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Teure Lebensmittel

Enorme Preis-Kosten-Schere lastet auf Bauern

15 € mehr je Schwein, 3 Cent mehr pro Ei und 2 Cent mehr pro Liter Milch: Diese Mehrkosten in der Produktion müssen Landwirte aktuell aufgrund der gestiegenen Futter- und Betriebsmittelkosten stemmen. OÖ LK-Präsident Franz Waldenberger fordert schleunigst faire Erzeugerpreise.

Lesezeit: 4 Minuten

Agrarische Rohstoffe, vor allem Weizen, Mais und Roggen, verzeichneten im vergangenen Jahr große Preissteigerungen. Das berichten die Medien über die jüngst veröffentlichten Erzeugerpreisstatistik der Statistik Austria. Daraus wurde der Schluss gezogen, dass die Lebensmittelpreise aufgrund der höheren Preise für Agrarrohstoffe steigen würden, vor allem bei Mehl und Backwaren sowie bei Eiern und Geflügelfleisch. Dazu stellt der Präsident der Landwirtschaftskammer (LK) OÖ, Franz Waldenberger, Folgendes fest: "In Österreich sind die Getreidepreise um etwa 25% gestiegen. In einer Semmel steckt hochqualitatives heimisches Getreide im Wert von nur 1 Cent. Der gestiegene Weizenpreis verteuert daher eine Semmel gerade einmal um einen Viertel Cent. Der Landwirt trägt damit den geringsten Anteil an teurer werdenden Lebensmitteln."

Milch: Erhöhte Kosten drücken massiv auf die Deckungsbeiträge

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Ähnlich verhält es sich bei der Milch: Ein Bauer bekommt für gentechnikfrei hergestellte Qualitätsmilch derzeit rund 38 Cent pro Liter, während die Konsumenten im Handel oft mehr als das Dreifache dafür bezahlen. Während aktuell im internationalen Handel für Milchprodukte Höchstpreise erzielt werden, konnten die heimischen Molkereiunternehmen beim Lebensmittelhandel nur sehr bescheidene Preisverbesserungen umsetzen, die den Kostensteigerungen bei den Milchviehhaltern, aber auch bei den Molkereien (Energie, Verpackung, Transport) in keinster Weise entsprechen. "Diese Situation drückt massiv auf die Deckungsbeiträge der betroffenen bäuerlichen Betriebe. Es ist keinesfalls akzeptabel, wenn der Kampf um Marktanteile im Handel vor allem mit Milchprodukten sowie Fleisch auf Kosten unserer Bäuerinnen und Bauern geführt wird", zeigt sich Waldenberger verärgert.

Braugerstenanteil macht bei Krügerl Bier nicht einmal 1% aus

Der Braugerstenpreis lag bei der Ernte 2021 bei durchschnittlich 300 Euro/t brutto. Für ein Krügerl Bier braucht man 100 g Braugerste, das entspricht einem Wert von 3 Cent. Im Dosenbier zum Preis von 79 Cent macht dies knapp 4% aus. Im Gasthaus kostet ein Krügerl Bier im Schnitt 3,90 Euro, der Braugerstenanteil liegt dort bei 0,8%.

Steigende Futtermittelpreise belasten die Landwirtschaft

"Die heimischen Landwirte leiden selbst unter den gestiegenen Preisen für die Rohstoffe. Während ein oberösterreichischer Marktfruchtbetrieb, der Ackerkulturen produziert, heuer mit einem rund 200 Euro höheren Deckungsbeitrag kurzfristig profitiert, verzeichnen Tierhalter im Falle des Futterzukaufs Mehrkosten. So verteuert gegenüber Jänner 2021 allein der höhere Futtermittelpreis die Produktion von 1 l Milch um knapp 2 Cent. Das sind beim 40-Kuh-Betrieb in Summe gut 5.000 Euro", erläutert Waldenberger.

Für ein Mastschwein liegen die Mehrkosten einschließlich der Ferkelerzeugung bei rund 15 Euro. In der Legehennenhaltung machen die Mehrkosten für das Futter 3 Cent je Ei aus. Für die Bäuerinnen und Bauern ist es schwierig, die höheren Produktionskosten beim Verkauf in Richtung Lebensmitteleinzelhandel umzusetzen. Gerade bei Schweinefleisch ist der europäische Markt wegen der gesunkenen Nachfrage aus Asien überfüllt, was eine Preisanhebung kurzfristig unmöglich macht.

Von den gestiegenen Preisen bleibt dem Landwirt nicht viel

"Von den gestiegenen Produktpreisen bleibt dem Landwirt nicht viel. So konnte zum Beispiel ein Ackerbauer 2021 bei 8 t Weizenertrag/ha gegenüber dem Jahr davor einen um 200 Euro höheren Deckungsbeitrag erzielen. Heuer dürfte der Deckungsbeitrag wieder auf das Niveau vor der Preissteigerung zurückfallen. Kostensteigerungen von knapp 400 Euro/ha bei Dünger, Saatgut, Energie etc. neutralisieren den Mehrerlös der weiter steigenden Weizenpreise", rechnet Waldenberger vor.

Die Preise für Lebensmittel tendieren derzeit international nach oben, weil auch die Preissteigerungen im vorgelagerten Bereich enorm waren. Die Preise für Pflanzenöle legten im vergangenen Jahr um 60% zu, jene für Zucker um 54% und für Fleisch um 26%. Wichtige Gründe für die steigenden Lebensmittelpreise sind vor allem die Corona-bedingten Schwierigkeiten in den internationalen Lieferketten, die massiv gestiegenen Transportkosten und auch Kostensteigerungen bei Verpackungsmaterial.

Waldenberger fordert einen fairen Anteil an der Wertschöpfungskette

"Wir Bauern müssen in der momentanen Situation bei Dünger, Strom, Treibstoffen, Bauvorhaben und Maschinen enorme Kostensteigerungen hinnehmen. Es gibt zwar zurzeit in der Landwirtschaft eine hohe Investitionsbereitschaft, wenn allerdings die Kosten für die Bauern weiterhin derart steigen, geht es sich für viele Betriebe finanziell nicht mehr aus und der Strukturwandel inklusive Betriebsaufgaben setzt sich fort. Aktuell lastet vor allem in der Eier-, Geflügel-, Schweine- und Milchproduktion die Preis-Kosten-Schere auf unseren bäuerlichen Betrieben, da massiv gestiegene Futter- und Betriebsmittelkosten noch nicht in Form höherer Erzeugerpreise umgesetzt werden konnten. Wir fordern daher einen fairen Anteil an der Wertschöpfungskette, mit dem wir unsere Höfe erhalten können", betont der LK-Präsident.

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