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So setzen Sie Zitzenversiegler richtig ein

Ein interner Zitzenversiegler soll Neuinfektionen während der Trockenstehzeit verhindern und einen vorbeugenden Antibiotikaeinsatz überflüssig machen. Wir zeigen, was dabei zu beachten ist.

Lesezeit: 6 Minuten

Jede Trockenstehzeit birgt die Gefahr für Neuinfektionen im Euter. Anstatt, dass sich das Eutergewebe regeneriert, bauen sich unsichtbar neue Probleme auf. Neuinfektionen in der Trockenstehzeit sind für bis zu 60 % der klinischen Mastitiden in der Folgelaktation verantwortlich! Das höchste Risiko besteht rund ums Trockenstellen. Durch den Anstau der Milch und steigenden Euterinnendruck weitet sich der Zitzenkanal. So gelangen Erreger leichter ins Euter.

Schnell gelesen

Ein interner Zitzenversiegler kann Neuinfektionen in der Trockenstehzeit ­vermeiden und damit den Einsatz von ­Antibiotika reduzieren.

Wichtig ist Hygiene, da Keime mit dem Versiegler in das Euter gelangen können.

Der Versiegler verschließt die Zitze nur, wenn er in der Zitzenzisterne liegt. Bei der Eingabe der Masse sollte die Zitze daher an der Basis abgeklemmt werden.

Bei Injektoren mit geteilter Schutzkappe nur den vorderen Teil abziehen.

Eingefärbte Versiegler erkennt man später beim Anmelken leichter im Vorgemelk.

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Keratinpropf fehlt häufig

Untersuchungen in Milchviehbetrieben zeigen, dass über 30 % der Zitzenkanäle selbst drei Wochen nach dem Trockenstellen noch offen sind. Ein natürlicher Keratinpfropf fehlt häufig. Auch im letzten Drittel der Trockenstehzeit ist das Neuinfektionsrisiko erhöht, da es beim Aufeutern erneut zu einer Erhöhung des Euterinnendrucks und zur Weitung des Zitzenkanals kommt.

Lange Zeit wurden antibiotische Trockenstellpräparate zum Ausheilen von Infektionen und zur Vermeidung von Neuinfektionen eingesetzt. Allerdings steht dieser pauschale und vorbeugende Antibiotika-Einsatz in der Kritik. Außerdem steigt das Infektionsrisiko zum Ende der Trockenstehzeit trotzdem, da die Präparate nur eine begrenzte Wirkdauer haben. Eine wesentlich längere Wirkdauer ist keine Alternative, da die Milch nach dem Abkalben möglichst rasch hemmstofffrei sein soll.

Neuinfektionen verhindern

Interne Zitzenversiegler sind eine Alternative, um Neuinfektionen des Euters vorzubeugen. Damit sollen sich auch die Häufigkeit von Mastitiden beim Abkalben und in der anschließenden Laktation reduzieren lassen.

Die Versiegler bestehen aus einem basischen Bismutnitrat. Diese zähe, inerte Masse wird vom Körper nicht resorbiert und verbleibt in der Zitzenzisterne eines jeden Euterviertels. Ziel ist, dass es am Übergang vom Zitzenkanal zur Zitzenzisterne einen Pfropfen bildet, der als mechanische Barriere ein Eindringen von Bakterien ins Euter verhindern soll.

Sauber arbeiten!

Wie bei allen Euterinjektoren, sollten Milcherzeuger den internen Zitzenversiegler mit bestmöglicher Hygiene anwenden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass unbeabsichtigt Erreger, z. B. von der Zitzenhautoberfläche, ins Euter gelangen. Das heißt, der Anwender sollte mit sauberen Einweghandschuhen arbeiten und Einwegeuterpapier und Desinfektionsmittel zur Desinfektion der Zitzenkuppen verwenden.

Das Verabreichen des internen Zitzenversieglers erfolgt unmittelbar nach dem letzten Melken (siehe Checkliste). Wichtig dabei ist: Die inerte Masse soll ausschließlich in der Zitzenzisterne abgelegt werden. Nur dann wird mit der Pfropfenbildung die gewünschte Verschlussfunktion erreicht. Um zu verhindern, dass die Paste „nach oben abwandert“, muss der Übergang von Euter- zur Zitzenzisterne mit Daumen und Zeigefinger abgeklemmt werden.

Geteilte Kappe

Sofern Euterinjektoren mit einer geteilten Schutzkappe ausgestattet sind, sollte man lediglich den vorderen Teil der Kappe abnehmen. So werden nur ca. 3 bis 4 mm der Injektorkanüle freigelegt. Der hintere Teil der Kappe verbleibt auf dem Injektor und kann beim Einbringen der Kanüle als Anschlag verwendet werden. Mit dieser Methode ist die Gefahr geringer, Erreger in den Zitzenkanal einzuführen und die Schleimhaut in der Zitzenzisterne zu verletzen. Bei unruhigen Tieren sollte man jedoch die Schutzkappe vollständig vom Injektor entfernen.

Bei Kalbinnen ist die Zitzenzisterne häufig zu klein, um das komplette Versieglermaterial aufzunehmen. Anstatt dieses mit „Gewalt“ hineinzupressen, sollte man das Einbringen beenden, wenn die Zitzenzisterne vollständig gefüllt ist.

