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topplus Unzufriedene Bauern

„Alles wird totgespritzt vom plumpen Bauerntrottel“

Die negative Darstellung der Landwirtschaft in einer Karikatur der Krone ließ die Wogen unter Bauern hochgehen. Drei von ihnen redeten sich gegenüber top agrar ihre Wut von der Seele.

Lesezeit: 9 Minuten

Einer ist Schweinemäster, einer Hühnermäster und der dritte mästet Kalbinnen, und das biologisch. Dazu betreiben alle drei zwischen 90 und über 200 ha Ackerbau: Roland Hauer, Hannes Hutterer und Herbert Haslinger.

Schnell gelesen

Der Ärger über eine Karikatur in der Krone Bunt am Ostersonntag veranlasste drei Bauern, ihrem Frust darüber Luft zu verschaffen.

Neben der negativen Darstellung der Landwirtschaft in der Tageszeitung ärgert die Bauern u. a. auch, dass Entscheidungen wie das Vollspaltenverbot von heute auf morgen gekippt werden.

An andere Bauern appellieren die drei Waldviertler: „Wenn etwas im Argen liegt, steht auf und äußert euren Unmut.“

Von den Betriebszweigen her sehr unterschiedlich, eint die drei Landwirte aus dem Bezirk Waidhofen a. d. Thaya aber eines: „Der Ärger, aber auch die Hilflosigkeit bezüglich der negativen Darstellung unserer Landwirtschaft in der Krone Bunt am Ostersonntag.“

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„Von Bauern für Bauern“

Die drei, auch in der WhatsApp-Gruppe „Von Bauern für Bauern“ aktiv, wandten sich deshalb an top agrar Österreich. Roland Hauer, der nach Veröffentlichung der Karikatur auch gleich einen Leserbrief an die Krone geschrieben hat (siehe S. 16) meint dazu: „Ich glaube, es hat wirklich jeden praktizierenden Landwirt schwer schockiert, als er das gesehen hat. Und mein erster Gedanke dabei war: Welch riesengroßen Imageschaden für die Bauernschaft richtet dieses Bild nur an?“

„Wir schützen Pflanzen“

Mit der Erwähnung seines vierjährigen Sohnes möchte er ein Sinnbild dafür schaffen, dass man auch den Konsumenten mit wenigen Worten von Grund auf die Arbeit der Bauern im Bereich des Pflanzenschutzes fachlich erklären könne. „Doch mit so einer Darstellung ist unser Know-how, unsere Ausbildung mit einem Schlag ruiniert und bedeutungslos. Und das lässt sich nicht wieder ins Gute rücken“, ärgert sich der Landwirt.

Biobauer Herbert Haslinger ergänzt: „Anders als Herr Haberzettl offenbar denkt, bringen nicht nur konventionelle, sondern auch Biolandwirte Pflanzenschutzmittel in Form von Hilfsstoffen aus.“ Haslinger weiter: „Ich stelle ja auch nicht infrage, ob der Karikaturist gescheit ist oder nicht, wenn er so eine Karikatur zeichnet. Tatsache ist, auch dieser Mensch isst das Brot, dessen Hauptzutaten wir produziert haben. Und er sollte stolz darauf sein, anstatt uns an den Pranger zu stellen.“

„Hängen total in der Luft“

Für Roland Hauer kommt die Karikatur auch aus einem weiteren Grund zur Unzeit. „Wir Schweinehalter hängen jetzt ja ohnehin schon total in der Luft.

Wenn diese Frist zum Vollspaltenboden schon 2025 abläuft, wäre das der Kahlschlag in dieser Brache. Wir sind immer offen für Verbesserungen. Jedoch brauchen wir zum einen Planungssicherheit und es muss sich auch rechnen. Wenn für uns künftig Mehrkosten entstehen, dann haben wir auch das Recht, diese am höheren Endpreis einzufordern! Skoda bezahlen und Mercedes fahren gibt’s nicht!“

Hannes Hutterer ergänzt: „Wenn von Gruppierungen gefordert wird, Haltungsbedingungen zu ändern und ich somit in meinem Betrieb Investitionen zu tätigen habe, so muss von ihnen ein schlüssiges Gesamtkonzept vorgelegt werden. Dieses muss neben der Planungssicherheit auch den Bereich der Rentabilität und Finanzierung beinhalten – wer das fordert, muss sich auch Gedanken darüber machen, wer und wie es bezahlt wird.“

Roland Hauer: „Dies ist ja keine Haltungsform, die sich die Bauern aus Profitgier einfallen haben lassen, sondern sie wurde seit Jahrzehnten als ­hygienisch, praktikabel und vor al­lem praxistauglich von Stallbaufirmen und Kammer beraten und bis 2022 gefördert!“

Wenn der Vollspaltenboden mit 2025 in Österreich verboten werden sollte, würde laut Hauer deshalb auf diesem Planeten kein Schwein weniger auf Spaltenböden gehalten werden. „Die Produktion wird nur in ein anderes Land mit Haltungsbedingungen unter österreichischem Standard verlagert. Verhindern lässt sich das nur mit einem Importverbot von Fleisch aus dieser Haltungsform“, so der Landwirt.

