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topplus Strommarkt im März

Solarstrom fällt unter 5 Cent – Saharastaub kostet massiv Leistung

Jeder Strommonat ist anders. Der März brachte extrem niedrige Erlöse für Sonnenstrom. Ende des Monats sorgte dann der Saharasand für Wirbel.

Lesezeit: 5 Minuten

top agrar versorgt Sie monatlich mit den aktuellen Entwicklungen auf den Strommärkten und erklärt die Hintergründe. Die Daten und Analysen liefert der zertifizierte Stromhändler Next Kraftwerke. Er ist einer der größten Direktvermarkter von Strom aus Erneuerbaren Energien.

Im September 2022 erreichte der Marktwert von Solarstrom im Day-Ahead-Handel zeitweise  über 36 Cent pro KWh. 1,5 Jahre später liegt dieser Wert nun unter 5 Cent. So tief hatte er zuletzt im Mai 2021 gelegen. Drei Gründe lassen sich für diesen enormen Preisverfall ausmachen.

  • Erstens befinden sich die Strompreise im Großhandel seit dem Herbst 2023, vor allem aufgrund stark gesunkener Erdgas- und CO2-Preise, im Sinkflug.

  • Zweitens führt der anhaltende Zubau an Kapazitäten der Erneuerbaren Energien tendenziell zu einem Überangebot an Strom, wenn die Sonne kräftig und andauernd scheint oder der Wind stark weht, was die Preise im kurzfristigen Stromhandel allgemein drückt. 

  • Und drittens trifft diese Preisreaktion die Erzeuger von Solarstrom überproportional stark, da sie nur dann Strom produzieren, wenn andere Solarstromerzeuger dies ebenfalls tun und somit die Preise im täglichen Handel für sie besonders niedrig sind.

Letzteres Phänomen – das auch Windmüller in starken Windmonaten erfahren – führte im März zu einem Marktwert Solar von 4,965 Cent pro KWh im Schnitt (- 15,5 % zum Vormonat). Damit lag Sonnenstrom deutlich unter dem Durchschnittswert aller anderen Quellen an der Spotbörse lag. Insgesamt stieg gegenüber dem Vormonatswert Preis für Erneuerbare sogar leicht an (+ 5,5 %) auf 6,47 Cent pro KWh. 

Erneuerbare driften auseinander

Auch der Durchschnittspreis für Windstrom „litt“ im vergangenen Monat unter starken und recht stetigen Windverhältnissen. So lag der Durchschnittspreis für Onshore-Windstrom ebenfalls unter dem Durchschnittswert aller Spot-Kontrakte und landete bei 5,538 Cent pro Kilowattstunde (+ 3,81 % zum Vormonat), der Durchschnittspreis für Offshore-Windstrom notierte höher bei 5,937 Cent pro Kilowattstunde (+ 4,99 % zum Vormonat).

Wieder negative Strompreise

Am 10. März und am 23. März sanken die Strompreise für mehr als vier Stunden hintereinander in den negativen Bereich. Die sogenannte 4H-Regel nach § 51 EEG führt dann zu Erlöskürzungen bei den Betreibern. Die seit drei Monaten zu beobachtende Trend zu verhältnismäßig wenigen bzw. nicht lang andauernden Phasen mit negativen Spotmarktpreisen steht wiederum in Gegensatz zu der längerfristigen Entwicklung.

Wie ACER, die europäische Agentur für die Zusammenarbeit der Energieregulierungsbehörden, im März mitteilte, verelffachten sich die Stunden mit negativen Preisen im europäischen Day-Ahead-Handel im Jahr 2023 gegenüber dem Jahr 2022 (6.470 negative Stunden im Jahr 2023 gegenüber 558 negative Stunden im Jahr 2022). Auf Deutschland entfielen dabei laut ACER im vergangenen Jahr 300 Stunden mit negativen Preisen. Damit waren rund 3,4 % aller Handelsstunden in 2023 am deutschen Day-Ahead-Markt im negativen Bereich.

Saharastaub kostet 8 Gigawatt

Ein besonderes Ereignis im Stromhandel an Kurzfristmärkten im März war das plötzliche Aufkommen großer Mengen an Saharastaub über Deutschland am Monatsende. Bei diesem Wetterphänomen transportiert der Föhnwind den Feinstaub aus der Sahara bis über die Alpen. Dieser lässt die Sonneneinstrahlung sinken, legt sich auch auf Solarpaneele und verringert unmittelbar die Stromausbeute der betroffenen Anlagen. Am 30. März fiel daher die Solarstromerzeugung in der Spitze um rund 8 Gigawatt geringer aus als tags zuvor prognostiziert. 

In Erwartung einer schwachen Stromnachfrage aufgrund des Osterwochenende waren zudem viele konventionelle Kraftwerke nicht am Netz und konnten ihre Einspeisung daher nicht kurzfristig erhöhen. In der Folge traten extreme Preisspitzen im Intraday-Handel auf sowie beim Preis für Ausgleichsenergie, mit dem unausgeglichene Bilanzkreise abgerechnet werden. Da Direktvermarkter und Netzbetreiber das Phänomen früh erkannten, konnte jedoch Schaden vom Netzbetrieb abgewendet werden. 

Gaspreise erholen sich

Zum ersten Mal seit einigen Monaten zeigte sich der Erdgaspreis im Monatsverlauf leicht erholt. Der Preis für eine Megawattstunde Erdgas am Day-Ahead-Markt stieg jedoch im Tagesschnitt nie über 30 €/MWh an und beendete den Monat bei 27,44 €/MWh (gegenüber 24,95 €/MWh am letzten Handelstag des Februars). Zu größeren Preisbewegungen kam es allerdings nicht, da die heimischen Gasspeicher weiterhin gut gefüllt waren, milde Witterung herrschte und die Gasversorgung aus dem Ausland stabil war. 

Der Terminhandel von Strom schwankte im März vergleichsweise wenig. Der Preis für das Base-Frontjahr bewegte sich in einem Korridor zwischen 73 €/MWh und 84 €/MWh und beendete den Monat bei 81,78 €/MWh. Der Preis für das Frontquartal (Q3 2024) lag zum Monatsende im Base-Produkt bei 66,60 €/MWh.

Regelenergie-Preis beendet Abwärtstrend

Mit Ausnahme der positiven Minutenreserve legten die Preise für Regelenergie zur Stabilisierung der Netzfrequenz zu und beendeten damit ihren Abwärtstrend der vergangenen Monate. Anbieter von negativer Sekundärregelleistung konnten bei konstanter Vorhaltung und Bezuschlagung von 1 MW an regelbarer Leistung 3.894 € erzielen (+9,01 % zum Vormonat). Am stärksten fiel der Preisanstieg bei der positiven Sekundärregelleistung aus: Hier erzielten Anbieter 4.420 €/MW (+31,5 % zum Vormonat). 

Die Regelenergiehändler von Next Kraftwerke berichteten zudem, dass sich das Preisgefüge der verschiedenen Zeitscheiben verschoben hat. Das bekannte Sommermuster mit saisonal erhöhter PV-Einspeisung zur Mittagszeit führt zu erhöhter Residuallast und damit zu strukturell erhöhten Preisen in der vierten Zeitscheibe (12 bis 16 Uhr).

Ihre Meinung ist gefragt!

Was denken Sie über die Entwicklungen bei den Strompreisen? Waren Sie schon mal von der 4H-Regel betroffen? Wie beeinflusst das Ihre betrieblichen Entwicklungspläne?

Schicken Sie uns gerne Ihre Meinung per Mail an: andreas.beckhove@topagrar.com

 

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