Allerdings enthalten die Injektoren immer auch etwas Luft. Bringt man diese zusammen mit der Versieglermasse ein, wird bei abgeklemmter Zitzenbasis ein Überdruck erzeugt. Dieser kann bewirken, dass bei Freigabe der Fingerklemme der Versiegler Richtung Euterzisterne rutscht.

Um die Luft zu entfernen, sollten die Tuben senkrecht mit der Injektorspitze nach oben aufbewahrt werden. So kann der Füllinhalt in Richtung Tubenstempel absinken. Vor der Anwendung entfernt man die Tubenkappe und kann die überschüssige Luft herausdrücken.

Eingefärbte Versiegler

Aktuell gibt es ein Produkt, welches mit blauer Lebensmittelfarbe (Indigocarmin) eingefärbt ist. Die Einfärbung hat mehrere Vorteile:

  • Nach der Abkalbung muss die Versieglermasse gründlich ausgemolken werden. Durch die Farbe erkennt man, ob man noch weiter vormelken muss, oder ob es bereits ausreicht, weil keine blau gefärbten Partikel mehr im Vorgemelk sichtbar sind.
  • Man kann deutlich zwischen Versiegler und Flocken unterscheiden.
  • Man kann prüfen, ob der Versiegler ordnungsgemäß verabreicht wurde. Wenn ja, dürfte keine Versieglermasse in die Zitzenzisterne abgewandert sein, nach der Abkalbung müsste mit drei bis vier satten Strahlen Milch die Versieglermasse vollständig aus der Zitzenzisterne entfernt sein.

Wann ist Versiegler sinnvoll?

Interne Zitzenversiegler reduzieren das Risiko für Neuinfektionen, doch der Einsatz ist nicht immer sinnvoll. Erst wenn sich mehr als 15 % der Tiere der Herde während der Trockenstehzeit neu infizieren, rentiert sich ein interner Zitzenversiegler.

Bei einer Neuinfektionsrate von weniger als 15 % sind die zu erwartenden Effekte (Vermeidung von Neuinfektionen, Verbesserung der Herdengesundheit) zu gering, als dass der Einsatz ökonomisch sinnvoll wäre.

Grundsätzlich gilt: Bei Verdacht auf eine bestehende Euterinfektion sollte der Versiegler immer in Kombination mit einem geeigneten antibiotischen Trockensteller eingegeben werden!

Wenn überwiegend Infektionen mit ansteckenden, kuhassoziierten Erregern, wie S. aureus oder Sc. agalactiae, stattfinden, ist zusätzlich ein antibiotischer Trockensteller notwendig, um bestehende Infektionen über die Trockenstehzeit auszuheilen. Bei diesen Erregern würde ein Versiegler alleine nicht wesentlich zur Herdensanierung beitragen.

Auch bei Problemen mit Umwelterregern wird der Einsatz eines Versieglers – egal ob mit oder ohne antibiotischen Trockensteller – niemals ausreichend sein, um die Herdengesundheit nachhaltig zu optimieren! Die Hygiene der Haltung bei den Trockenstehern und in der Abkalbebox, sowie Abkalbehygiene und eine dem Zeitraum angepasste Fütterung sind und bleiben weiterhin von zentraler Bedeutung. Mängel in diesem Bereich kann ein Zitzenversiegler niemals vollständig kompensieren.

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Trockenstellen mit Zitzenversiegler: Schritt für Schritt

1. Die Injektoren möglichst mit der Spitze nach oben lagern und in einem ­sauberen Behältnis transportieren.

2. Saubere Einweghandschuhe tragen. Mit dem Viertel beginnen, das dem ­Melker abgewandt ist.

3. Zitzen und -kuppen reinigen und die Zitzenkuppen mit dem Alkoholtuch ­desinfizieren (Tuch nicht auseinanderfalten!)

4. Schutzkappe vom Versiegler abziehen: Dabei die Injektorspitze nicht ­verbiegen und nach dem Abziehen der Kappe nicht mehr berühren. Die Kappe nicht mit dem Mund abziehen!

5. Den Stempel nach vorne schieben und so Luft aus dem Injektor drücken.

6. Die Zitzenbasis zwischen Daumen und Zeigefinger fest fixieren und­ ­verschließen. Dabei die Zitze leicht zur Seite biegen.

7. Die Injektorspitze schonend und gerade 3 bis 4 mm in den Zitzenkanal ­einführen.

8. Die Versieglermasse langsam und mit wenig Druck in der Zitzenzisterne „­ablegen“. Über die Hand, die die Zitzenbasis abklemmt, die allmähliche Füllung der Zitzenzisterne kontrollieren.

9. Zitzenbasis verschlossen halten, bis die Injektorspitze des Versieglers aus dem Zitzenkanal gezogen ist. Tubeninhalt nicht hochmassieren!

10. Dieses Vorgehen an jeder Zitze mit je einem Versiegler durchführen. Zum Abschluss alle Zitzen mit Dippmittel benetzen. Anschließend behandelte Tiere kennzeichnen (z. B. Fesselband) und umstallen.

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