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topplus Hohe Preise für Mineraldünger

Düngen Sie heuer nur intensives Grünland!

Die Handelsdüngerpreise kennen seit Monaten nur eine Richtung – nach oben. Die aktuelle politische Lage verschärft die Entwicklung zusätzlich. Wann ist der Einsatz im Grünland noch gerechtfertigt?

Lesezeit: 7 Minuten

Die Preise für Handelsdünger explodieren. Stickstoff hat mit einem Plus von über 250 % auf Reinnährstoffbasis am stärksten zugelegt, gefolgt von Kalium und Phosphor mit einem Plus von über 150 % im Jahresvergleich. Oft ist es sogar schwierig, bei manchen Düngerarten überhaupt etwas zu bekommen.

Grund genug, sich die einzelnen Nährstoffe einmal genauer anzusehen, und herauszufinden, wo Einsparungen möglich sind und in welchen Fällen ein Zukauf auch bei hohem Preisniveau gerechtfertigt ist.

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Stickstoff (N)

Die Intensität entscheidet

Stickstoff ist der wichtigste Massebildner im Grünland und in der Praxis der erste Nährstoff, der in den Mangel kommt. Dieser Effekt wird umso größer, je intensiver und damit grasbetonter ein Bestand wird.

Im wenig bis mittelintensiv genutzten Grünland und bei Kleegrasbeständen spielen die Leguminosen, besonders Rot- und Weißklee sowie an geeigneten Standorten Luzerne und Hornklee, eine große Rolle in der Stickstoffversorgung. Als Faustzahl gilt: Je Deckungsprozent Kleeanteil können 1 bis 4 kg N/ha gebunden werden. Das bedeutet, bei einer durchschnittlichen Kleedeckung von 15 % können bis zu 45 kg N/ha und Jahr zusätzlich geliefert werden.

Diese Stickstoffbildung muss mittelfristig gesehen werden, denn das, was heuer gebildet wird, kommt den Kleepflanzen zugute. Was jedoch in weiterer Folge wieder abgebaut wird, also Wurzeln oder Knöllchen, kommt dem gesamten Bestand zugute. Ein guter Kleeanteil von 15 bis 30 % im Bestand ist daher für wenig bis mittelintensive Betriebe im Grünland unerlässlich. Auch intensive Betriebe können in Dünger-Hochpreissituationen mit Kleegras Stickstoff sparen.

Je nach Intensität benötigt ein Aufwuchs im Grünland 30 bis 60 kg N/ha. Daher hängt die Entscheidung, ob mineralisch ergänzt werden muss, an der Nutzungsintensität und dem Pflanzenbestand des Grünlands:



Wenig intensives Grünland

Bei zwei bis drei Nutzungen pro Jahr werden 60 bis 120 kg N/Jahr benötigt. Dies entspricht etwa einem GVE-Besatz von 1 bis 1,3 GVE/ha je nach Stallsystem und einem Leistungsniveau von 5 000 bis 6 000 kg. Am einfachsten lässt sich diese (traditionelle) Bewirtschaftung mit einem Mist-Jauchesystem bewerkstelligen. Bei reiner Gülledüngung wird die Nutzungshäufigkeit in den meisten Fällen automatisch erhöht.

Der Pflanzenbestand ist in höheren Lagen (ü. 800 m) eine Goldhaferwiese, in tieferen Lagen eine Glatthaferwiese. Man findet dort auch Knaulgras, Wiesenschwingel und Timothe sowie Leguminosen wie Rotklee, Weißklee, Luzerne und Hornklee.

Düngeempfehlung: Eine mineralische N-Düngung ist auf diesen Flächen nicht nötig. Es ist dadurch keine qualitative Ertragssteigerung zu erwarten.



Mittelintensives Grünland

Bei drei bis vier Nutzungen pro Jahr werden 90 bis 170 kg Stickstoff/Jahr verbraucht. Dies entspricht etwa einem GVE-Besatz von 1,4 bis 1,8 GVE/ha mit einem Leistungsniveau von 7 000 bis 8 000 kg Milch. Hier ist, v. a. bei vier Schnitten, die Gülledüngung vorherrschend.

