„Der Green Deal bringt unsere Bäuerinnen und Bauern an ihre Grenzen. Er bringt für die heimische Lebensmittelproduktion zahlreiche Belastungen, realitätsfremde Regulierungen sowie eine Flut an Bürokratie. Das zeigt die Welle an Bauernprotesten durch ganz Europa", erklärt heute Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig zu den Klimazielen der EU.
"Höchste Zeit für einen Kurswechsel"
"Wenn Bäuerinnen und Bauern auf die Straße gehen, dann sollte die EU-Kommission das ernst nehmen und handeln. Die von der EU-Kommission vorgelegten Klimaziele bis 2040 rücken zumindest die Leistungen der Land- und Forstwirtschaft und die Bedeutung der Versorgungssicherheit wieder in den Fokus. Ich hoffe, diese Mitteilung der EU-Kommission ist nicht eine reine Beruhigungspille aufgrund der Bauernproteste. Es ist nun höchste Zeit für einen Kurswechsel! Unsere Land- und Forstwirtschaft ist der Sektor, der CO2 bindet und Sauerstoff produzieren kann. Demnach können die Emissionen der Lebensmittelproduktion nicht mit anderen Sektoren gleichgesetzt werden. Wer unsere landwirtschaftliche Produktion zurückfahren will, gefährdet die Versorgungssicherheit, schadet dem Klima und befeuert höhere Lebensmittelpreise“, sagt Totschnig.
Landwirtschaft Hauptbetroffener vom Klimawandel
Die Land- und Forstwirtschaft ist Hauptbetroffener vom Klimawandel und hat deshalb höchstes Interesse diesem entgegenzuwirken, so Totschnig: „In Österreich haben wir eine der klimafreundlichsten landwirtschaftlichen Produktionen weltweit. Wir haben die Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft seit 1990 um 16,7% reduziert, während andere Sektoren im selben Zeitraum ihre Emissionen erhöht haben. Auf unseren eingeschlagenen Weg sind wir stolz und diesen werden wir mit der reformierten Gemeinsamen Agrarpolitik auch weitergehen. Gleichzeitig müssen wir realistisch bleiben: Die Landwirtschaft sichert Arbeitsplätze, Wohlstand und das, was wir täglich brauchen: Essen. Wenn wir glauben, mit Einschränkungen in der Landwirtschaft retten wir das Klima, dann sind wir auf einem Holzweg. Sobald wir unser eigene Lebensmittelproduktion zurückfahren, begeben wir uns in die Abhängigkeit von Lebensmittelimporten zu schlechteren Klimaschutz-Standards. Politik für die Zukunft funktioniert nur, wenn sie ökonomisch tragbar, ökologisch machbar und sozial ausgewogen ist“, so Totschnig.
Die Gemeinsame Agrarpolitik ist schon jetzt an ehrgeizige Klima- und Umweltmaßnahmen geknüpft. Darüber hinaus leistet das österreichische Agrarumweltprogramm ÖPUL einen noch umfassenderen Beitrag. Die Landwirtschaft wird fälschlicherweise oft als einer der Hauptverursacher des Klimawandels dargestellt. Zur Klarstellung: Sektoren wie der Verkehr können mittels neuer Technologien und dem Umstieg auf erneuerbare Energie CO2-Emissionen einsparen. „In der Land- und Forstwirtschaft gibt es natürliche Emissions-Kreisläufe und demnach kein Patentrezept. Zu hohe Einsparungsziele sind nur mittels einer gravierenden Reduktion der Produktion möglich. Das heißt: Bäuerinnen und Bauern müssten ihre Hoftore für immer schließen. Deshalb werden wir uns im weiteren Prozess kritisch im Sinne unserer nachhaltigen Land- und Forstwirtschaft einbringen.“
Selber produzieren statt importieren
Totschnig abschließend: „Ich verstehe alle Bäuerinnen und Bauern, bei denen Vorhaben der EU-Kommission Kritik auslösen. Am Ende des Tages müssen wir alle Essen. Jedes Land, dass die eigene Selbstversorgung aufgrund praxisferner Klimavorgaben aufgibt, macht sich abhängig. Wir sollten uns darauf konzentrieren, selber nachhaltig zu produzieren anstatt zu importieren. Die nun veröffentlichte Mitteilung der EU-Kommission wird am konkreten Rechtstext der für 2025 geplant ist, sowie an den Zielvorgaben für die Landwirtschaft zu bewerten sein.“