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Zukunft Landwirtschaft

"Müssen kommunizieren, wie Landwirtschaft funktioniert"

Die neue Kommunikationsplattform „Zukunft Landwirtschaft“ vernetzt Bäuerinnen und Bauern, um gemeinsam an einer zukunftsorientierten Weiterentwicklung der österreichischen Landwirtschaft zu arbeiten. Am Freitag war die Auftaktveranstaltung mit rund 1800 Bäuerinnen und Bauern in Ried.

Lesezeit: 6 Minuten

Wenn Hans Konrad ruft, kommen die Bäuerinnen und Bauern. Dies gilt ­offenbar umso mehr, wenn der GF der Agrargemeinschaft Österreich (AGÖ)zusammen mit Hannes Royer, Obmann „Land schafft Leben“ auftritt – und das zum Thema „Zukunft Landwirtschaft“. 1 800 Bäuerinnen und Bauern aus allen Bundesländern kamen am 29. April in die Hallen des FIH. Der riesige Andrang in Ried machte aber auch deutlich, wie wichtig das Thema ist. Nach der Veranstaltung gab es aber nicht nur positive Reaktionen unter den Bauern.

Ausgangspunkt waren Dumpingpreise im Handel

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Hans Konrad erklärte zunächst, wie das Projekt Zukunft Landwirtschaft entstanden ist. Anlass seien im April 2021 Preisaktionen des Handels mit 50 %-Ange­boten gewesen. Doch was dagegen tun, dachte sich der AGÖ-GF: "Denn wir Bauern haben Jahrzehnte nicht kommuniziert." Für Konrad war klar: Das soll sich jetzt ändern.

Nach erfolglosen Ver­suchen, mit der Interessenvertretung gemeinsam gegen diese „Machenschaften“ vorzugehen, stieß der AGÖ-GF schließlich auf Hannes Royer. Gemeinsam treiben die beiden jetzt die Vernetzung der Bäuerinnen und Bauern voran.

Um die Bauern für den neuen Kommunikationskanal zu begeistern, gab Royer in Ried Einblick in seinen eigenen Werdegang am Betrieb in Schladming und die Entstehung des von ihm und Maria Fanninger gegründeten Verein "Land schafft Leben". Ganz wichtig war für ihn, dass ihm seine Eltern beigebracht haben, "wertschätzend miteinander und auch mit den Tieren am Betrieb umzugehen." Royer bewirtschaftet einen Bergbauernbetrieb auf 860 m mit 80 Rindern, 35 ha Grünland und 30 ha Wald. Weiters führte Royer aus, dass er bereits mit 15 Jahren gelernt hat, eine doppelte Buchführung für den Betrieb zu machen. "So habe ich sehr früh gelernt, den Betrieb zu steuern. Ich kann ihn steuern, wie ich will, weil ich mich ganz genau auskenne", machte der Biobauer deutlich, wie wichtig es ist, seine betriebswirtschaftlichen Daten am Betrieb zu kennen.

Seit 2012 betreibt der Landwirt einen Direktvermarktungsladen in Schladming, in dem viele verschiedene Produkte aus der Region vermarktet werden. Zunächst bot Royer die Produkte an, von denen die beteiligten Landwirte übezeugt waren. "Doch wir haben recht schnell gesehen, dass wir nur mehr das anbieten durften, was die Konsumenten auch kaufen. D.h. die Kunden steuern uns, sie bestimmen, was gekauft wird, nicht wir!" Dies sei eine ganz wichtige Erkenntnis für ihn gewesen. Eine zweite kam ihm nach einer Sendung im ORF: Hier habe eine Tierschutzorganisation einzig aus ihrer Sichtweise über die Milchproduktion berichtet. Vertreter aus der Landwirtschaftsbranche hätten keine Stellung dazu genommen. Auf Anfrage beim Sender erhielt Royer nach eigenen Worten die Antwort, Bauernvertreter oder Molkereimanager seien hierbei ja nicht neutral.

"Müsst Bewusstseinsbildung schaffen"

Dies sei der Ausgangspunkt für "Land schafft Leben" gewesen. "Ich habe damals einfach bei allen großen Handelsketten angerufen, um zu fragen, wie sie die Zukunft der Landwirtschaft sehen", erklärte Royer in Ried weiter. "Und, wer hätte es gedacht, ich war tatsächlich überall und man hat sich viel Zeit für mich genommen", berichtete Royer. So habe er z.B. allein 4 Stunden beim damaligen Rewe-Chef Frank Hensel verbracht. Alle Handeslvertreter hätten Royer u.a. klar gemacht, dass die Landwirtschaft Bewusstseinsbildung für ihre Produkte schaffen müsse. Für Royer entwickelte sich daraus die Frage: "Wie können wir Konsumenten am besten erklären, dass es um unsere Lebensmittel und unseren Lebensraum geht?" Das war der Startschuss für "Land schafft Leben".