Der Güllestickstoff liegt zu 50 % in der flüchtigen Ammoniumform vor und kann bei hohen Temperaturen und pH-Werten als Ammoniak in die Luft entweichen. Damit der N zu den Pflanzenwurzeln kommt, ist eine Gabenteilung auf die Aufwüchse mit max. 20 m³/ha (Frühjahr) bis 10 m³/ha (Herbst) notwendig. Hier ist bei der gesamten Güllekette vom Stall bis zum Feld ein Einsparungspotenzial von über 40 kg N/ha möglich!

Neben der Menge und kühler Witterung bringt auch die Wasserverdünnung Einsparungen, vor allem im Sommer und bei bodennaher Ausbringung (Fließfähigkeit). Der Pflanzenbestand auf mittelintensivem Grünland sind Knaulgraswiesen, Wiesenfuchsschwanzwiesen (feuchte Standorte) oder Knaulgras/Englisch-Raygraswiese. Als Leguminosen kommen meist Rot- und Weißklee, weniger häufig Luzerne und Schwedenklee vor.

Düngeempfehlung: Eine mineralische N-Düngung ist bei gutem Wirtschaftsdüngermanagement nicht notwendig. Jedoch kann eine zusätzliche N-Gabe von 30 bis 40 kg/ha bei den Sommeraufwüchsen einen Mehrertrag von 10 bis 20 % erzielen, besonders auf trockenheitsgefährdeten Standorten. Allerdings können dadurch Leguminosen verdrängt werden, besonders bei raygrasbetonten Beständen.



Intensives Grünland

Bei einem vier- bis fünf- oder sogar sechsmal genutzten Grünland werden 170 bis 210 (250+) kg Stickstoff/Jahr benötigt. Das betrifft v. a. Güllebetriebe mit einem Leistungsniveau von 8 000 bis > 10 000 kg Milch. Dies entspricht bzw. übersteigt den laut Aktionsprogramm Nitrat (NAPV 2018) maximal zulässigen Wirtschaftsdünger Stickstoff am Betrieb von 170 kg N ab Lager/ha landwirtschaftliche Nutzfläche.

Als Betrieb mit viel Wirtschaftsdünger kann man die Güllezuteilung abgestuft auf die Ertragsflächen erhöhen und dafür auf weniger intensiven Flächen einsparen. Die Güllezuteilung sollte wie bei mittelintensiver Nutzung erfolgen.

Der Pflanzenbestand reduziert sich hier auf eine Englisch Raygras-Wiesenrispenwiese mit Knaulgras, Timothe und Weißklee als Leguminose.

Düngeempfehlung: Die mineralische N-Düngung ist bei mehr als vier Schnitten im Jahr notwendig, um die Ertragserwartung von 1 500 bis 2 500 kg Trockenmasse/ha/Aufwuchs zu erhalten. Damit sind auch N-Düngerpreise von 2,50 bis 4 €/kg N zu rechtfertigen, was bei 40 kg N/ha zum dritten Aufwuchs beispielsweise aktuell 60 bis 80 €/ha Mehrkosten bedeutet.

Dem wird ein Mehrertrag von 10 bis 20 % gegenübergestellt. Das sind etwa 150 bis 500 kg Trockenmasse/ha, also rund ein bis drei Siloballen mit entsprechend höherem Eiweißgehalt.



Phosphor (P)

Gehaltsstufe beachten

Phosphor ist bei allen Prozessen des Energiehaushaltes der Pflanzen beteiligt. Für die Leguminosen ist er besonders wichtig, damit der Stickstoff-Fixierungsprozess über die Knöllchen gut funktioniert. Eine gute Phosphorversorgung kann somit den Kleebestand positiv beeinflussen. In der Grünlandpraxis steht der Phosphor nach Stickstoff an zweiter Stelle der ertragsbegrenzenden Faktoren.

