Zunehmender Einfluss spekulativer Anleger am ostdeutschen Bodenmarkt
Eine wirksamere Einflussnahme auf die Privatisierung landwirtschaftlicher Nutzflächen zur Vermeidung von strukturellen Verwerfungen im Osten Deutschlands hat Prof. Klaus Schmidt empfohlen. Schmidt war in der DDR bis zur Wende Chefkader des Instituts für Agrarökonomie der Akademie für Landwirtschaftswissenschaften.
Eine wirksamere Einflussnahme auf die Privatisierung landwirtschaftlicher Nutzflächen zur Vermeidung von strukturellen Verwerfungen im Osten Deutschlands hat Prof. Klaus Schmidt empfohlen. Schmidt war in der DDR bis zur Wende Chefkader des Instituts für Agrarökonomie der Akademie für Landwirtschaftswissenschaften. In einem Gutachten erklärte Schmidt Ende Mai, dass eine zunehmende Eigentumskonzentration an landwirtschaftlichen Nutzflächen in der Hand von „Nichtlandwirten“ zu beobachten sei.
Der Erwerb solcher Flächen erfolge immer öfter durch Investoren, die den Boden nicht selbst bewirtschafteten sondern in gutwirtschaftlichen Verwalter- oder in Pachtverhältnissen bewirtschaften ließen. Kapitalanlage, Rentenabschöpfung und Spekulationszwecke träten als wirtschaftliche Ziele der Bodeneigentümer immer stärker in Erscheinung. Dieser Fakt treibe die ohnehin anziehenden Bodenpreise zusätzlich in die Höhe.
Da der Ertrag das wichtigste reale Preisbildungselement für den Boden sei, könnten in der Regel ortsansässige Landwirte Bodenzukäufe nur zum Ertragswert realisieren, unterstrich Schmidt. Derzeitig deutlich darüberliegende Preisangebote externer Bodenerwerber führten dazu, dass sich das ungünstige Anteilsverhältnis von Eigentum zu Pachtflächen nur sehr zögerlich verbessern könne und immer größere Flächenanteile in den Besitz von Nichtlandwirten übergingen.
Die derzeitige gesetzliche Genehmigungsregelung für den Bodenkauf und -verkauf wirke offensichtlich dem spekulativen Bodenerwerb, der nicht im Interesse der Festigung langfristiger und nachhaltiger regionaler Nutzungsstrategien liege, nicht hinreichend entgegen. Der zu beobachtende starke Entzug an Grund- und Differentialrente aus dem Reproduktionskreislauf schwäche zudem das Potential für notwendige Investitionen zur Gewährleistung weiteren ökonomischen Wachstums in den hiesigen Landwirtschaftsbetrieben, hielt der Agrarökonom fest. (AgE)
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