Weiterhin großen Handlungsbedarf sehen das Bundesumweltministerium und das Bundesamt für Naturschutz (BfN) bei der Bestandsentwicklung zahlreicher Vogelarten. Ihnen zufolge ist der Anteil der Brutvögel mit abnehmenden Beständen in den letzten zwölf Jahren deutlich höher ausgefallen als im Zeitraum der vergangenen 36 Jahre.
Das zeige, dass der Druck auf die Vogelbestände weiter wachse, betonten das Umweltressort und das BfN anlässlich der Vorlage des Vogelschutzberichts 2019, den Deutschland jetzt an die EU-Kommission übermittelt hat. Der Bericht beinhaltet aktuelle Angaben zur Entwicklung der Vogelbestände und der Verbreitung der Brutvögel.
Demnach hält sich bei den Brutvögeln der Anteil mit zunehmenden und abnehmenden Bestandstrends ungefähr die Waage. Etwa ein Drittel der Arten weisen seit mehr als zwölf Jahren zunehmende Bestandstrends auf. Dazu gehören einige Großvogelarten wie Seeadler, Uhu und Schwarzstorch. Zugleich sind in diesem Zeitraum jedoch etwa ein Drittel der Vogelarten in ihrem Bestand zurückgegangen.
Betroffen seien davon vor allem Arten der Agrarlandschaft wie der Kiebitz und das Rebhuhn, berichteten das Bundesumweltministerium und das BfN. Sie führten diese Entwicklung zu einem wesentlichen Anteil auf die Intensivierung der Landwirtschaft zurück. Dabei seien gerade der Verlust und die Verschlechterung des Zustands von Wiesen und Weiden als wichtige Lebensräume sowie der Rückgang des Nahrungsangebots ausschlaggebend.
Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) mahnte deutlich stärkere Anstrengungen für den Vogelschutz an, insbesondere in der Agrarlandschaft. „Deutschlands Agrarvögel befinden sich in ungebremstem Sturzflug. Und eine Trendwende ist nicht in Sicht“, so NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger. Ursache Nummer eins ist für ihn die zu intensive Landwirtschaft. Wiesen und Weiden würden immer monotoner, und wichtige Lebensräume verschwänden. Krüger bekräftigte zudem seine Forderung nach einem Systemwechsel in der EU-Agrarpolitik.
Der Leiter Naturschutz beim World Wide Fund for Nature (WWF) Deutschland, Christoph Heinrich, forderte, die nationalen Anstrengungen im Vogel- und Artenschutz deutlich zu intensivieren, damit die Natur nicht verstumme. Die Bundesregierung müsse die Weichen für eine zukunftsgerichtete Landwirtschaftspolitik stellen.