Besonders auf kühlen Standorten ist seine Aufnahme im Frühjahr über ­längere Zeit gehemmt, wodurch vor allem die Leguminosen leiden. Die P-Grundversorgung sollte regelmäßig mit der Standardbodenuntersuchung (CAL) alle drei bis fünf Jahre überwacht werden, um Trends rechtzeitig zu erkennen. Die Gehaltsstufe B (mittelintensiv) bis C (intensiv, Kleegras) sollte angepeilt werden.

Für die P-Bilanzierung ist der vorhandene und auf die Fläche jährlich ausgebrachte Wirtschaftsdünger entscheidend: Ein Aufwuchs benötigt, je nach Ertragslage 20 bis 30 kg P2O5/ha. Je Kubikmeter Gülle sind 1 bis 2 kg, und je Kubikmeter Stallmist 2 bis 4 kg P2O5 enthalten.

Düngeempfehlung: Eine Dreischnittwiese mit 60 kg P-Bedarf ist mit 20 m³ Stallmist ausreichend versorgt, bei vier Schnitten ergibt sich in diesem Falle ein negativer Saldo von ca. 20 kg P2O5. Dies kann z. B. mit 100 kg Hyperkorn (26 %) ausgeglichen werden.

Tipp: Rechnen Sie Ihre Düngebilanz aus, denn die P-Saldo-Lücke kann auch „geschaukelt“ werden. Das bedeutet: Wenn in den letzten Jahren Phosphor gedüngt wurde und die Gehaltsklassen in Ordnung (B – D) sind, kann man in Hochpreisjahren auch aussetzen.

Eine Ausnahme ist Ackerfutter: Bei Kleegras und Gehaltsklasse A – B zahlt sich eine Phosphordüngung im Frühjahr in jedem Fall aus, z. B. 100 bis 150 kg/ha Superphosphat oder 200 kg Hyperphosphat.



Sonstige Nährstoffe

Aussetzen möglich

Kalium (K)

Kalium ist vor allem für die Regulierung des Wasserhaushalts in der Pflanze verantwortlich. Kaliumgehalte sind sehr bodenabhängig, weshalb die Kalium-Gehaltsklassen wie bei Phosphor mit regelmäßigen Bodenuntersuchungen überwacht werden sollten.

Bei Trockenheit zeigt sich ein Kaliummangel am stärksten. Dieser Nährstoff kann im Boden ausgewaschen werden. Daher sind häufig Auböden entlang von Flüssen kaliumarm. Über viele Jahre mit Wirtschaftsdüngern (Gülle und Mist) versorgte Wiesen und Weiden haben oftmals keinen Kaliummangel.

Kalk (CaO)

Kalk ist nicht den allgemeinen Preissteigerungen unterworfen und wird auch in Österreich abgebaut. Die allgemeinen Kalkempfehlungen sind daher weiterhin aufrecht, v. a. die Erhaltungskalkung mit kohlensaurem Kalk mit 1 000 bis 2 000 kg alle drei bis fünf Jahre, je nach Standort und Intensität, sollte weiterhin durchgeführt werden. Die Wirkung ist im Grünland aufgrund der fehlenden Einarbeitung immer langfristig zu betrachten.

Schwefel (S)

Schwefel kann für stickstoffintensive Betriebe nach ersten Ergebnissen von Feldversuchen im Grünland empfohlen werden. Von diesem Nährstoff sind viele Produkte am Markt. Dabei muss auf jeden Fall zwischen der Elementarform (nicht in die Gülle geben!) und der Sulfatform im Wesentlichen unterschieden werden. Die Elementarform wirkt erst spät im Jahr (ab dem drittem Schnitt) die Sulfatform früher (zweiter Schnitt).

Mittlerweile gibt es Schwefelzusatz bei den Kalkdüngern und auch Mischungen der beiden S-Formen. Empfohlen werden hier umgerechnet 30 kg S/ha im Frühjahr, wenn mindestens vier Schnitte gemacht werden und jeder Aufwuchs güllegedüngt wird (intensive Betriebe). Die 10 bis 20 % Mehrertrag sind auf eine bessere Ausnützung des Güllestickstoffs zurückzuführen und rechtfertigen hier die Kosten.

Unser Autor: Dr. Wolfgang Angeringer, LK Steiermark

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