Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Milchpreis Maisaussaat Ackerboden Rapspreis

topplus Berufsbild

Betriebshelfer: Im Ernstfall zur Stelle

Ob Unfall, Krankheit oder Kur: In Notsituationen übernehmen Betriebshelfer die Arbeit auf dem Hof. Wir erklären, was den Beruf ausmacht und wie Sie als Landwirt die Hilfe im Betrieb einsetzen können.

Lesezeit: 5 Minuten

Stall waschen, ausmisten, nur eintönige Arbeiten und kaum Verantwortung: So denken auch vie­le gelernte Landwirte über den Beruf des Betriebshelfers. Handelt es sich ­tatsächlich um „ewige Aushilfen” oder doch um einen anspruchsvollen Beruf? Wir haben in der Praxis nachgefragt.

Soft skills gefragt

Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

„Betriebshelfer sind weit mehr, als ihr Begriff vermuten lässt: Sie sind Be­triebsleiter auf Zeit und übernehmen viel Verantwortung“, so Jörg Uennigmann vom Landesverband der Maschinenringe Westfalen-Lippe. Sie müssen flexibel sein und selbstständig Entscheidungen treffen können. Fällt ein Landwirt aus und liegt im Krankenhaus, gibt es oft nur eine kurze Einweisung. „Ebenfalls unerlässlich ist ein gutes ­Gespür für die Situation“, sagt Guido ­Krisam vom Maschinenring Deutschland. Bei Einsätzen mit Schicksalsschlägen steigt die Verantwortung. „Die Dankbarkeit der Fa­milien entschädigt aber für viele Betriebshelfer die Arbeit“, so Hans-Georg Guhle vom Maschinenring Steinfurt-Bentheim.

Ein Vorteil des Berufs sind die flexiblen Arbeitszeiten. Nebenerwerbslandwirte, an­­­­gehende Hofnachfolger oder Studenten können in Teilzeit oder befristet als Betriebshelfer arbeiten.

Beruf mit Perspektive?

So vielseitig der Beruf ist, gibt es auch eine Kehrseite der Medaille: Betriebshelfer müssen unglaublich anpassungsfähig sein und haben ständig mit neuen Umständen zu tun. Das Gehalt empfinden viele Betriebshelfer als angemessen (siehe „Betriebshelfer werden“), Aufstiegschancen gibt es aber kaum. „Einige junge Betriebshelfer werden abgeworben“, sagt Thomas Harbeck, Geschäftsführer vom Maschinenring Mittelhol­stein. „Eine bedenkliche Situation, gegen die man sich in Zukunft mit entsprechenden Instrumenten schützen sollte.”

Ob Traumjob oder keine Option: Entscheidend sind v. a. die Persönlichkeit und Lebenssituation des Einzelnen.

Betriebshelfer werden

Darauf kommt es an

  • Betriebshelfer brauchen eine abgeschlossene landwirtschaftliche Ausbildung. In Einzelfällen genügt eine mehrjährige Tätigkeit in der Landwirtschaft. Empfohlen werden einige Jahre Berufserfahrung oder die abgeschlossene Meisterschule. Voraussetzung sind außerdem die Führerscheinklassen B und T.

  • In der Regel erhalten Betriebshelfer ein festes Monatsgehalt, das sich aus einem Stundenlohn (je nach Region und ­Qualifikation etwa zwischen 12 und 18 € brutto) und Zusatzleistungen, wie Fahrtkostenpauschalen oder Arbeitskleidung, zusammensetzt.

  • Deutschlandweit sind über die Betriebshilfsdienste der insgesamt 240 Maschinenringe etwa 5 000 Betriebshelfer im Einsatz. Da in den nächsten Jahren rund 30 % von ihnen in Rente gehen, suchen die Maschinenringe etwa 1 000 neue Betriebshelfer.

Reportage

Mit Mensch, Tier und Technik

Junglandwirtin Valeska Peters sieht ihre Zukunft in der praktischen Landwirtschaft. Sie schätzt die vielen Facetten im Beruf des Betriebshelfers, auch wenn sie als Frau oft ein dickes Fell braucht.

