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Kartoffeln auf Kurssuche

Die vielseitigen Verwertungswege für Kartoffeln sind unterschiedlich lukrativ. Volatile Preise, die Vermarktung und nicht zuletzt das Wetter lassen den Anbau zur Herausforderung werden.

Lesezeit: 5 Minuten

Unsere Autorin: Stephanie Stöver-Cordes, LWK Niedersachsen.Fortsetzung von "Auch für mäßige Standorte: Darum bleiben die Kartoffelpreise auch 2023 hoch"

Kartoffelanbauer und -vermarkter mussten in den vergangenen Jahren einige Herausforderungen meistern: Erst Corona, dann ab Februar 2022 der Ukraine-Krieg mit hohen Erzeugerpreisen, aber explodierenden Produktionskosten und schwächelnder Nachfrage. In der Produktion wird das Wetter zum Unsicherheitsfaktor. Das alles wirft die Frage auf, welche Perspektiven sich für den Kartoffelanbau ergeben.

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Optimistische Anbauer

Die heimischen Anbauer scheinen dabei relativ zuversichtlich zu sein, zumindest ist die Kartoffelfläche in Deutschland im vergangenen Jahr weiter gewachsen und lag zuletzt bei knapp 270.000 ha. Trotz der größeren Anbaufläche blieb die deutsche Erntemenge 2022 jedoch hinter den Ergebnissen des Vorjahres zurück.

Der heiße Sommer hat aber seine Spuren hinterlassen: Die Erntemenge lag im vergangenen Jahr bei 10,7 Mio. t Kartoffeln, nach 11,3 Mio. t und 11,7 Mio. t in den Vorjahren. Differenziert man den Anbau nach den Verwertungsrichtungen, zeigten sich zuletzt Verschiebungen:

  • Der Anbau von Speiseware war in 2022 rückläufig.
  • Ebenso sank die Stärkekartoffelfläche um 3 % auf gut 58.000 ha.
  • Ein Flächenplus gab es bei den Verarbeitungskartoffeln (z. B. für Pommes frites und Chips).

Der Hauptgrund für die Anbauverschiebung dürften die Preisentwicklungen in den einzelnen Verwertungsrichtungen sein: Nach dem Preisverfall bei der Speiseware in den Vorjahren, sowie der begrenzten Erlösmöglichkeiten der Stärkekartoffeln lockte insbesondere der Preisaufschwung und die Absicherungsmöglichkeiten bei den Veredlungskartoffeln viele Anbauer in dieses Segment.

Rohstoff für Pommes und Chips gesucht

Mehr Schwung steckt aktuell in den Verarbeitungskartoffeln: Die steigende Nachfrage auch in den angrenzenden Ländern, aber auch das kalte Wetter, das die Auspflanzung verzögert, hat die Marktteilnehmer nervös gemacht. Das lässt sich deutlich an der Kursentwicklung an der Leipziger Terminbörse EEX ablesen. Bereits seit Wochen ist die 30 €-Marke überwunden. Zuletzt hatte der Juni 23-Kontrakt sogar die 40 €/dt erreicht. Selbst der April 24-Kontrakt erreicht bereits die 25 €-Marke.

Hinzu kommt: Auch das Wetter im Sommer dürfte die Preise noch maßgeblich beeinflussen:. Mögliche Hitze und Trockenheit könnte das Ertragspotenzial eindampfen. Das würde sowohl den Speise- als auch den Verarbeitungskartoffeln zu einem weiteren Preisaufschwung verhelfen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist das jedoch reine Spekulation.

Welche Perspektiven gibt es?

Der Bedarf an Speisekartoffeln dürfte mittelfristig stabil bleiben. Die Preise in diesem Segment orientieren sich hauptsächlich an der regionalen Marktlage. Als günstiges und gesundes Lebensmittel wird auch die Kartoffel sowohl in der Direktvermarktung, aber auch im LEH und im Discounter ihre Daseinsberechtigung behalten.

Besonders in unsicheren Zeiten könnte der Bedarf an preiswerten Grundnahrungsmitteln steigen. Zudem zeigen die Werbeaktionen des LEH weiterhin ihre Wirkung: Deutsche Kartoffeln werden gekauft, insbesondere wenn die Alternativen teuer sind.

Trotzdem müssen sich die Anbauer von Speisekartoffeln auf einen empfindlicheren Markt einstellen. Wird z. B. das Angebot deutscher Ware knapp, werden die Preisanstiege häufig durch zunehmende Importe aus der Mittelmeerregion begrenzt.

Zudem gilt besonders in diesem Segment, dass hauptsächlich gute Qualitäten ihren Markt finden. Die Qualitätsanforderungen können dabei je nach Marktlage variieren. Die erzielbaren Kartoffelqualitäten hängen jedoch immer von den Anbaubedingungen ab. Für Speisekartoffelerzeuger besteht für den Anbauer immer ein gewisses Risiko.

Verarbeitungsware, z. B. für Pommes frites oder Chips, ist weiterhin gefragt. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in den umliegenden Nachbarländern wächst die Nachfrage der Verbraucher wieder. Die Verarbeitungskapazitäten für Pommes und Co. wurden ausgebaut und benötigen nun Rohstoff.

Aber auch hier könnte mit der Zeit eine gewisse Sättigung der Nachfrage eintreten. Politische Unsicherheiten können zudem dazu beitragen, dass mehr Konsumenten sparen müssen. In der Folge könnte die Nachfrage nach veredelten Kartoffelprodukten wieder zurückgehen.

Gerade bei dieser Verwertungsrichtung sind Preisschwankungen wahrscheinlich. Diese lassen sich aber über Verträge mit den Abnehmern oder Kontrakte an der Warenterminbörse zumindest abmildern. Es kann daher sinnvoll sein, bereits jetzt den Anbau für 2024 zu gewissen Anteilen abzusichern.

Stärkekartoffeln finden weiterhin ihre Abnehmer. Für die Lebensmittelverarbeitung, aber auch als natürlicher Rohstoff für die Industrie hat die Stärkekartoffel bereits seit Jahren ihren festen Stellenwert.

Hier ist von einer weitgehend stabilen Preisentwicklung auszugehen. Das bedeutet zwar ein gewisses Maß an Sicherheit, doch die Preissteigerungen anderer Kulturen dürfe für Anbauer ein Anlass sein, den Stärkekartoffelanbau zu überdenken.

Global betrachtet erfolgt die Stärkegewinnung zu hohen Anteilen aus Mais (76 %), auch Weizen kann als Stärkelieferant dienen. Der Wert der Stärkekartoffel steht daher auch in einem gewissen Zusammenhang zu den Getreidepreisen.

Volatilität bleibt

Über alle Verwertungsrichtungen zeigt die Erfahrung aber auch: Sollte das Angebot die Nachfrage doch zeitweise übersteigen, wird es recht schnell zu einem deutlichen Preisverfall kommen. Die alternative Verwertung über Biogasanlagen oder als Futterkartoffeln ist nicht gerade lukrativ.

Daher ist es auch wichtig, falsche Signale zu vermeiden: Wird der Markt zu knapp geredet, sind es nicht nur die hiesigen Anbauer, sondern auch die Landwirte in den typischen Frühkartoffelländern, die schnell auf diese Mel­dungen reagieren. und den Anbau ausbauen. Damit können sie die Preisentwicklung erheblich beeinflussen. Damit hätte dann niemand etwas gewonnen. 

Lesen Sie in der kommenden Woche zwei Berichte aus der Praxis von einem Hof aus dem Kreis Nienburg und einem aus dem Kreis Uelzen.

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