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topplus GAP-Kritik

Erzeugergemeinschaft: "Die GAP nimmt uns wichtige Werkzeuge“

Hilfeschrei der Erzeugergemeinschaft Zistersdorf: Durch die neue GAP werden den knapp 200 Mitgliedern wichtige Werkzeuge genommen, um mit dem Ackerbau wettbewerbsfähig zu bleiben. Was die Bauern von der Politik fordern, haben sie uns im Gespräch erzählt.

Lesezeit: 4 Minuten

Kaum habe ich im Büro der EGZ Platz genommen, lassen die an­wesenden Bauern der Erzeuger­gemeinschaft auch sofort Dampf ab: „Bei uns hören sogar schon Betriebe mit 200 ha auf, weil sie angesichts der neuen Rahmenbedingungen keine echten Perspektiven im Ackerbau mehr sehen.“

Dilemma des Ackerbaus

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Mit diesem Satz bringt EGZ-Geschäftsführer Franz Bauer gleich zu Beginn das Dilemma vieler Ackerbaubetriebe wohl nicht nur hier im Weinviertel auf den Punkt. „Landwirte können heute nicht mehr kostendeckend arbeiten. Jeder verlangt etwas von der Landwirtschaft: Lebensmittel zu günstigsten Preisen, ­Insektenschutz, Artenschutz, Landschaftspflege“, erklärt Bauer.

Die notwendige Gegenleistung für die Landwirte bliebe aber aus. Durch die neue GAP werde die Lage weiter verschärft. Bauer: „Nach unseren In­­formationen wollen 60 weitere EGZ-Mitglieder wegen fehlender Perspektiven aus der Produktion aussteigen.“ Dabei ist die Erzeugergemeinschaft auch in den letzten Jahren schon ge-schrumpft, und das trotz aller guten Vermarktungsideen von GF Bauer.

Die Gemeinschaft hat sich erfolgreich auf die Vermarktung vor allem von Braugerste, Durum, Weizen, Roggen, Raps und Sonnenblumen spezialisiert. Jetzt kommt sie aufgrund der aus ihrer Sicht fehlenden Ackerbaustrategie zunehmend in die Bredouille. So wurde laut GF Bauer heuer zum Beispiel erstmals ein Liefervertrag von einem Vertragspartner nicht verlängert, weil die Umsätze und Erträge mit und nach der Pandemie massiv eingebrochen sind.

­Blühstreifenregel praxisfern

Für Christoph Haudek steht fest: „Der Ackerbau wird mit seinen Produkten auf dem Markt alleingelassen, in der Produktion aber zusehends normiert, wie z. B. durch die in der neuen GAP ge-plante Blühstreifenregelung.“ Konkret kritisiert Haudek die im ÖPUL vorgesehene Regelung, wonach Betriebe auf Feldern mit über 5 ha Größe 1 500 m2 große Streifen mit Blühpflanzen anlegen müssen. Dabei hat beinahe jeder unserer Marktfruchtbetriebe, der am UBB teilnimmt, doch schon 10 % Biodiversitätsflächen angelegt“, so der Landwirt.

Kollege Gerhard Fembek ergänzt: „Das Paradoxe daran ist doch, dass auf der einen Seite mehr stillgelegt werden soll und auf der anderen Seite größere Maschinen aber gefördert werden. Klare Forderung der EGZ-Mitglieder: „Weg mit dieser kleinsinnigen und praxisfremden Vorgabe im ÖPUL.“

Einen weiteren Kritikpunkt führt Edith Pfeiffer an: „Uns werden immer mehr Pflanzenschutzmittel, also immer mehr „Werkzeuge“ für den Ackerbau weggenommen. Bei der importierten Ware hingegen müssen lediglich internationale Standards eingehalten werden. Bei diesen vielen und vielfach auch nicht praxisgerechten Beschränkungen darf man sich nicht wundern, wenn die „Jungen“ einfachere und finanziell abgesicherte Wege fernab der Landwirtschaft gehen.“

Und Gerhard Fembek ergänzt: „Aktuell orten wir nach 2019 wieder größere Mäuseschäden auf unseren Feldern. Wir befürchten, dass wir wie vor drei Jahren mit diesen Schäden wieder alleine gelassen werden.“ Und Edith Pfeiffer befürchtet: „Durch die beabsichtigte Blühstreifenregelung werden Mäuse und andere tierische Schädlinge geradezu angezüchtet. Das ist bestenfalls gut gemeint, in der Praxis aber mit Sicherheit nicht gut getan. Nicht für den Ackerbau. Nicht für die Versorgungssicherheit österreichischer Ware.“

Verluste nicht aufzufangen

Den EGZ-Bauern stößt zudem die Neuordnung der direkten Agrargelder in der 1.  Säule der GAP negativ auf. Dazu Franz Bauer: Wir fordern eine Stärkung und Rückfluss der Gelder in die Säule 1. Für uns sind die Verluste in der 1. Säule jedenfalls nicht aufzufangen. Statt bisher ca. 290 € erhalten Landwirte künftig nur mehr etwas ca. 200 €/ha Basisprämie.

Der nationale Spielraum bei der Verteilung und/oder Zuordnung der Gelder solle laut Bauer wenigstens bestmöglich genutzt werden, z. B. für eine standörtlich ausgerichtete Ackerbaupolitik. „Mit den Brüssel-Verweise-Ausreden muss Schluss sein“, so Bauer.

Weiters plädieren die EGZ-Bauern für eine Neudefinition der so genannten „benachteiligten Gebiete“. Sie wünschen sich eine Anpassung an Klima- und Wetterveränderungen, Trockenheit etc. Und abschließend wiederholt Gerhard Fembek eine lang bestehende Forderung: „Wir brauchen endlich eine ­automatisierte Indexierung der Agrargelder, Ausgleichszahlungen etc.“

Unabhängig von ÖPUL/GAP müsse zudem unbedingt etwas beim Agrardiesel geschehen. Edith Pfeiffer: „Auch da sind wir österreichischen Landwirte im EU-Vergleich schlechter gestellt. Und das kann sich die heimische Landwirtschaft einfach nicht mehr leisten. Am Ende unseres Gespräches hält GF Franz Bauer noch fest: „Die Situation der heimischen Landwirtschaft hat sich durch die Ukrainekrise verschärft und zugespitzt. Sie legt erst recht den Finger in die Wunde der nicht existenten Ackerbaustrategie.“

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