Ihr Beruf ist fordernd. Denn sie arbeiten in einer Tierarztpraxis, auf der Kinderintensivstation oder als Oberhaupt im Gemeindehaus. Und: Sie haben einen eigenen landwirtschaftlichen Betrieb, den sie alleine oder mit ihrer Familie bewirtschaften.
Wir haben drei Frauen in Tirol besucht und mit ihnen über die Herausforderungen gesprochen, die Beruf und Berufung mit sich bringen, wie sie diese meistern. Und wir haben herausgefunden, wie es zu diesen Kombinationen aus Hauptamt und Nebenerwerb kam. Heute stellen wir Ihnen Stefanie Krabacher vor.
Bäuerin und Bürgermeisterin
Es habe sie zurück „nach Hause“ gezogen. So erklärt Stefanie Krabacher ihre Entscheidung, für die Bürgermeisterwahl im Jahr 2022 zu kandidieren. Das Zuhause der 38-Jährigen ist Gramais – Österreichs kleinste eigenständige Gemeinde, die gerade mal 45 Einwohner zählt.
Acht Jahre war sie zuvor beruflich in Innsbruck, ihren Wohnsitz hat sie aber nie umgemeldet, gesteht sie. Irgendwie war klar, dass sie zurückkommt. Und die Bürgermeisterwahl war dann die Chance, auch ihren Beruf in die kleine Gemeinde zu verlegen. Die Unterstützung durch die Dorfgemeinschaft war riesig, die Wahlbeteiligung hoch. Stefanie Krabacher wurde mit 100 % der Stimmen gewählt. „Eigentlich war ich hier nie wirklich weg. Ich hatte immer eine stille Sehnsucht nach Gramais“, sagt sie. „Mein Mann kommt aus einer Gemeinde im Nachbartal, auch er kennt das Dorfleben und wir wollten, dass unsere Kinder mit unseren Tieren aufwachsen.“
Die Kinder sind inzwischen fünf und sieben Jahre alt und besuchen Kindergarten und Volksschule „im Tal“. Oben in Gramais, auf über 1 300 m Höhe, genießen sie das Leben am Hof. Stefanie Krabacher hat die Landwirtschaft von ihrem Vater übernommen und hält Mutterschafe, Mutterkühe und Hühner. Die Arbeit mit dem Braunvieh und den Montafoner Steinschafen ist für sie Leidenschaft und Ausgleich.
Unter einen Hut
Bürgermeisteramt, Landwirtschaft und Familie: Drei Aufgabenbereiche, die manchmal schwer unter einen Hut zu bekommen sind, gibt die 38-Jährige zu. „Mein Mann geht morgens meist in den Stall, ich versuche vormittags meine dienstlichen Termine zu schaffen“, sagt Stefanie Krabacher. „Allerdings erfordern auch viele Termine am Nachmittag oder am Abend meine Anwesenheit als Gemeindeoberhaupt. Ohne die Familie und einen guten Babysitter ist das nicht möglich.“
Herausfordernd ist vor allem die Lammzeit, die immer im Februar startet. Aber auch zu den anderen Zeiten, versucht die 38-Jährige, die abendlichen Stallschichten zu übernehmen. Hinzu kommt ihr ehrenamtliches Engagement für den bäuerlichen Berufsstand. Sie war lange bei den Jungbauern aktiv und unterstützt inzwischen das Vorstandsteam der Bezirksbäuerinnen Reutte. „Ich bin angekommen!“, sagt Stefanie Krabacher. Und meint damit den Ort Gramais, ihre Aufgabe als Bürgermeisterin, als Bäuerin und als Mutter.