte. Eine Antwort gibt Sönke Hauschild vom Bauernverband Schleswig-Holstein mit einem einfachen Beispiel aus der Praxis. Folgende anonyme E-Mail erhielt ein Landwirt aus Schleswig-Holstein, der sich mit Bauabsichten trug:

 

„Hallo. Ihre Entscheidung scheint gefallen zu sein. Bald sind die beiden Ställe fertig, und ein paar Tausend wehrlose Kreaturen fristen ihr Dasein in einer weiteren Mastanlage, die einen gewissenlosen Geflügelkonzern beliefern wird. Ihr Job wird nur noch darin bestehen, zwei- bis dreimal täglich die toten Tiere einzusammeln bzw. die verletzten von ihrem unsäglichen Leid zu erlösen.

 

Der Profit ist zulasten der Tiere, die in unwürdigen Verhältnissen und in Rekordzeit turbogezüchtet werden, gesichert. Sie haben sich mit voller Überzeugung für diesen Weg entschieden. Okay. Unsere Entscheidung ist auch gefallen: Ab sofort müssen Sie immer in der Ungewissheit leben, dass materielle oder psychische Schäden die Folgen Ihres Handelns sein werden. Was und wann etwas passieren kann... Lassen Sie sich überraschen... Und immer schön ein Auge offen halten, es könnte jemand hinter Ihnen stehen!

 

Sie haben es so gewollt, und somit müsen Sie und Ihre Familie mit allen erdenklichen Konsequenzen leben.“


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Warum trifft es uns?


Diese anonyme E-Mail spricht trotz der Kürze wahre Bände. Denn hier hat sich jemand emotional dazu hinreißen lassen, strafrechtlich relevante Aussagen zu machen, erklärt Hauschild dazu. Bedenklich an dieser E-Mail hält er, dass sich nicht jemand „ausgekotzt“ hat, der aus Frust über seine persönliche Situation oder an der Gesellschaft irgendeinen Schuldigen suchte. Sondern diese Person drückte sich gezielt aus. „Man darf unterstellen, dass die Formulierungen wohlbedacht und in voller Absicht so getroffen wurden“, so der Verbandsvertreter.

 

Neben der Frage, was jemanden bewegt, derart ausfällig zu werden, stellt sich für die Landwirtschaft die Frage: „Warum trifft es uns? Wir tun doch nichts anderes als die Bevölkerung zu ernähren und damit zugleich unsere eigene Familie.“ Niemand baut einen Stall, weil er gerne Landwirt „spielen“ will, kontert Hauschild. „Landwirtschaft ist kein Hobby, sondern neben der Freude am Beruf ein Instrument der Existenzsicherung. Von daher ist die Frage berechtigt, was Menschen veranlasst, derartig extrem auf das verständliche Anliegen der Landwirte zu reagieren.“


Gute und schlechte Gesetzesbrecher?


Erstaunlich sei, in welchem Ausmaß manche Menschen versuchen, vermutetes widerrechtliches Handeln mit eigenem widerrechtlichen Handeln zu dokumentieren. Offensichtlich gibt es in der Vorstellungswelt dieser Menschen gute und schlechte Gesetzesbrecher, wobei die moralische Einteilung in das Gutdünken des jeweils Handelnden gestellt zu sein scheint. Auch hier wieder die Frage: Warum betrifft es gerade die Landwirtschaft, Familienbetriebe, die nach bestem Wissen und Gewissen ihre Tiere halten?

 

Oft wird behauptet, der Widerstand gegen große Tierställe und die landwirtschaftliche Tierhaltung an sich gehe auf die Entfremdung des Verbrauchers von der Produktion zurück. Auch der soziale Wandel auf dem Land mit einer heute städtisch orientierten Bevölkerung wird als Grund angeführt. Doch im Kern liegt das Problem nach Ansicht Hauschilds woanders. Es liegt in einem Versprechen, das gegeben wurde: Das Versprechen, „Mittel zum Leben“ zu erzeugen.


Ohne Akzeptanz haben wir ein Problem


Die anfangs gestellte Frage ist laut Hauschild, der beim Verband für Strukturpolitik, Fördermaßnahmen und Schweine zuständig ist, jedoch beantwortet: „Wenn die Landwirtschaft die Akzeptanz der Bevölkerung verliert, sei es vor Ort oder darüber hinaus, dann bekommen wir ein Problem, das sich mit jedem Jahr verschärft. Vor Ort wird es immer schwieriger, den Betrieb zu entwickeln. Auf politischer Ebene werden die Anforderungen an die Landwirtschaft immer höher, je mehr die Akzeptanz für eine moderne Landwirtschaft dort verloren geht. Es ist also an der Zeit, sich mit einem Thema zu beschäftigen, das vielen Land- wirten lange als unwichtig, lästig, vernachlässigbar erschien“, so der Landwirt.

 

Doch nicht nur die Notwendigkeit hält er für offensichtlich. Es werde auch immer deutlicher, dass besonders Landwirte geradezu riesige Chancen haben, sich und ihre Arbeit darzustellen, die vielen anderen Berufszweigen nicht zur Verfügung stellen. (Auszug aus der Broschüre „Bauern unter Beobachtung“)

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