Dieser Beitrag ist zuerst im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben erschienen.
Ohne Antibiotika trockenstellen? Wie geht das? Immer mehr Milchviehhalter beschäftigen sich mit dieser Frage. Voraussetzung ist eine gute Eutergesundheit auf Herdenebene. Aufschluss geben die Daten der Milchleistungsprüfung (MLP). Regelmäßige bakteriologische Untersuchungen von Euterentzündungen sind sinnvoll.
„Der erste Schlüssel zum selektiven Trockenstellen ist, dass ich meine Leitkeime kenne“, erklärte Dr. Mark Holsteg, Tierarzt beim Rindergesundheitsdienst der Landwirtschaftskammer NRW. In der Veranstaltung „Wenn das Euter nicht mehr kann“ von Fokus Tierwohl vergangene Woche nannte er als weiteres wichtiges Kriterium für das selektive Trockenstellen eine geringe Neuinfektionsrate in der Trockenstehphase. Außerdem sind niedrige Zellzahlen und eine möglichst geringe Milchleistung vor dem Trockenstellen wichtige Aspekte.
Eutergesundheit
Um die Eutergesundheit ihrer Kühe vor dem Trockenstellen zu beurteilen, haben Landwirtinnen und Landwirte mehrere Möglichkeiten:
- Zellzahlen aus der MLP,
- Schalmtestergebnis zum Trockenstellen,
- Bakteriologische Untersuchung von Viertelgemelksproben in einem Mastitislabor vor dem Trockenstellen,
- Mastitis-Schnelltest.
Beispielhaft erklärte Dr. Mark Holsteg: Wenn die Kühe laut MLP weniger als 100.000 Zellen/ml aufweisen und der Schalmtest negativ ist, können Milchviehhalter auf einen antibiotischen Trockensteller verzichten. Dann reiche der Einsatz von Zitzenversieglern oder anderen Alternativen.
Richtige Anwendung
Bei den internen Zitzenversieglern kommt es auf die richtige Anwendung an. Der Tierarzt betonte: „Ein Zitzenversiegler kann hygienische Mängel nicht ausgleichen.“ Landwirte sollten vermeiden, die Dosen auf den Melkstandboden zu legen oder Tuben im Wasser aufzuwärmen. Wichtig sei zudem, für jede Kuh neue Handschuhe zu benutzen.
Generell riet Holsteg den Teilnehmern, schrittweise in das selektive Trockenstellen einzusteigen: Mit einzelnen Tieren starten und Erfahrungen sammeln.
Vorgehen auf Haus Riswick
Die Milchviehherde im Versuchs- und Bildungszentrum Haus Riswick in Kleve wird bereits selektiv trockengestellt. Die Mitarbeiter dort stellen Kühe selektiv trocken, wenn
- sie in der letzten MLP weniger als 150.000 Zellen/ml hatten,
- der Schalmtest unauffällig ist,
- keine klinische Mastitis in den letzten drei Monaten auftrat,
- sie in keinem MLP-Ergebnis in den letzten drei Monaten mehr als 500.000 Zellen hatten und
- nicht mit Staphylococcus aureus infiziert sind.