WWF will mehr Brotgetreide und weniger Futterpflanzen in Deutschland
Deutschland müsse mehr Feldfrüchte für die menschliche Ernährung anbauen, auch die Tierzahlen müssten runter, so der WWF. Der Bauernverband und der Deutsche Verband Tiernahrung halten dagegen.
Anscheinend ist der Futterpflanzenanbau vielen Bürgern in Deutschland ein Dorn im Auge. Jedenfalls hat sich in einer Umfrage des Meinungsforschungsunternehmens Civey im Auftrag des WWF Deutschland gut jeder zweite Teilnehmer – genauer 51,4 % - für politische Maßnahmen ausgesprochen, um den deutschen Futteranbau zu Gunsten von Nahrungsmittelpflanzen zu reduzieren. Lediglich 28,2% waren explizit dagegen.
Ansatz und Durchführung der Umfrage stoßen beim Deutschen Bauernverband (DBV) allerdings auf scharfe Kritik. Für den DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken zeigt diese Befragung, "dass fachlich unsinnige und populistisch zugespitzte Fragestellungen unbrauchbare Antworten liefern". Die Befragten werden laut Krüsken sicherlich nicht dazu übergehen, sich von Gras, Kleie, Rübenschnitzeln, Ölschroten oder ähnlichen Nebenerzeugnissen zu ernähren. Genauso wenig dürften die Umfrageteilnehmer den großflächigen Grünlandumbruch unterstützen. Auch der Begriff „Fruchtfolge“ tauche in der Umfrage offensichtlich nicht auf, was durchaus auf Wissenslücken schließen lässt, so der DBV-Generalsekretär. Für ihn ist klar: "So kann man diese Diskussion nicht qualifiziert führen.“
Fläche für Nahrung freimachen
Gleichwohl fordert die Umweltschutzorganisation mit diesem Meinungsbild im Rücken von der Bundesregierung mehr Engagement, um die Nutztierbestände in Deutschland zügig zu verkleinern. „Für die Welternährung brauchen wir mehr Korn und weniger Corned Beef“, verdeutlichte der WWF-Fachbereichsleiter Landwirtschaft und Landnutzungswandel, Dr. Rolf Sommer.
Nach seinem Dafürhalten ist das Verhältnis von Lebens- und Futtermittelproduktion aus den Fugen geraten. Die Zahl der Schweine, Rinder und Hühner hierzulande muss laut Sommer sinken, damit Fläche frei wird, um für den direkten menschlichen Verzehr mehr Getreide, Hülsenfrüchte, Gemüse und Obst anzubauen. Damit würde Deutschland einen Beitrag zu Sicherung der Ernährung weltweit und in Europa leisten“, so der WWF-Vertreter.
Nach Auskunft des WWF gilt die Forderung nach Reduzierung der Futterpflanzenerzeugung ausdrücklich nur für Ackerland. Grünland müsse hingegen erhalten und wenn möglich ausgeweitet werden. Weidetiere spielen dabei auch nach Auffassung der Umweltschutzorganisation eine wichtige Rolle, indem sie Gras zu Nahrung veredeln. "Daher betonen wir auch immer wieder den Wert der naturverträglichen Weidetierhaltung", so eine WWF-Sprecherin gegenüber top agrar.
Zu kurz gedacht
Der Deutsche Verband Tiernahrung (DVT) hält eine Reduzierung der Futterpflanzenproduktion auf Ackerflächenaber ebenfalls nicht für zielführend. Nach seinem Verständnis ist die Idee, Getreide bzw. Ackerflächen für den direkten Verzehr zur Verfügung zu stellen, viel zu kurz gedacht. Dabei werde versäumt, die pflanzliche und tierische Erzeugung als Einheit zu verstehen.
Die landwirtschaftlichen Nutztiere würden schließlich nicht nur das Getreidekorn verwerten, sondern auch die nicht-essbare Biomasse, die bei der Getreideerzeugung anfällt, gibt der DVT zu bedenken. Die hierdurch gewonnenen hochwertige Proteine für die menschliche Ernährung erhöhten die Effizienz der Ressourcennutzung und trügen zur Versorgungssicherung bei. Für eine ressourcenschonende Kreislaufwirtschaft sei außerdem die Tierhaltung unverzichtbar und somit auch der Anbau von Futterpflanzen.