"Glaubt an Euch!"

Und Royer schaffte es, Handel, Molkereien und andere für seine Idee zu gewinnen: "Ich habe keinen Businessplan gehabt, als ich die Unternehmen davon überzeugen wollte, ein paar Tausend Euro für das Projekt "Land schafft Leben" herzugeben. Nur mit meiner Überzeugungskraft habe ich es geschafft." So sei es z.B. der damalige Hofer-Chef Günther Helm gewesen, der seine Unterstützung von 100.000 € auf fünf Jahre zugesagt hat. Dazu kamen bis heute insgesamt 62 weitere Unternehmen, die den Verein mit jährlich 1,2 Mio. € finanzieren. Royer leitete daraus in Ried ab: "Die Firmen haben einfach immer an mich geglaubt. Deshalb lautet meine Botschaft auch hier in Ried: Glaubt an Euch!"

"Denn wir brauchen eine Landwirtschaft, die uns eine gesunde Basisversorgung ermöglicht und ressourcenorientiert für die Zukunft arbeitet. Wir möchten die Bäuerinnen und Bauern dabei unterstützen, im Austausch zu bleiben und Weiterentwicklung zu leben", erklärte Royer. Um eine solche Weiterentwicklung der österreichischen Landwirtschaft voranzutreiben, sei dieser erste Vernetzungsabend von Land schafft Leben und der AGÖ gedacht.

Als Plattform für den Austausch dient künftig eine neue WhatsApp-Gruppe „Zukunft Landwirtschaft“. Der Kanal übernimmt keine politische Interessensvertretung. Der unabhängige Verein Land schafft Leben koordiniert die Gruppen. Hier sollen regelmäßig Botschaften zur Bewusstseinsbildung, News aus den relevanten Branchen, wissenschaftlich fundierte Informationen sowie Inputs zur Hofentwicklung und Konsumtrends zur Verfügung gestellt werden.

"Müssen Höfe als Unternehmen begreifen"

Das Anliegen der Gruppenmitglieder ist eine starke Kommunikation und die Überzeugung, gemeinsam an der landwirtschaftlichen Weiterentwicklung in Österreich zu arbeiten, erklärt Hannes Royer: „Wir müssen anfangen, unseren Bauernhof als Unternehmen zu begreifen. Dazu gehört auch, dass wir unser eigenes Handeln hinterfragen und dass wir beginnen, selbst zu kommunizieren. Nur mit unserem aktiven Zutun können wir es schaffen, wieder Bewusstsein für den Wert unserer regionalen ­Lebensmittel zu schaffen.“

Der Kommunikationskanal läuft künftig über die WhatsApp-Gruppe ‚Zukunft Landwirtschaft‘. Interessierte können sich so anmelden: Neuen ­Kontakt im Telefonbuch mit der Nr. 0676 9043554 anlegen, eigenen Kontakt an diese Nummer senden und nach kurzer Wartezeit Teil von Zukunft Landwirtschaft werden. Die Kommu­nikation ist am 2. Mai gestartet. Über 9.000 Bauern werden laut Royer bereits jetzt erreicht. „Ich traue uns bis zu 40.000 in 2 bis 3 Jahren zu“, so Royer.

Unterschiedliche Reaktionen

Von etlichen Bauern habe er im Anschluss positive Rückmeldungen zu der Veranstaltung erhalten, erklärte Hans Konrad später. Mit der professionellen Hife von "Land schafft Leben" könne man jetzt wichtige Themen in Angriff nehmen, wie z.B. die Herkunftskennzeichnung. Viele seien aber auch enttäuscht gewesen. Konrad: "Aber wir werden es jetzt Schritt für Schritt voranbringen."

Ihre Entäuschung äußerten einige Bauern über Whats-App. Der Tenor lautete, man brauche keine Unternehmensberatung, man habe den Betrieb im Griff. Wenn man seine Kosten nicht kenne, wäre man gar nicht im Jahr 2022 angekommen. Es gebe ganz andere Themen, die für die Bauern wichtig wären. "Ich hätte mir einfach etwas anderes erwartet", erklärte einer der Bauern.

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