Tierversorgung, Feldarbeit und Kontakt zu Menschen: In der Betriebshilfe hat die 24-jährige Valeska Peters einen Beruf gefunden, der Herausfor­derungen und Abwechslung bietet. „Besonders die Anerkennung, die man erfährt, macht diesen Job aus“, sagt sie. Die gelernte Landwirtin arbeitet seit neun Monaten beim Maschinenring Steinfurt-Bentheim. Vorher war sie zuerst beim Lohnunternehmer und dann bei einem Kälberhandel angestellt, beide Jobs waren ihr aber zu eintönig. Zurzeit arbeitet sie auf dem Bullenmastbetrieb von Antonius Brüning in Greven im Münsterland, der wegen einer angerissenen Achillessehne für mindestens sechs Wochen arbeitsunfähig ist. Mitten in der Frühjahrsbestellung war er auf schnelle Hilfe angewiesen und ist mit der Arbeit der Betriebshelferin durchweg zufrieden.

Dass Frauen es in der Landwirtschaft aber nicht immer leicht haben, weiß Valeska. Landwirte sind anfangs oft skeptisch, wenn sie neu auf den Hof kommt. „Man braucht ein dickes Fell, muss sich durchsetzen und auch mal die kalte Schulter zeigen können, wenn ein blöder Spruch kommt“, sagt sie. Dabei zeigen Frauen oft den besseren Umgang mit Tieren, zeigt die Erfahrung von Eva Kortmann, die seit 17 Jahren die Einsatzplanung beim Maschinenring Steinfurt-Bentheim leitet. „Bei Ferkelgeburten haben Frauen beispielsweise oft ein besseres Händchen“, so ihre Erfahrung.

Reportage

„Man muss sich erst beweisen“

Für Patrick Lerchl aus Mitterscheyern in Bayern stand der Berufswunsch Landwirt schon früh fest. Als Betriebshelfer sammelt er Erfahrungen, um später einen eigenen Betrieb leiten zu können.

Ich arbeite auf jedem Einsatzbetrieb so, als wäre es mein eigener“, sagt Patrick Lerchl. „Wenn ich nicht ordentlich arbeite, spürt der Betrieb das wirtschaftlich.“ Der 22-jährige Landwirt aus dem bayerischen Mitterscheyern arbeitet seit 1,5 Jahren beim Maschinenring Ilmtal in Bayern. Obwohl er nicht vom Hof kommt, stand sein Berufswunsch schon früh fest. Am Beruf des Betriebshelfers schätzt er vor allem, dass man verschiedene Wirtschaftsweisen sieht.

Dass der Beruf auch herausfordernd sein kann, hat Patrick bereits erlebt. „Du hast keinen eigenen Betrieb. Fahr besser wieder heim“ – solchen Aus­sagen war er in einzelnen Fällen schon ausgesetzt. Anfangs musste er sein Können erst unter Beweis stellen. Das hatte aber auch Vorteile. „Privat bin ich viel selbstbewusster und offener gegenüber anderen Menschen geworden“, sagt Patrick.

Bisher war das Miteinander auf den Betrieben meistens sehr harmonisch. Trotzdem gibt es Einzelfälle, in denen es nicht so gut läuft. „Ein Betriebsleiter war cholerisch und drohte, handgreiflich zu werden. Da habe ich nach we­nigen Tagen den Betrieb gewechselt“, sagt er. Der Junglandwirt kann sich vorstellen, weiter als Betriebshelfer zu arbeiten, hält aber Ausschau nach Jobs als Betriebsleiter, denn er möchte einen Betrieb im Hopfenanbau übernehmen.

Je nach Krankheitsfall

Wer zahlt die Hilfe?

Der Einsatzgrund entscheidet, wer die Betriebs- und Haushaltshilfe stellt:

  • Landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft (LBG): bei landwirtschaftlichen Arbeitsunfällen oder Berufskrankheiten

  • Landwirtschaftliche Krankenkasse (LKK): bei Arbeitsunfähigkeit wegen Krankheit, krankheitsbedingten Kuren, Schwangerschaft/Mutterschaft

  • Landwirtschaftliche Alterskasse (LAK): medizinische Reha-Maßnahmen, Nach- o. Festigungskuren, Kinderheilbehandlung, Tod des Landwirts

Voraussetzung ist, dass Sie als Landwirt bzw. Ehepartner bei der LBG, LKK oder LAK versichert sind. Als Betriebshelfer können Beschäftigte der SVLFG oder von anderen Stellen (z. B. Maschinenring, Betriebshilfedienst) arbeiten. Für selbst beschaffte, betriebsfremde Ersatzkräfte zahlt die SVLFG eine Kostenerstattung.

Mehr zu dem Thema

Die Redaktion empfiehlt

top + Zum Start in die Maisaussaat keine wichtigen Infos verpassen

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.