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Im Krisenmodus: Ökodorf Brodowin stoppt Milchproduktion

Die Kunden sparen an den Lebensmitteln. Das spürt auch das Vorzeigeprojekt Ökodorf Brodowin. Der Demeterhof schafft die Ziegenherde ab und macht aus den Milchkühen vorübergehend Mutterkühe.

Lesezeit: 3 Minuten

Schon der britische König Charles – damals noch Prinz – war auf dem Vorzeige-Hof des Ökodorfs Brodowin (Landkreis Barnim in Brandenburg). Nun ist der Demeter-Betrieb wegen der aktuellen Wirtschaftslage ist in Schwierigkeiten geraten.

Wegen sinkender Verkaufserlöse hat der Hof die Milchviehhaltung ausgesetzt. Geschäftsführer Ludolf von Maltzahn sagte gegenüber dem rbb, dass aus den Milchkühen jetzt Mutterkühe in Weidehaltung werden sollen. Sie werden eine Zeit lang trockengestellt. Noch wisse er nicht, was mit den Kälbern passieren soll.

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Eine Entscheidung ist auch bei der Ziegenhaltung gefallen. Diese wurde komplett an einen Landwirt aus Nordrhein-Westfalen verkauft. Lediglich zehn von einst mehr als 250 Ziegen sind in Brodowin geblieben. Die Haltung von Milchziegen sei seit langem defizitär gewesen, heißt es aus dem Unternehmen. Immer mehr Menschen würden pflanzliche Alternativen bevorzugen.

Was sind die Gründe?

Laut von Maltzahn hat sich das Einkaufsverhalten in der Bio-Branche in den letzten Jahren massiv verändert. "Viele Kunden kaufen woanders ein", sagt der Landwirt. Die Nachfrage nach Bioprodukten sei 2022 nach Beginn des Kriegs gegen die Ukraine und der darauffolgenden Inflation gesunken: Der Umsatz von Bio-Lebensmitteln ging um 3,5 % zurück im Vergleich zum Vorjahr.

Zwar erholte sich die Öko-Branche bereits im Jahr 2023 mit einem Plus von 5 % wieder und erreichte einen Umsatz von 16,1 Mrd. €. Doch bei vielen Landwirten und Herstellern von Lebensmitteln sei diese Verbesserung noch nicht angekommen, sagt Ludolf von Maltzahn. Er sieht, dass die Verbraucher schlichtweg sparen, weil auch sie durch Inflation und hohe Energiepreise nicht mehr soviel Geld zur Verfügung haben.

"Der Fall ist symptomatisch für alle Betriebe, die mehr machen, als der gesetzliche Mindeststandard verlangt", sagt Michael Wimmer, Chef der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau dem rbb. Wimmer betont, dass in der Inflationskrise die Preise für konventionelle Lebensmittel doppelt so hoch gestiegen seien wie für Bio-Produkte.

Zeit zum Umbau nutzen

Das Ökodorf Brodowin will die kommenden Jahre nun nutzen, um sich neu aufzustellen. So will der Geschäftsführer u.a. den Milchviehstall komplett umbauen und auch die alte Melkanlage aus DDR-Zeiten ersetzen. "Wir versuchen aus einer wohl misslichen Situation etwas Gutes zu machen. Wir wollen die Bedingungen für die Tiere und die Mitarbeiter hier verbessern", sagt von Maltzahn. Das Ökodorf müsse sich anpassen, doch laut dem Geschäftsführer sollen keine Mitarbeiter entlassen werden. "Ich versuche es so zu machen, dass wir innerhalb dessen, was wir tun, Arbeitskräfte verschieben."

Brodowiner Milch gibt es in der Zwischenzeit jedoch weiterhin, die kommt jetzt nur von anderen Bio-Bauern aus der Region. "Ich gehe jetzt nicht hin und kündige ihnen die Lieferverträge", so von Maltzahn.

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