Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

Studie

Schäden von invasiven Arten übetreffen jene von Naturkatastrophen

Forscher bemessen Schäden Schäden durch Ragweed in Österreich auf rund 80 Mio. € pro Jahr. Auch der Klimawandel spielt bei der Ausbreitung eine Rolle.

Lesezeit: 4 Minuten

Immer mehr Tiere und Pflanzen werden durch menschliche Aktivitäten aus ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet verschleppt - bewusst und unbewusst. Die Folgen dieser sogenannten "Neobiota" für unsere heimische Tier- und Pflanzenwelt sind oft harmlos, können aber auch massive Auswirkungen haben und hohe Schäden verursachen.

Wie ein internationales Forscherteam, dem der Biodiversitätsforscher Franz Essl von der Uni Wien angehörte, in einer im Fachjournal "Perspectives in Ecology and Conservation" veröffentlichten Studie aufzeigt, übertreffen die Schäden durch Neobiota jene von Naturkatastrophen wie Erdbeben oder Überschwemmungen. "Einige gebietsfremde Arten werden für heimische Arten zum Problem - als Räuber, Konkurrenten um Nahrung und Lebensraum oder Überträger von Krankheiten", erklärt der Wissenschafter vom Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Universität Wien in einer Aussendung.

Das Wichtigste zum Thema Österreich freitags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Als Beispiele für Mitteleuropa nennt er etwa Ragweed, mit den stark allergenen Pollen, den Maiswurzelbohrer oder die bei Imkern gefürchtete Varroa-Milbe. "Das Bewusstsein für eingeschleppte Arten ist jedoch im Vergleich zu jenem für Naturgefahren nach wie vor gering, und Investitionen zur Bewältigung von Neobiota sind weiterhin stark unterfinanziert und werden verzögert", heißt es in der Studie.

Schäden von 1,2 Billionen US-Dollar

Daher hat das Forscherteam nun erstmals die Kosten der durch invasive Arten verursachten Schäden kalkuliert und mit jenen von Naturkatastrophen verglichen. Einer seit kurzem vorliegenden Datenbank zu den globalen Kosten invasiver Arten zufolge verursachten die Neobiota zwischen 1980-2019 weltweit einen Schaden in Höhe von 1,2 Billionen US-Dollar (standardisiert auf US-Dollar 2020).

Übertroffen wurden diese Schäden nur durch jene von Stürmen, die in diesem Zeitraum 1,9 Billionen US-Dollar betrugen. Dafür liegen die wirtschaftlichen Verluste durch invasive Arten über jenen durch Erdbeben und Überflutungen mit jeweils 1,1 Billionen US-Dollar und sind um ein Vielfaches höher als die Schäden durch Dürren, Waldbrände und andere Naturkatastrophen.

Schäden durch Ragweed in Österreich bei rund 80 Mio. Euro pro Jahr

Als konkretes Beispiel verweist Essl gegenüber der APA auf eine 2012 veröffentlichte Studie, die die direkten, durch Ragweed in Deutschland verursachten Kosten auf mindestens 827 Mio.€ jährlich geschätzt hat, etwa durch die Behandlungen der Allergiker bzw. durch deren krankheitsbedingte Fehlzeiten. "Da Ragweed in Österreich häufiger ist und sich die Art in den vergangenen zehn Jahren deutlich ausgebreitet hat, lässt sich näherungsweise - und bewusst konservativ - abschätzen, dass die Kosten für Österreich durch diese Art im Minimum bei etwa 80 Mio.€ jährlich liegen", meint Essl.

"Das Ergebnis hat uns selbst überrascht", erklärte Co-Autor Phillip Haubrock vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt (Deutschland) zur aktuellen Studie. Zudem seien die Schäden invasiver Arten seit der Jahrtausendwende im Vergleich zu jenen im Zeitraum 1980-1999 um 700% gestiegen. Der Anstieg lag damit wesentlich höher als jener bei den Kosten durch Naturkatastrophen. Es sei daher essenziell, noch besser als bisher jene Arten frühzeitig zu identifizieren, die unter dem Einfluss des Klimawandels massive Schäden verursachen können. Ihre Einschleppung gelte es frühzeitig zu verhindern.

Ambitioniertere Umsetzung von EU-Verordnung zu invasiven Arten

"Es ist daher wichtig, die seit dem Jahr 2015 gültige EU-Verordnung zu invasiven Arten strikt umzusetzen und durch nationale Gesetze zu ergänzen", sagt Essl. Für Österreich würde sich Essl eine "deutlich ambitioniertere Umsetzung" der EU-Verordnung wünschen. Zuständig dafür seien die Bundesländer, aber auch andere Behörden wie der Zoll, der für die phytosanitären Inspektionen von Importen zuständig ist.

Das mache die Koordination der Umsetzung schwierig, meint der Experte, der es für wichtig hielte, "besonders für proaktive Maßnahmen wie Importkontrollen oder rasche Bekämpfung neu eingeschleppter Arten deutlich mehr an Ressourcen einzuplanen." Über einen eigenen, gemeinsam finanzierten "Neobiota-Rapid Response Fonds" könnten solche Maßnahmen rasch finanziert werden.

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.