Unterm Strich untermauert der Schweinemäster die Forderung: „Wir brauchen die ursprünglich festgelegte Übergangsfrist bis 2040 – allein deshalb, weil es viele Betriebe gibt, die noch im Finanzierungszeitraum sind.“

Weiters ärgern sich die Landwirte über die Importe aus der Ukraine, vor allem den Weizenimport. Hierzu merkt Rolands Vater Josef Hauer an: „Aktuell kommen Tausende Tonnen von billigstem, unkontrolliertem Weizen in die EU. Dieser findet über verschiedene Verarbeitungsprozesse genauso den Weg in die heimischen Regale. Das ist doch Betrug am Konsumenten. Eine klare Herkunftskennzeichnung könnte das in geregelte Bahnen lenken.“

Probleme bei AMA-Geflügel

Hühnermäster Hannes Hutterer beschäftigt darüber hinaus momentan eine neue Anforderung in der Geflügelmast. Und zwar sieht das AMA-Gütesiegel vor, dass jeder Hühnermaststall ab 2026 Fensterflächen im Ausmaß von 2 % der Stallgrundfläche für den Einfall von Tageslicht haben muss. „Unser Stall ist 1998 erbaut worden, als es derartige bauliche Anforderungen nicht gab. Somit sind wir gezwungen, das Gebäude dementsprechend zu adaptieren“, meint Hutterer. „Wenn ich die Vorgaben nicht fristgerecht umsetze, ist eine Vermarktung des Geflügels sei­tens meines Schlachthofes nicht mehr ­möglich.“

Das heißt, er würde bei Hutterer keine Tiere mehr einstallen. Für dessen Stall bedeutet der Umbau Investitionen in der Höhe von etwa 100.000 €. Hutterer: „Da sind wir wieder bei dem Punkt: Wir verwehren uns ja gar nicht gegen Veränderungen bzw. neuen Anforderungen. Aber das muss auch bezahlt werden.“

Ein weiteres krasses Beispiel im Geflügelbereich spricht Roland Hauer an: „Die Putenmast ist ein Paradebeispiel, wie man Landwirte, die investiert haben, mit der Haltungsanforderung von 40 kg/m2, die jenseits der sonst üblichen Grenzen ist (in der EU bis zu 70 kg/m2), im Regen stehen lassen kann.“

Und Herbert Haslinger berichtet von seinen Problemen in der Kalbinnenmast: „Wir haben in Österreich eine Unterversorgung an Einstellern und Fressern. Dies kommt nicht zuletzt da-durch zustande, weil ausländische Händler bereit sind, für diese mehr zu bezahlen. Aufgrund der Tatsache, dass die Tiere im umliegenden Ausland mit niedrigeren Standards gehalten werden, kann der Händler dadurch mehr Geld lukrieren.“ So wird laut dem Landwirt z. B. im angrenzenden Tschechien mittlerweile das Gleiche für das Fleisch, also für das abgerechnete Rind, gezahlt wie in Österreich.

„Die haben aber ganz andere Vorgaben und Strukturen“, meint Haslinger weiter. „Die nehmen gleich 100 Kälber oder 100 Einsteller auf einen Schlag. Wenn ich dagegen sage, ich will 20, aber nur die 20 Besten, die mir mehr Ertrag bringen, dann ist der mit mir sicher nicht zufrieden.“

Und Hannes Hutterer fällt gleich noch ein weiterer Kritikpunkt ein, die Entwaldungsverordnung: „Wem fällt so etwas ein, dass ich jeden Baum mit GPS-Koordinaten melden muss? Wenn du verkaufen willst, musst du nachweisen, wo der Baum gestanden ist. Da bin ich einfach sprachlos.“

Roland Hauer schlussfolgert: „Ständig neue Gesetze, eine überbordende Bürokratie sowie eine miserable Marktlage sind nur einige unserer täglichen Herausforderungen. Das können wir nicht alles so hinnehmen. Bei diesen Schwierigkeiten, die jeder Betrieb zu stemmen hat, fragt man sich: Kann ich es meinen eigenen Kindern empfehlen, unter den momentanen Umständen, den Beruf des Landwirts zu ergreifen?“

