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Strommarkt

Strompreise ziehen an - Ist das schon die Trendwende?

Der Preisverfall beim Strom wurde im Juni gestoppt: Sowohl Spotpreise als auch Terminpreise notierten höher als im Vormonat. Haben die Strompreise damit ihren Boden gefunden?

Lesezeit: 5 Minuten

top agrar versorgt Sie monatlich mit den aktuellen Entwicklungen auf den Strommärkten und erklärt die Hintergründe. Die Daten und Analysen liefert der zertifizierte Stromhändler Next Kraftwerke. Er ist einer der größten Direktvermarkter von Strom aus Erneuerbaren Energien.

Der durchschnittliche Spotpreis für den Monat Juni lag bei 9,476 Cent/kWh, was einem Anstieg von fast 16 % gegenüber dem Vormonat entspricht. Die Marktwerte stiegen für alle Bereiche: So erreichte die Kilowattstunde Solarstrom im Juni einen Durchschnittspreis von 7,124 Cent (+33,01 %), Windkraft an Land erzielte 9,236 Cent/kWh (+14,1 %) und Windkraft auf der See landete bei 9,147 Cent/kWh (+13,51 %). Grundlastfähige Erzeuger erhielten für Bioenergie und Wasserkraft den bereits erwähnten Durchschnittspreis von 9,476 Cent/kWh. Diese Preise bilden die Grundlage zur Berechnung der Marktprämie von Erneuerbaren Energien bei der Direktvermarktung.

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Wieder Negativpreise im Juni

Auffällig ist, dass sich momentan Stunden häufen, an denen der Spotpreis negativ ist – Stromhändler müssen also Geld dafür bezahlen, einen Abnehmer für den von ihnen angebotenen Strom zu finden. Auch im Juni berichteten die Stromhändler von Next Kraftwerke von mehreren Tagen, an denen Preise sowohl im Day-Ahead-Handel als auch im Intraday-Handel in den negativen Bereich rutschten.

Aufgrund des geringeren Stromverbrauchs sind diese starken Strompreisdellen vor allem an den Wochenenden zu beobachten. Entsprechend griff auch wieder die 6h-Regel nach § 51 EEG 2017. Am Sonntag, den 11. Juni war der Preis im Day-Ahead-Handel über 6 Stunden negativ, sodass die Zahlung der Marktprämie für manche Erneuerbare-Energien-Anlagen ausgesetzt wurde.

Rekordpreise – Gaskraftwerk ausgefallen

In die entgegengesetzte Richtung schossen die Preise hingegen am Abend des 25. Juni. Die Intraday-Preise stiegen in den Stunden zwischen 20 Uhr und 23 Uhr auf über 1.100 €/MWh. Grund hierfür war wohl der Ausfall eines Gaskraftwerks in den Abendstunden. Der plötzliche und ungeplante Wegfall dieser konventionellen Kraftwerkskapazität von über 500 Megawatt fiel zudem zeitlich in die abendliche Rampe, während derer die naturgemäß abnehmende Solarstromerzeugung durch konventionelle Stromerzeugung ersetzt wird. Diese Situation führte in der Folge zu stark erhöhten Preisen im Intraday-Handel, an dem Trader versuchten, die plötzlich weggefallenen Strommengen anderweitig zu besorgen.

Die extreme Preisschwankung schlug sich wiederum auch in den Ausgleichsenergiepreisen nieder, die Marktteilnehmer für das Ausmerzen von Prognosefehlern in ihren Bilanzkreisen zahlen müssen. In den beobachteten Stunden stieg der Ausgleichsenergiepreis nach Schätzungen auf über 10.000 €/MWh.

Strommengenplanung wird unsicherer

Zusätzlich berichten die Strommarktexperten von Next Kraftwerke, dass sich auch die Abweichungen zwischen den Produkten im Day-Ahead-Handel und Intraday-Handel häuften und stärker waren als in den vergangenen Wochen. Der Intraday wurde dabei mehrfach 10 €/MWh bis 60 €/MWh höher gehandelt als der Day-Ahead, auch abseits der extremen Preise des 25. Juni. Grund hierfür waren vor allem Abweichungen der tatsächlichen Einspeisung von der prognostizierten, wobei die tatsächliche Einspeisung meistens schwächer ausfiel.

Terminkurse ziehen ebenfalls an

Ein ereignisreicher Energiemonat war auch an den Terminmärkten zu beobachten. Handelte das Frontquartal Q4/2023 mit dem Base-Produkt zu Monatsbeginn noch bei 107,38 €/MWh, stieg der Preis zur Monatsmitte auf nahezu 150 €/MWh und pendelte sich bis zum Monatsende auf 134,30 €/MWh ein (+25 %). Ähnlich entwickelten sich auch das Frontjahr 2024 sowie weitere Futures-Produkte.

Was sind die Günde für Preisanstieg?

Was aber waren die Gründe für das allgemein wieder – zumindest leicht – angestiegene Strompreisniveau im Juni? Zwei Erklärungen drängen sich auf: Zum einen stoppte im Juni ebenfalls der Preisverfall bei den Commodities, also bei den Preisen für Kohle, Erdgas, CO2-Zertifikaten und Erdöl. Während der Preis für Erdöl auf Monatssicht nahezu unverändert blieb, verteuerten sich Kohle, Erdgas und CO2-Zertifikate signifikant. So stieg der Preis für eine Megawattstunde Erdgas im THE Day Ahead von 23,57€ am Monatsanfang auf 36,91€ am Monatsende (+56,6 %).

Zum anderen erreichten die – sehr günstig produzierenden – Erneuerbaren Energien im Juni nicht erneut das Rekordniveau des Vormonats. Waren im Mai noch 68,5 % der Stromerzeugung von den Erneuerbaren übernommen worden, sank dieser Anteil im Juni geringfügig auf 66,8 %.

Regelenergie wird teurer

Ebenfalls äußerst turbulent entwickelten sich die Preise am Regelenergiemarkt, auf dem kurzfristige Reserven zur Stabilisierung des Stromnetzes auktioniert werden. Dieser vergleichsweise kleine Markt, der unabhängig von den Spot- und Terminmärkten für Strom organisiert ist, verzeichnet häufig starke Preisschwankungen – so auch im Juni. Wartungsarbeiten an Pumpspeicherkraftwerken und die weiter hohe Verfügbarkeit von Solar- und Windstrom – die wiederum zum geringen Einsatz von regelenergiefähigen konventionellen Kraftwerken führt – trieben die Preise für die meisten Reserveprodukte in die Höhe.

Am stärksten fiel der Preisanstieg bei der Sekundärregelleistung aus: Bei konstanter Vorhaltung und Bezuschlagung von 1 MW an regelbarer Leistung konnten Anbieter einen Durchschnittspreis von 23.473 €/MW im Segment der positiven Sekundärreserve (+397 % gegenüber dem Vormonat) und 27.750 €/MW im Segment der negativen Sekundärreserve erlösen (+288 % gegenüber dem Vormonat). Auch die Preise für Minutenreserve stiegen kräftig an. Allein die Preise für Primärregelleistung sanken, wohl da dieses Marktsegment inzwischen von Batteriespeichern dominiert wird und daher nicht mehr von der Verfügbarkeit konventioneller Kapazitäten abhängt.

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