Österreich
Streit mit Brüssel eskaliert: Erste Biobauern geben auf
Bei der Weidepflicht bei Bio bleibt die EU-Kommission hart. Doch es fehlt rechtliche Klarheit. Zudem drohen Österreich hohe Strafzahlungen. Derweil rennt den Bauern die Zeit davon.
Bereits 70 tierhaltende Biobauern im Waldviertel (Niederösterreich) sollen ihre Ställe geräumt haben. Diese Zahl wollte der Bio Austria-Landesverband nicht bestätigen, aber man wisse von „vier bis fünf Stallräumungen pro Woche“. Laut Landesobmann Otto Gasselich dürften „wegen der Weidepflichtdiskussion bis zu 100 Mitgliedsbetriebe aus der Tierhaltung aussteigen“.
Nach Bekanntwerden der überfallartigen Verschärfungen bei den Auslauf- und Weidevorgaben für Rauhfutter-fressende Biotiere (Rinder, Schafe, Ziegen und Pferde) warnten Landwirtschaftsministerium (BMLRT), LK und Bio Austria noch vor einem raschen Ausstieg aus der Biomaßnahme. Vielmehr sollte man eine betriebsspezifische Beratung in Anspruch nehmen und die Nachjustierung bzw. Neuausrichtung des Betriebes ganz genau abwägen. Zudem wurde der Einstieg in die Weidemaßnahme beim ÖPUL-Programm empfohlen.
Monatelanger Stillstand
Doch vielen Biohöfen hilft das alles nichts. Nicht nur die Vorlaufzeit auf die verschärfte Situation war faktisch Null. Viele Betriebe haben keinen räumlichen Spielraum für mehr Auslauf oder Weide. Die beiden involvierten Ministerien – das für die Bioförderung zuständige BMLRT und das für Biolebensmittel zuständige Sozialministerium (BMASGK) – hoffen indes noch auf eine flexible Lösung.
Doch die Hoffnung schwindet, denn die EU-Kommissionsbeamten wollen weiterhin nur die in der EU-Bioverordnung geltenden Ausnahmen von der Weidepflicht (Vegetationslage, Bodenbeschaffenheit, Wetterlage) akzeptieren. Dies stellt aber viele Biohöfe vor schier unlösbare Probleme.
Das offizielle Österreich spricht seit Monaten mit der EU nur auf Beamtenebene. Auf dieser juristisch-technischen Ebene sind die Fronten festgefahren und die EU stellt weitere kritische Fragen. Letztlich müsste der EuGH ein Urteil fällen. Das dauert und bringt die große Gefahr, dass Brüssel den Bio-Fördergeldhahn zwischenzeitlich völlig zudreht. Rund 12 Mio. € hat die EU-Kommission ohnedies schon einbehalten.
Entsprechend sauer ist...
Mit top+ weiterlesen
Das volle Spezialwissen in Ackerbau, Rinder- / Schweinehaltung sowie Management
Digital
Monatsabo
9,80 EUR / Monat
1. Monat kostenlos
- Tagesaktuelle Nachrichten, Preis- und Marktdaten
- Exklusive Beiträge, Videos und Hintergrundinfos
- Artikel kommentieren und mitdiskutieren
- Preisvorteile auf Webinare und Produkte
Digital + Print
Jahresabo
124,20 EUR / Jahr
Sehr beliebt
- Alle Vorteile des Digitalabos
- 12x pro Jahr ein Heft
- Zusätzliche Spezialteile Rind und Schwein wählbar
- Kostenlose Sonderhefte
Digital
Jahresabo
117,60 EUR / Jahr
Spare 6% zum Monatsabo
- Tagesaktuelle Nachrichten, Preis- und Marktdaten
- Exklusive Beiträge, Videos und Hintergrundinfos
- Artikel kommentieren und mitdiskutieren
- Preisvorteile auf Webinare und Produkte
Die Redaktion empfiehlt
Meistgelesene Artikel
Meistdiskutierte Meldungen
-
EU-Kommission schlägt Verbot von Pflanzenschutzmitteln in Schutzgebieten vor
-
Özdemir will Mindeststandards für Milchkühe und Mastputen aufsetzen
-
BMEL will keine Zuschüsse für Düngemittel zahlen
-
Werner Schwarz soll Landwirtschaftsminister in SH werden
-
Svenja Schulze: Wieder unabhängiger von russischem Getreide werden