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topplus Landwirtschaft in Osteuropa

Ex-Agco-Chef Richenhagen: Börsengang mit Großbetrieb

Ein ehemaliger KTG-Manager will gemeinsam mit Ex-Agco-Chef Richenhagen in Rumäniens Agrarsektor investieren. Sie setzen auf US-amerikanische Geldgeber und den europäischen Veggie-Trend.

Lesezeit: 5 Minuten

Dass ein deutscher Agrarmanager an der New Yorker Börse 175 Mio. US-Dollar für ein Unternehmen einsammelt, das es in seiner endgültigen Form noch gar nicht gibt, klingt waghalsig. Benedikt Förtig hat jedoch genau das gemacht. Sein Plan: Ackerflächen und Agrarbetriebe in der Größenordnung von 20 – 100.000 ha in Rumänien kaufen. Dazu hat er das Unternehmen „Axios“ an die New-Yorker Börse gebracht, Kapital eingesammelt und sich auf die Suche nach passenden Großbetrieben gemacht.

Nachfrage nach Alternativprodukten bedienen

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„Wir legen einen ganz starken Fokus im Bereich der plant based Proteins, also pflanzlicher Proteine“, sagt Förtig im Gespräch mit top agrar. Der Agrarmanager will das frisch gegründete Unternehmen „Axios“ auf Leguminosen und Alternativkulturen fokussieren: „Wir werden natürlich auch Mais, Gerste und Weizen anbauen. In erster Linie sind wir aber daran interessiert, neue Dinge auszuprobieren.“

Er plant die Agrar- mit der Ernährungswirtschaft verbinden, erklärt er im Gespräch. Gesunde Ernährung und der Trend zu Alternativen für tierische Produkte seien dabei die wesentlichen Treiber. „Daher werden wir verarbeitete Produkte auf Basis unserer eigenen Rohstoffe entwickeln. Und wenn Sie eine Verarbeitung haben, dann müssen sie auch entsprechende Kapazitäten im Hintergrund vorhalten“, begründet Förtig die angepeilte Betriebsgröße von deutlich über 20.000 ha.

Zum einen will Förtig verzehrfertige Produkte für Konsumenten im Supermarkt herstellen. Daneben will er die Lebensmittelindustrie mit Zutaten wie Soja- oder Erbsenproteinkonzentraten beliefern. Unternehmen wie die Rügenwalder Mühle oder Nestlé nennt Förtig als potentielle Kunden.

Prominenter Partner

Als Aufsichtsratsvorsitzenden und Investor konnte Förtig Martin Richenhagen gewinnen. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Fendt-Mutter AGCO ist in der Landwirtschaft und vor allem in der US-Wirtschaft bestens vernetzt und fungiert als prominenter Türöffner für Förtig. Das US-Büro der Axios ist auf Richenhagens Farm im Bundesstaat Georgia beheimatet. „Martin Richenhagen ist ein enger Berater und einer der größten Einzelinvestoren in dem Projekt“, freut sich CEO Förtig.

Auf der Suche nach Großbetrieben

Gemeinsam mit Richenhagen und weiteren Geschäftspartnern hat Förtig die „AXIOS Sustainable Growth Acquisition Corporation“ gegründet. Dabei handelt es sich um eine Mantelgesellschaft, ein sogenanntes SPAC (siehe Infokasten), die an der Börse Geld einsammelt. Mit 175 Mio. US-Dollar hat sich Förtig auf die Suche nach passenden Agrar- und Verarbeitungsbetrieben in Osteuropa, vor allem in Rumänien, gemacht. „Ich darf noch nicht genau sagen, welche Unternehmen wir im Detail kaufen wollen“, gibt sich Förtig noch bedeckt. Konkretes darf er erst dann preisgeben, wenn die Geschäfte unter Dach und Fach sind – oder wie der Manager sagt: „nach dem Deal-Announcement“.

Für seine Geschäfts-Idee fühle er sich in Osteuropa richtig aufgehoben, so Förtig. Seinen ursprünglichen Plan, in Russland und der Ukraine zu investieren, hat er ob des Ukraine-Krieges dort über Bord geworfen. Gerade jetzt sei es jedoch wichtig, effiziente Landwirtschaft zu betreiben und Nahrungsmittel zu erzeugen, meint Förtig.

Von Süddeutschland nach Osteuropa

Förtig ist in Süddeutschland aufgewachsen und hat als Manager in verschiedenen Landwirtschaftsunternehmen gearbeitet. Zuletzt als Leiter mehrerer Betriebe in Serbien, die zu einem saudischen Investmentfonds gehören. Davor arbeitete er als Manager bei der KTG-Agrar SE. Als börsennotiertes Agrarunternehmen erinnert Förtigs Axios auf den ersten Blick an die umstrittene KTG, die so manchen deutschen Kleinanleger um die sicher geglaubte Altersvorsorge gebracht hat.

KTG-Fehler vermeiden

An Privatanleger ist das Projekt Axios jedoch nicht direkt gerichtet. Die Aktien sind alle an sogenannte institutionelle Anleger gegangen, z.B. Investmentbanken und Pensionsfonds. Nun kann jedoch jeder, der möchte, AXIOS-Aktien an der New Yorker Börse kaufen.

Die negativen Erfahrungen der KTG-Agrar sind Förtig ein mahnendes Beispiel. Allerdings verfolge AXIOS einen ganz anderen Ansatz. Das Unternehmen sei in Ländern aktiv, die eine andere Agrarstruktur haben als Deutschland. Und auch die Geschäftsstrategie sei nicht zu vergleichen. „Durch die Verarbeitung unserer eigenen Rohstoffe können wir innerhalb des Unternehmens massive Synergien heben“, ist sich Förtig sicher. Außerdem verteilten sich bei AXIOS die Kompetenzen auf mehrere Köpfe.

Förtig: Kritik unbegründet

Kritik am Geschäftsgebaren von Agrarinvestoren lässt Förtig kalt. Erstens seien Investmentfonds und Agrarholdings in Rumänien etablierte Akteure in der Landwirtschaft. Zweitens setze die Axios auf nachhaltige Landwirtschaft inklusive weiter Fruchtfolgen mit Schwerpunkt Leguminosen. „Zu guter Letzt bringen wir dringend benötigtes Kapital und Knowhow in die Region“, berichtet Förtig.

Rechtsform in der Kritik

Das Unternehmen von Förtig, Richenhagen und ihren Partner, Axios, ist ein sogenanntes SPAC. Eine Special Aquistion Company (SPAC) hat kein operatives Geschäft. Es handelt sich dabei um eine Mantelgesellschaft, deren Initiatoren über einen Börsengang Kapital einsammeln. Mit diesem Kapital erwirbt die Mantelgesellschaft in einem zweiten Schritt Unternehmen oder Anteile an Unternehmen. Gelingt den SPAC-Initiatoren ein erfolgreicher Kauf, bekommen Sie bis zu 25 % der Anteile des neu geschaffenen Unternehmens. Im Fall von Axios wären das aktuell Aktien im Wert von 30 bis 40 Mio. US-Dollar.

In der Vergangenheit standen einige SPACs in der Kritik. Den Initiatoren wurde vorgeworfen, lediglich „am schnellen Geld“ interessiert zu sein und deswegen auch minderwertige Unternehmen zu kaufen - nur um den Eigenanteil einzustreichen.

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