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Anscheinend ist der Futterpflanzenanbau vielen Bürgern in Deutschland ein Dorn im Auge. Jedenfalls hat sich in einer Umfrage des Meinungsforschungsunternehmens Civey im Auftrag des WWF Deutschland gut jeder zweite Teilnehmer – genauer 51,4 % - für politische Maßnahmen ausgesprochen, um den deutschen Futteranbau zu Gunsten von Nahrungsmittelpflanzen zu reduzieren. Lediglich 28,2% waren explizit dagegen.
Ansatz und Durchführung der Umfrage stoßen beim Deutschen Bauernverband (DBV) allerdings auf scharfe Kritik. Für den DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken zeigt diese Befragung, "dass fachlich unsinnige und populistisch zugespitzte Fragestellungen unbrauchbare Antworten liefern". Die Befragten werden laut Krüsken sicherlich nicht dazu übergehen, sich von Gras, Kleie, Rübenschnitzeln, Ölschroten oder ähnlichen Nebenerzeugnissen zu ernähren. Genauso wenig dürften die Umfrageteilnehmer den großflächigen Grünlandumbruch unterstützen. Auch der Begriff „Fruchtfolge“ tauche in der Umfrage offensichtlich nicht auf, was durchaus auf Wissenslücken schließen lässt, so der DBV-Generalsekretär. Für ihn ist klar: "So kann man diese Diskussion nicht qualifiziert führen.“
Fläche für Nahrung freimachen
Gleichwohl fordert die Umweltschutzorganisation mit diesem Meinungsbild im Rücken von der Bundesregierung mehr Engagement, um die Nutztierbestände in Deutschland zügig zu verkleinern. „Für die Welternährung brauchen wir mehr Korn und weniger Corned Beef“, verdeutlichte der WWF-Fachbereichsleiter Landwirtschaft und Landnutzungswandel, Dr. Rolf Sommer.
Nach seinem Dafürhalten ist das Verhältnis von Lebens- und Futtermittelproduktion aus den Fugen geraten. Die Zahl der Schweine, Rinder und Hühner hierzulande muss laut Sommer sinken, damit Fläche frei wird, um für den direkten menschlichen Verzehr mehr Getreide, Hülsenfrüchte, Gemüse und Obst anzubauen. Damit würde Deutschland einen Beitrag zu Sicherung der Ernährung weltweit und in Europa leisten“, so der WWF-Vertreter.
Nach Auskunft des WWF gilt die Forderung nach Reduzierung der Futterpflanzenerzeugung ausdrücklich nur für Ackerland. Grünland müsse hingegen erhalten und wenn möglich ausgeweitet werden. Weidetiere spielen dabei auch nach Auffassung der Umweltschutzorganisation eine wichtige Rolle, indem sie Gras zu Nahrung veredeln. "Daher betonen wir auch immer wieder den Wert der naturverträglichen Weidetierhaltung", so eine WWF-Sprecherin gegenüber top agrar.
Zu kurz gedacht
Der Deutsche Verband Tiernahrung (DVT) hält eine Reduzierung der Futterpflanzenproduktion auf Ackerflächenaber ebenfalls nicht für zielführend. Nach seinem Verständnis ist die Idee, Getreide bzw. Ackerflächen für den direkten Verzehr zur Verfügung zu stellen, viel zu kurz gedacht. Dabei werde versäumt, die pflanzliche und tierische Erzeugung als Einheit zu verstehen.
Die landwirtschaftlichen Nutztiere würden schließlich nicht nur das Getreidekorn verwerten, sondern auch die nicht-essbare Biomasse, die bei der Getreideerzeugung anfällt, gibt der DVT zu bedenken. Die hierdurch gewonnenen hochwertige Proteine für die menschliche Ernährung erhöhten die Effizienz der Ressourcennutzung und trügen zur Versorgungssicherung bei. Für eine ressourcenschonende Kreislaufwirtschaft sei außerdem die Tierhaltung unverzichtbar und somit auch der Anbau von Futterpflanzen.