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topplus Fleckvieh

Haben geprüfte Stiere noch eine Zukunft?

Die genomische Selektion hat die Fleckviehzucht verändert. Genomische Jungstiere haben den Nachkommen-geprüften Stieren den Rang abgelaufen. Welche Rolle spielen die Altstiere noch in der Zucht?

Lesezeit: 5 Minuten

Schnell gelesen

Die genomische Selektion führte zu einer starken Verkürzung des Ge­nerationenintervalls und deutlichen Zuchtfortschritten.

Das macht es für ältere Stiere schwierig, mit den jungen Topstars mitzuhalten.

Zeiger ist aktuell der beste Nach­kommen-geprüfte (NK) Stier, jedoch als ­einziger NK-Stier auf Platz 44 der gemeinsamen Top-100-Liste.

Die beiden NK-Stiere GS Der Beste und Hokuspokus waren 2022 die beiden am meisten eingesetzten Stiere.

Höhere Sicherheiten und persönliche Erfahrungen sind für viele Betriebe ein Argument, auf NK-Stiere zu setzen.

Bis zur Einführung der genomischen Zuchtwertschätzung im August 2011 wurden etwa drei Viertel aller Besamungen mit Nachkommen-geprüften Stieren und nur ein Viertel mit Jungstieren, damals noch Test- oder Prüfstiere genannt, durchgeführt. Dieses Verhältnis hat sich im Laufe der Jahre gedreht und liegt jetzt bei ca. drei Viertel genomische Jungvererber (GJV) und einem Viertel Nachkommen-geprüfte Stiere (NK; siehe Übersicht 1). Es wird erwartet, dass sich der GJV-Anteil in den nächsten Jahren stabilisieren und voraussichtlich kaum über 80 % ansteigen wird.

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Intensive genomische Selektion

Die genomische Selektion wird beim Fleckvieh in Österreich sehr intensiv und konsequent umgesetzt. Inzwischen hat sich die genomische Selektion auch sehr stark auf die weibliche Seite ausgedehnt, unter anderem im Rahmen der Kuhgenotypisierungsprojekte (FoKUHs Herde), wo es auch sehr stark um die Erfassung von Gesundheitsdaten (z. B. Klauen) geht.

Auf der männlichen Seite bedeutet die strenge Selektion, dass von allen, gut 5.000 genotypisierten Stierkälbern pro Jahr nur ungefähr jedes 60. Kalb von einer Besamungsstation als GJV angekauft wird.

Die Intensivierung sieht man auch daran, dass das Generationsintervall in den letzten Jahren massiv verkürzt wurde. Bei den Besamungsstieren hat sich das durchschnittliche Alter der Eltern bei ihrer Geburt von fast sechs Jahren auf deutlich unter drei Jahre mehr als halbiert.

Ein kürzeres Generationsintervall ist für den Zuchtfortschritt für alle Merkmale, also auch für die Fitness- und Gesundheitsmerkmale unerlässlich. In der Praxis werden immer mehr etwa ein Jahr alte Kalbinnen per Embryotransfer mit ebenfalls gut einem Jahr alten GJV angepaart. Dadurch liegt in einigen Fällen das Alter der Eltern bei der Geburt der Nachkommen sogar unter zwei Jahren.

Sicherheit als Argument

Die konsequente Umsetzung des genomischen Zuchtprogramms führt zu sehr deutlichen Zuchtfortschritten in den meisten Merkmalen. Das macht es jedoch für ältere Stiere schwieriger, konkurrenzfähig zu bleiben.

Die strenge genomische Selektion führt aber auch dazu, dass einige ­dieser jungen Topstars mit hohen Zuchtwerten überzeugen können, auch nachdem die Ergebnisse der Nachkommenschaftsprüfung vorliegen. Meist können sie in der Topliste zwar nicht ganz mit den absoluten Stars der GJV mitmischen, allerdings ist die höhere Sicherheit für manche Betriebe ein Argument, auf NK-Stiere zu setzen. Persönliche Erfahrungen mit den Töchtern eines Stieres oder auch besichtigte Nachzuchtgruppen können ebenfalls zur Sicherheit über das Vererbungsbild beitragen.

Zeiger und Monopoly P*S vorne

An der Spitze der Topliste der aktuell besten Nachkommen-geprüften, in Österreich eingesetzten Fleckvieh-Stiere nach Gesamtzuchtwert (GZW) liegt der Zazu-Sohn Zeiger (Übersicht 2). Dieser Stier wurde bereits als GJV sehr stark eingesetzt, von ihm wurden 30 Söhne von den Besamungsstationen angekauft. Er zeigt ein sehr ausgeglichenes Vererbungsbild mit besonderer Stärke in der Eutergesundheit (EGW 132).

Dahinter folgt die bisherige Nummer eins, der mischerbig hornlose Monopoly P*S, der mit sehr gutem Exterieur überzeugen kann. Auf Platz drei folgt Zubringer, der immer im Schatten seines Vollbruders Zeiger gestanden hat, aber jetzt bei seinen Töchtern mit sehr hohen Leistungen überzeugen kann.

Erstmalig Nachkommen-geprüft ist auch der mischerbig hornlose Waban-Sohn Waalkes Pp*, der mit einem GZW von 135 seine in ihn gesetzten Erwartungen ebenfalls voll erfüllen kann.

Eine Erwähnung verdient auch noch der beste reinerbig hornlose NK-Stier GS Verismo PP*, der mit einem GZW von 133 nur knapp dahinterliegt.

Wie schwer NK-Stiere mit den GJV-Stieren mithalten können, sieht man daran, dass in einer gemeinsamen Topliste aller Besamungsstiere (NK und GJV) Zeiger auf Rang 44 als einziger NK-Stier in den Top-100 zu finden ist!

GS Der Beste wurde ­am meisten eingesetzt

Einzelne NK-Stiere sind auf den Betrieben sehr beliebt, weshalb mit GS Der Beste und Hokuspokus im letzten Jahr sogar die beiden am meisten eingesetzten Stiere in Österreich zwei NK-Stiere waren. Beide Stiere stammen aus dem Geburtsjahrgang 2016.

Unter den Top-50 befindet sich mit Sehr gut sogar ein Stier, der bereits 2012 geboren ist. Ein Stier, von dem bald die ersten Urenkel in den Besamungseinsatz gehen werden!

Dieser starke Einsatz von einigen Stieren über viele Jahre führt dazu, dass es insgesamt 11 Stiere zu mehr als 20.000 in Österreich geborenen Töchtern gebracht haben (Übersicht 3). Die meisten dieser Töchter leben inzwischen nicht mehr, aber von allen wurden viele Söhne von den Besamungsstationen in Österreich, Deutschland oder Tschechien angekauft, sodass sie eine sehr große Verbreitung in der Fleckviehzucht gefunden haben.

Oldies but Goldies?

Aus züchterischer Sicht spielt das Alter eines Stieres keine direkte Rolle – entscheidend sind die jeweils aktuellen Zuchtwerte. In den meisten Fällen werden genomische Jungvererber aufgrund ihrer genetischen Überlegenheit vorzuziehen sein.

Allerdings ist gegen den Einsatz von „Oldies“ nichts einzuwenden, sofern es sich dabei tatsächlich um „Goldies“ handelt, also um Stiere, die weit überdurchschnittliche Zuchtwerte aufgrund von Nachkommenleistungen aufweisen. Nachkommen-geprüft allein ist noch kein Qualitätskriterium!

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