Seit vier Wochen werden deutschlandweit vermehrt Wildvögel tot aufgefunden, die zumeist an Usutu-Virus-Infektionen (USUV) verendet sind. Das West-Nil-Virus (WNV), das ebenfalls Wildvögel infiziert, ist eng verwandt mit diesem Erreger. Bei einem Bartkauz aus einer Voliere in Halle (Saale) haben die Fachleute nun eine WNV-Infektion festgestellt. Überträger sind blutsaugende Stechmücken, informiert das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI).
WNV kann über Mückenstiche auch auf Menschen und Pferde übertragen werden und zählt somit zu den zoonotischen Erregern. Die WNV-Infektion beim Menschen verläuft in der überwiegenden Zahl der Fälle (ca. 80 Prozent) symptomlos. Bei den meisten übrigen Fällen treten zumeist nur leichte Krankheitssymptome wie Fieber und grippeähnliche Erscheinungen auf. Dieser klassische Verlauf der Krankheit wird deshalb auch als „West-Nil-Fieber“ bezeichnet, so das FLI weiter. In weniger als einem Prozent der Infektionen kommt es allerdings zu einem schweren, hoch fieberhaften Krankheitsverlauf mit Meningitis oder Enzephalitis, der zu bleibenden neurologischen Schädigungen führen kann und in seltenen Fällen tödlich endet.
Bei Pferden verläuft eine WNV-Infektion ebenfalls überwiegend symptomlos. Bei einem Viertel der Tiere treten fiebrige Allgemeinerkrankungen auf, die in wenigen Fällen zu deutlichen zentralnervösen Ausfallerscheinungen, bisweilen auch mit Todesfolge, führen können. Pferde mit klinischen Anzeichen können die Infektion zwar überleben, behalten aber oft lebenslang neurologische Schäden zurück.
In Deutschland wurden bisher weder bei Menschen noch bei Pferden hier erfolgte Infektionen mit dem WNV festgestellt. Der Mensch und das Pferd gelten als sogenannte Fehlwirte, d.h. von ihnen geht keine Infektionsgefahr für Mücken als Überträger aus. Die WNV-Infektion bei einem Vogel oder Pferd ist seit Ende 2009 eine anzeigepflichtige Tierseuche.