„Unsere Pflicht, aufzustehen“

Eines soll laut Hauer jedenfalls klar sein: „Im Gegensatz zur Politik denken wir nicht in Wahlperioden, sondern in Generationen. Deshalb wäre es umso wichtiger, künftig mit diversen Institutionen an gemeinsamen Lösungen zu arbeiten. Das heißt Fakten akzeptieren, gegenseitiger Respekt, weniger Ideologie, mehr Fachlichkeit in den Diskussionen und ein klares Bekenntnis zur österreichischen Qualität.“

Und weiter: „Wir Bauern müssen uns dafür einsetzen, dass wir unsere Lebensgrundlage, welche wir von unseren hart arbeitenden Vorfahren bekommen haben, an unsere Nachkommen weitergeben können.“ Deshalb sein Appell: „Darstellungen wie diese Karikatur sowie faktenbefreite Anfeindungen sind von unserem Berufsstand nicht kommentarlos hinzunehmen. Hier ist es unsere Pflicht, aufzustehen und den Unmut unmissverständlich zu äußern.“

Ausschnitt eines Leserbriefes den Roland Hauer als Reaktion auf die Karikatur an die Kronenzeitung geschickt hat.

„Missbrauchen Sie nicht Ihre Verantwortung!“

Ein Bauer, fröhlich singend am Traktor - ausgestattet mit seinem „Giftverteilungs-Gerät“, brettert frohlockend zur Osterzeit über seine Felder und vergiftet alles, was ihm im Wege steht − auch vor dem lieben Osterhasi will er nicht Halt machen. Welche Botschaft soll diese Karikatur dem Bürger übermitteln?

Vielleicht ist es Ihnen nicht entgangen, dass momentan europaweit Tausende Bauern bei zahlreichen Protesten ihren Unmut über die momentane Lage in der Landwirtschaft zum Ausdruck bringen. Von in der Praxis kaum mehr zu bewältigenden Auflagen bis zur katastrophalen Preislage bei den erzeugten Produkten stehen an der Tagesordnung.

Wir können es uns nicht leisten, dass eine Generation aus Profitgier das Maximum zulasten unserer wertvollen Bodenfruchtbarkeit aus den Äckern holt. Wir Bauern denken in Generationen und wollen auch unseren Nachkommen eine gesunde Lebensgrundlage in der Landwirtschaft übergeben.

Auch ich muss als Bauer meine Kulturen wie etwa Weizen, Gerste oder Raps schützen und behandeln, z. B., wenn der Weizen durch einen Pilz erkrankt oder der Raps von einem Schädling befallen wird. Wenn das meine Ernte und somit die Grundlage meines Tuns und Erfolges gefährdet, dann muss ich die Pflanze schützen. Wir arbeiten mit jahrzehntelang geprüften Wirkstoffen, mit modernster Technik und größtmöglicher fachlicher Ausbildung, damit wir unsere Pflanzen möglichst gesund zur Ernte bringen. Genauso wie ein Tier oder das eigene Kind wird die Pflanze behandelt, wenn sie krank ist. Auf diese Art erkläre ich es auch meinem vierjährigen Sohn, wenn ich mich mit meiner Feldspritze auf den Weg zum Feld mache.

Mit einer derart primitiven Darstellung unseres Tuns beweisen Sie, wie minderwertig Ihre Recherche, aber auch Ihre fachlichen Grundinformationen zur Landwirtschaft sind. Es ist kaum zum Ausdruck zu bringen, welch’ Wut und Ärger diese hirnlose Karikatur in mir und auch Tausenden meiner Berufskollegen auslöst.

Sie möchten es ja anscheinend genauso darstellen – alles wird totgespritzt und vernichtet vom plumpen, dämlichen Bauerntrottel. Singend zum „Gockola is do“ soll alles, was sich bewegt, einfach eliminiert werden. Dem Leser muss anscheinend vermittelt werden, der Bauer pfeift auf die Umwelt und Tiere.

Bitte denken Sie nicht, dass ich keinen Sinn für Humor oder Satire habe. Was Sie Ihren Lesern jedoch mit derartigen Zeichnungen vermitteln wollen, ist weit entfernt von jeglicher künstlerischer Freiheit und in meinen Augen nur mehr ein niveauloser Beweis, dass es in Ihrer Redaktion an Fachlichkeit mangelt.

Sie haben als Medium, die die Bevölkerung täglich mit Informationen rund um die Geschehnisse versorgt, eine große Verantwortung. Missbrauchen Sie diese Verantwortung nicht mit derartigen Darlegungen! Haben noch nicht genug Bauern das Handtuch geworfen und den Hof aufgegeben? Muss der einst hoch angesehene Bauernstand noch mehr öffentlich durch den Dreck gezogen und für Artensterben, Umweltzerstörung und Tierquälerei an den Pranger gestellt werden?

Roland Hauer, Landwirt,

3824 Raabs an der Thaya

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