Ihr Beruf ist fordernd. Denn sie arbeiten in einer Tierarztpraxis, auf der Kinderintensivstation oder als Oberhaupt im Gemeindehaus. Und: Sie haben einen eigenen landwirtschaftlichen Betrieb, den sie alleine oder mit ihrer Familie bewirtschaften.
Wir haben drei Frauen in Tirol besucht und mit ihnen über die Herausforderungen gesprochen, die Beruf und Berufung mit sich bringen, wie sie diese meistern. Und wir haben herausgefunden, wie es zu diesen Kombinationen aus Hauptamt und Nebenerwerb kam. Heute stellen wir Ihnen Denise Kemenater vor.
Ein Herz für Blobe-Ziegen
Das ist der Tiroler Meister!“, so stellt Denise Kemenater stolz ihren Blobe-Ziegenbock vor. Nicht das einzige Tier mit Siegercharakter, das im Stall der 31-Jährigen in Häselgehr im Lechtal steht. Denn die junge Frau züchtet erfolgreich Blobe-Ziegen, hat schon diverse Medaillen bei Bezirks-, Landes- und Bundesmeisterschaften mit ihren Tieren gewonnen.
Die Rasse zeichnet sich durch Kompaktheit und Robustheit aus. Und durch ihre blaugraue Mantelzeichnung, die ihr auch ihren Namen gibt. Die Blobe-Ziege ist eine Mehrnutzungsrasse und optimal für die Beweidung im steilen Felsgelände geeignet. So verbringen auch die Tiere von Denise Kemenater die Sommer auf der Alm.
Liebe zur Ziege liegt in der Familie
Schon der Opa hat Ziegen gehalten und so hat auch die Enkelin ihr Herz an sie verloren. 2017 machte sie sich auf die Suche nach einem Stall und wurde in Häselgehr fündig, 10 km vom Betrieb ihres Freundes in Bach entfernt. Sie unterschrieb den Pachtvertrag, investierte in die ziegengerechte Ausstattung des Stalls und begann die Zucht mit drei Blobe-Ziegen. Die Entfernung zum Wohnort auf dem Hof in Bach stellt kein Problem dar. „Ich habe eine Kamera im Stall, die gerade zur Kitz-Saison eine gute Entlastung ist“, sagt Denise Kemenater. „So sehe ich, wenn etwas ist und muss nachts nicht auf Verdacht in den Stall fahren.“
Der landwirtschaftliche Betrieb ist „ihrer“, betont die junge Frau. Dazu gehören Stall und Flächen – und inzwischen 14 Mutterziegen, 2 Böcke und im Jahr etwa 25 Kitze. Nur beim Heuen arbeitet sie mit ihrem Freund zusammen. „Wir heuen immer seine und meine Flächen gemeinsam“, sagt die 31-Jährige. „So können wir uns gut gegenseitig unterstützen.“ Anfangs hat sie für die Ziegen Heu zugekauft, inzwischen trägt sich der Zukauf finanziell nicht mehr.
Mehr als ein Hobby
Was als Hobby begann, ist inzwischen ein gutes Standbein. Denise Kemenater hat ihre Arbeit in einer Tierarztpraxis in Reutte auf halbtags reduziert. Als erfolgreiche Züchterin hat sie inzwischen bereits vor der Kitz-Saison zahlreiche Anfragen und kann die Nachzucht ohne Probleme vermarkten.
Sich einen Namen in der Zuchtbranche zu machen, war harte Arbeit. „Zu Beginn musste ich mich als Frau da ganz schön durchsetzen“, berichtet sie. „Denn die Branche ist dominiert von Männern.“ Kein Problem für die quirlige Tirolerin, denn sie weiß ziemlich genau, was sie möchte. „Was vom klassischen Mädchendenken bleibt: Ich möchte wissen, wohin meine Ziegen kommen, deshalb verkaufe ich die Jungtiere nicht einfach an jeden“, sagt sie.